Martin van Creveld

Martin van Creveld
Martin van Creveld im House of Commons (2008)

Martin van Creveld (* 5. März 1946 in Rotterdam) ist ein israelischer Militärhistoriker und -theoretiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1950 zog van Crevelds Familie mit ihm nach Israel. Van Creveld erwarb mehrere akademische Abschlüsse an der London School of Economics und der Hebräischen Universität Jerusalem, an deren Historischer Fakultät er seit 1971 Geschichte und Theorie des Krieges lehrt. 1991/1992 unterrichtete er an der Führungsakademie des US Marine Corps, 1999/2000 unterrichtete er am US Naval War College. 2011 war er Gastdozent am Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum der Universität Trier. Nach einem Vortrag, der im Nachhinein von der Lokalzeitung 16vor und dem AStA der Universität Trier kritisiert wurden,[1][2] wurde sein Vertrag vorzeitig aufgelöst.[3]

Werk

Schwerpunkte der publizistischen Tätigkeit van Crevelds sind Militärgeschichte und Strategie. Zu seinen wichtigsten Buchveröffentlichungen hierzu zählen Command in War (1985), Supplying War: Logistics from Wallenstein to Patton (1977) und The Sword and the Olive (Geschichte der israelischen Streitkräfte, 1998). Dieser Thematik nimmt er sich auch in seiner regen Vortragstätigkeit und zahlreichen Aufsätzen an.

In Deutschland ist van Creveld vor allem bekannt geworden durch seine umfassende Arbeit über die deutsche Wehrmacht, deren Kampfkraft und innere Geschlossenheit er – ohne sie moralisch zu beurteilen – als im Vergleich zu den anderen Streitkräften des Zweiten Weltkriegs überlegen einstuft.[4] Hier finden seine Thesen auch Anklang in rechtskonservativen Medien wie der Zeitschrift Sezession und der Wochenzeitung Junge Freiheit, die er auch öffentlich politisch unterstützt. Abgelehnt wird dort jedoch die Feststellung van Crevelds, dass ohne „aktive oder passive (Mit-)Wirkung“ der Wehrmacht der Holocaust „unmöglich gewesen“ wäre.[5] Auch der Deutschen Militärzeitschrift gibt er immer wieder Interviews. [6]

In einem Vortrag im Dezember 2004 in Düsseldorf trug er kontrovers aufgenommene Aussagen für die Terrorismus- und Aufstandsbekämpfung vor. Seiner Ansicht nach haben sich in den letzten Jahrzehnten lediglich zwei vollkommen entgegengesetzte Ansätze bewährt: zum einen ein defensiver Einsatz überlegener militärischer Kräfte unter strengster Beachtung rechtsstaatlicher Prinzipien und unter Inkaufnahme eigener hoher Opferzahlen, als dessen Beleg er den Einsatz der britischen Armee in Nordirland sieht. Durch jahrelange Geduld sei damit ein Austrocknen des Konfliktes ermöglicht worden. Zum anderen sei ein Ansatz erfolgversprechend, der auf gezielte absolute Repression, Vergeltung und umfassende Einschüchterung setze und zur Abschreckung gerade auf sehr hohe Opferzahlen bei der Zivilbevölkerung abziele. Als Beispiel dafür führt van Creveld die Zerstörung der mehrheitlich islamistisch orientierten Stadt Hama und die planvolle Tötung bzw. Ermordung einer Vielzahl ihrer Bewohner (darunter auch Kinder) unter dem Präsidenten Assad an, wodurch jeder Widerstandswille dort dauerhaft gebrochen worden sei – und zwar sehr schnell und ohne große Mittel.[7]

Van Crevelds Bücher Frauen und Krieg und Das bevorzugte Geschlecht wurden unterschiedlich aufgenommen. Rezensenten monierten, van Creveld zeige eine antifeministische Haltung und habe ein „mittelalterliches Frauenbild“. Der Journalist und Schriftsteller Arne Hoffmann dagegen hält van Crevelds Das bevorzugte Geschlecht für ein „Grundlagenwerk für die Männerbewegung“ im Kampf gegen die von ihm angenommene Diskriminierung von Männern. [8]

Werke (Auswahl)

Weblinks

Quellen

  1. Spiegel Online: Uni Trier brüskiert renommierten Kriegsforscher vom 27. Oktober 2011
  2. “Wenn ich ‘Menschen’ sage, meine ich Männer”, 16vor.de, 18. Oktober 2011
  3. Forschungszentrum trennt sich von Professor, 16vor.de, 25. Oktober 2011
  4. Martin van Creveld Kampfkraft: Militärische Organisation und militärische Leistung 1939–1945 Freiburg 1989
  5. Klaus Hammel: „Autorenportrait Martin van Creveld.“ In: Sezession, H. 1 (April 2003), S. 2-7, hier S. 4.
  6. http://www.d-mz.de/archives/471
  7. Martin van Creveld: „Über die Terrorismusbekämpfung“
  8. Arne Hoffmann mit Martin van Creveld: Zustände: Frauen jammern, Männer arbeiten. In: eigentümlich frei, Nr. 37 [2003], S. 11-15
  9. CSA Professional reading list for Field-Grade Officers, CW4-CW5, and Senior NCOs

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