Dicuil

Dicuil

Dicuil war ein irischer Mönch und Geograph, geboren in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Wann er starb, ist unbekannt. Dicuils Buch 'De mensura Orbis terrae' enthält den frühesten bekannten Bericht über die Besiedelung Islands, und den klarsten westlichen Bericht über den Kanal, der einmal den Nil mit dem Roten Meer verband.

Dicuil gehörte wahrscheinlich zu einem der zahlreichen irischen Klöster des Frankenreiches und war durch eigene Erfahrung mit den Inseln um England und Schottland vertraut. Zwischen 814 und 816 schrieb Dicuil ein astronomisches und 825 ein geographisches Buch.

Das vierbändige astronomische Werk ist eine Art von Computus, d.h. ein System zur Ermittlung des Osterdatums. Nur eine Handschrift ist hiervon erhalten, sie befindet sich in Valenciennes.

Bekannter ist 'De mensura Orbis terrae', eine Zusammenfassung der Erdkunde, die präzise Auskünfte über verschiedene Länder enthält. Das Werk beruht auf der 'Mensuratio orbis', die 435 im Auftrag Theodosius II. erstellt worden war, und von der ein Exemplar seinen Weg an den karolingischen Hof gefunden hatte. Godescalc hatte bereits 781-783 von dieser Handschrift Gebrauch gemacht, als er sein berühmtes 'Evangelistarium' geschrieben hatte. Als Quellen dienten Dicuil auch Plinius der Ältere, Paulus Orosius, Isidor von Sevilla und andere Autoren, sowie seine eigenen Untersuchungen.

In neun Abschnitten behandelt er nacheinander Europa, Asien, Afrika, Ägypten, Äthiopien, das Ausmaß der Erdoberfläche, die fünf großen Flüsse, bestimmte Inseln, die Länge und Breite des Tyrrhenischen Meeres, und die sechs (höchsten) Berge.

Obgleich das Werk hauptsächlich eine Zusammenfassung darstellt, so ist es doch nicht ohne Wert. Dicuil ist unsere einzige Quelle, die Einzelheiten über die unter Theodosius II. vorgenommenen Landvermessungen enthält. Seine im allgemeinen exakten Zitate sind nützlich zur Textkritik der erwähnten Autoren. Von großem Interesse sind auch die wenigen Berichte, die er von Reisenden seiner Zeit erhalten hat - so etwa von dem Mönch Fidelis, der (im Jahre 762?) den damals noch existierenden Kanal zwischen dem Nil und dem Roten Meer entlangreiste, und von Geistlichen, die sechs Monate in Island gelebt hatten. Die Handschrift war den Welsern, Isaac Vossius, Salmasius, Hardouin, und Schöpflin bekannt. Im Druck erschien das Werk zuerst unter dem Titel 'Dicuili Liber de mensura orbis terrae ex duobus codd. mss. bibliothecae imperialis nunc primum in lucem editus a Car. Athan. Walckenaer' (Paris, 1807). Neuere Ausgaben sind die von G. Parthey (Berlin, 1870), und von J.J. Tierney, 'Dicuil: Liber de mensura orbis terrae', 6. Band der Reihe Scriptores Latini Hiberniae (Dublin 1967).

Dieser Artikel enthält Text aus der Catholic Encyclopedia.

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