Die Eberjagd

Die Eberjagd

Die Eberjagd ist eine Kurzgeschichte von Ernst Jünger. Sie erschien zunächst 1952 in der Zeitschrift „Story“ und wurde 1978 in der Ausgabe der sämtlichen Werke wieder veröffentlicht.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der jugendliche Richard steht mit seinem älteren Kameraden Breyer bei einer Jagd auf einer Lichtung, während Treiber einen Eber aufzuscheuchen versuchen. Er ist enttäuscht, weil er noch kein eigenes Gewehr besitzen darf, was sein sehnlichster Wunsch ist. Der Eber flieht an ihnen vorbei und als er schon wieder im Wald verschwunden ist, gelingt es Breyer noch, ihn mit einem Glückstreffer zu erlegen. Die Jagdgesellschaft eilt herbei, der Förster Moosbrugger weidet den Eber aus und Breyer wird ausgiebig gelobt. Von Richard heißt es: Das grobe Geschrei der Jäger bedrückte ihn. Und wieder schien ihm, daß ihnen der Eber hoch überlegen war. (S. 361) Der letzte Satz der Geschichte lautet: Das war der erste Abend, an dem Richard einschlief, ohne an das Gewehr gedacht zu haben; Dafür trat nun der Eber in seinen Traum.“ (S. 362)

Sprache und Form

Jünger verwendet etliche Ausdrücke der Jägersprache wie Vorderhämmer, er hatte sie deutlich zeichnen gesehen, oder der Eber habe noch an neunzig Fluchten gemacht. Die Form ist eine klassische Kurzgeschichte mit expositionslosem Beginn und einem entscheidenden Einschnitt für den Helden. Richard spürt eine Distanz zur Jagdgesellschaft und seine Sehnsucht nach dem Gewehr verschwindet, wie im letzten Satz der Geschichte angedeutet.

Interpretation und Rezeption

Die Eberjagd beschreibt ein Initiationserlebnis, bei dem ein Jugendlicher durch ein entsprechendes Geschehen sich verändert und reift. Allerdings wird dieses Thema variiert, indem keine geradlinige Aufnahme in eine Gemeinschaft (die Jäger) erfolgt, sondern mit dem Erlebnis auch eine Distanz zu dieser entsteht.

Durch die eher abgelegene Veröffentlichung in einer Zeitschrift hat die Geschichte zunächst keine größere Rezeption erfahren. Auch nach der erneuten Veröffentlichung in den sämtlichen Werken blieb die Aufmerksamkeit für diese mit Abstand kürzeste „Erzählung“ (8 Seiten) weit hinter der für bekanntere wie Besuch auf Godenholm oder Gläserne Bienen zurück.

Literatur

Ausgaben
  • Die Eberjagd, in: story. die welt erzählt. Die Monatsschrift der modernen Erzählung. Hg. von Wolfgang Cordan. Tübingen, 7. Jg. Heft 1,
  • Die Eberjagd, in: Sämtliche Werke. Band 15. Erzählungen, S. 353 - 361 Klett-Cotta, Stuttgart 1978, ISBN 3-608-93485-5
Sekundärliteratur
  • Claus-Michael Ort: Gullin Bursti und der Traum vom Mythos. Zum Verhältnis von Mythologisierung und Bedeutungstilgung in Ernst Jüngers Erzählung „Die Eberjagd“ (1952/1960), in: Lutz Hagestedt (Hg): Ernst Jünger. Politik – Mythos – Kunst. Berlin 2004, S. 321-338.

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