Die Füße im Feuer

Die Füße im Feuer

Die Füße im Feuer ist eine Ballade von Conrad Ferdinand Meyer, erschienen 1882 in dessen Gedichten, die unter dem Thema der Folter den Zusammenprall zweier extrem unterschiedlicher Weltsichten zeigt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685, das den Hugenotten, den Protestanten in Frankreich, Glaubensfreiheit gewährt hatte, wurden sie durch Ludwig XIV. erneut scharf verfolgt.

Inhalt

Die Ballade beunruhigt schon mit den Anfangsversen ihre Zuhörer und Leser:

Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm.
Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Ross,
Springt ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust
Im Wind. Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest. [...]

Ein Kurier des Königs von Frankreich sucht vor dem Unwetter Zuflucht in einem Schloss. Dort nimmt man ihn als Gast auf und bewirtet ihn. Die Stimmung ist gedrückt. Er erkennt die Räumlichkeiten wieder, und es wird ihm zu seinem Schrecken bewusst, dass er sich in die Gewalt einer der Hugenottenfamilien begeben hat, die nicht nur von seinem katholischen König blutig verfolgt worden waren, sondern in deren Schloss er selbst vor einigen Jahren anlässlich eines Pogroms die Frau des Junkers zu Tode gefoltert hat. Man weist ihm eine Schlafkammer zu. Er riegelt sich ein, aber das Bild der damaligen Episode, „die Füße im Feuer“, bisher aus seinem Bewusstsein verdrängt, und die Vermutung, erkannt worden zu sein, verursachen ihm Todesangst. Durch die Motivwiederholung („zwei Füße zucken in der Glut“) deutet Meyer an, dass das Verbrechen dem Täter von nun an wohl keine Ruhe mehr lassen wird.

Den Gast weckt morgens überraschend der Schlossherr von seinem Lager und geleitet ihn beim Abritt noch ein Stück, bedrohlich stumm. Dem Untäter ist klar, erkannt worden zu sein. Meyer mildert durch eine zweite Naturschilderung den emotionalen Druck des Vorangegangenen. Mit knappsten textlichen Mitteln zeigt er, wie schwer es dem Gastgeber gefallen ist, den Schuldigen zu verschonen - der es sich bei der Trennung noch herausnimmt, ihn dafür zu loben, dass er gegenüber einem Mann des Königs besonnen geblieben sei. In den Schlusszeilen bekommt er darauf die Quintessenz der Religion der Verfolgten zu hören:

„Du sagsts! Dem größten König eigen! Heute ward
Sein Dienst mir schwer ... Gemordet hast du teuflisch mir
Mein Weib! Und lebst ... Mein ist die Rache, redet Gott.“

Rezeption

Ihre Aufnahme in zahlreiche Lesebücher und Anthologien hat die Ballade im deutschen Sprachraum bekannt gehalten. Sie ist auch in dem von Marcel Reich-Ranicki seit 2002 herausgegebene Sammelwerk Der Kanon enthalten.

Literatur

  • Edgar Neis: Interpretationen von 66 Balladen, Moritaten und Chansons. Analysen und Kommentare. Bange-Verlag, Hollfeld 1978, ISBN 3-8044-0590-8

Weblinks


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