Conrad Ferdinand Meyer

Conrad Ferdinand Meyer
Conrad Ferdinand Meyer

Conrad Ferdinand Meyer (* 11. Oktober 1825 in Zürich; † 28. November 1898 in Kilchberg bei Zürich) war ein Schweizer Dichter des Realismus, der (insbesondere historische) Novellen, Romane und lyrische Gedichte geschaffen hat. Er gehört mit Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schweizer Dichtern des 19. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Conrad Ferdinand Meyer wurde als Sohn des Regierungsrates Ferdinand Meyer (1799–1840) in eine Zürcher Patrizierfamilie hineingeboren. Mit 15 Jahren verlor er seinen Vater. Er hatte ein äußerst schwieriges Verhältnis zu seiner psychisch belasteten Mutter Elisabeth/Betsy Meyer, geborene Ulrich (* 10. Juni 1802 in Zürich), die sich am 27. September 1856 in Préfargier umbrachte.

Einige Jahre seiner Jugend verlebte er in Lausanne, wo er so gut Französisch lernte, dass er französische Literatur übersetzte und sich überlegte, französischer Schriftsteller zu werden oder eine akademische Laufbahn als Romanist einzuschlagen. Noch bevor er zwanzig war, kam er das erste Mal wegen schwerer Depressionen in eine Nervenheilanstalt.

Nach dem Tode der Mutter gelangte er durch eine Erbschaft in gesicherte Verhältnisse. Er unternahm mit seiner Schwester Betsy (1831–1912), die ihm sehr nahe stand, eine Italienreise, die ihn sehr beeindruckte. 1864 erschien anonym sein erster Gedichtband. 1869 übersiedelte er mit seiner Schwester nach Küsnacht am Zürichsee. Der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich 1870/71 stürzte Meyer, der in beiden Kulturen lebte, in einen tiefen Zwiespalt. Nach dem deutschen Siege entschied er sich für die deutsche Literatur.

Literarischen Erfolg hatte er zuerst 1872, als er mit 46 den Gedichtzyklus Huttens letzte Tage veröffentlichte. In der folgenden Zeit erschienen fast im Jahresrhythmus historische Novellen und Romane. Die Aufnahme von Der Heilige durch den renommierten Herausgeber Julius Rodenberg als Vorabdruck in die Deutsche Rundschau befestigte Meyers Ruf als herausragender Erzähler. 1880 wurde er zum Ehrendoktor ernannt.

Meyers Wohnhaus in Kilchberg

1875 heiratete er Luise Ziegler, die Tochter des Zürcher Stadtpräsidenten. Das stärkte entscheidend sein gesellschaftliches Ansehen. 1879 wurde die Tochter Camilla geboren, die 1936 wie ihre Grossmutter Selbstmord beging. Meyers Frau verstand sich nicht mit seiner Schwester, die ihm den Haushalt geführt und als Sekretärin für ihn gearbeitet hatte. 1887 befielen Meyer wieder schwere Depressionen. Sein letztes Werk Angela Borgia konnte er nur mit Mühe fertigstellen. 1892 wurde er erneut in eine psychiatrische Heilanstalt eingewiesen. Er geriet immer mehr in einen Dämmerzustand und wurde 1893, ohne dass sich eine nennenswerte Besserung einstellte, entlassen. Seine letzten Jahre verbrachte er, von seiner Frau liebevoll gepflegt, in seinem Haus in Kilchberg, wo er am 28. November 1898 im Alter von 73 Jahren verstarb. In Kilchberg ist er auch begraben. Louis Wethli schuf für ihn ein Grabdenkmal in der Form eines Obelisken.

Stilistisches

Conrad Ferdinand Meyers Werke sind durch einen hintergründigen Humor gekennzeichnet. Als Nebenfiguren kommen in einer Art Rahmenhandlung manchmal prominente Personen vor, etwa der Schwedenkönig Gustav Adolf (in „Gustav Adolfs Page“), Ludwig XIV. (in „Die Leiden eines Knaben“) oder Dante Alighieri (in „Die Hochzeit des Mönchs“). Dabei setzt der Dichter voraus, dass der Leser über die Bedeutung dieser „Nebenpersonen“ informiert ist. Manchmal ergeben sich in dieser Hinsicht aber auch Überraschungen. Rahmenhandlung und Binnenhandlung sind jedenfalls kunstvoll miteinander verschränkt.

Conrad-Ferdinand-Meyer Preis

Seit 1938 verleiht die Stadt Zürich im Gedenken an Conrad Ferdinand Meyer den Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis.

Werke

Prosa

Versepen

Lyrik

Werkausgaben (in Auswahl)

  • Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. von Hans Zeller und Alfred Zäch. 15 Bände. Benteli, Bern 1958–1996.
  • Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Vollständiger Text nach den Ausgaben letzter Hand. Mit einem Nachwort von Erwin Laaths. Winkler, München 1968.
  • Conrad Ferdinand Meyer: Das Gesamtwerk – vollständig auf 5 MP3-CDs gelesen von Klauspeter Bungert. Bungert, Trier 2008, ISBN 978-3-00-024887-0.
  • C. F. Meyers Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe. Benteli, Bern 1998ff.:
    • Bd. 1: Conrad Ferdinand Meyer – Gottfried Keller. Briefe 1871 bis 1889. Benteli, Bern 1998.
    • Bd. 2: Conrad Ferdinand Meyer – François und Eliza Wille. Briefe 1869 bis 1895. Benteli, Bern 1999.
    • Bd. 3: Conrad Ferdinand Meyer – Friedrich und Georg von Wyss. Briefe 1855 bis 1897. Benteli, Bern 2003.

Meyer als literarische Figur

  • Klauspeter Bungert: Auf dem Canal Grande (Theaterstück), 1989/90, vollständiger Text siehe[1]

Verfilmungen

  • 1942: Der Schuß von der Kanzel
  • 1960: Gustav Adolfs Page
  • 1977: Violanta – nach der Novelle "Die Richterin"
  • 1987: Jenatsch

Literatur

  • Klauspeter Bungert: Die Felswand als Spiegel einer Entwicklung. Der Dichter C. F. Meyer als Gegenstand einer psychologischen Literaturstudie. Berlin 1994, ISBN 978-3000044472
  • Klauspeter Bungert: Zur Zeit nicht en vogue - trotzdem aktuell. Ein Beitrag zum 100. Todestag des Schweizer Dichters Conrad Ferdinand Meyer (28. November 1998) Trier 1998, vollständiger Text unter[2]
  • Tamara S. Evans: Formen der Ironie in Conrad Ferdinand Meyers Novellen. Bern u.a.: Francke 1980. ISBN 3-7720-1476-3
  • Erich Everth: Conrad Ferdinand Meyer. Dichtung und Persönlichkeit. Dresden: Sibyllen-Verlag 1924.
  • Karl Fehr: Conrad Ferdinand Meyer. 2. Aufl. Stuttgart: Metzler 1980. (= Sammlung Metzler; M 102; Abt. D, Literaturgeschichte) ISBN 3-476-12102-X
  • Karl Fehr: Conrad Ferdinand Meyer. Auf- und Niedergang seiner dichterischen Produktivität im Spannungsfeld von Erbanlagen und Umwelt. Bern u.a.: Francke 1983. ISBN 3-7720-1551-4
  • Ulrich Henry Gerlach: Conrad-Ferdinand-Meyer-Bibliographie. Tübingen: Niemeyer 1994. ISBN 3-484-10699-9
  • Albert Geßler: Meyer, Conrad Ferdinand. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 340–370.
  • Thomas Grossenbacher: Studien zum Verhältnis von Literatur und Moral an ausgewählten Werken des schweizerischen bürgerlichen Realismus. Bern u.a.: Haupt 1984. (= Sprache und Dichtung; N.F.; 35) ISBN 3-258-03350-1
  • Huber, Walter: Stufen dichterischer Selbstdarstellung in C. F. Meyers 'Amulett' und 'Jürg Jenatsch'. Bern 1979
  • David A. Jackson: Conrad Ferdinand Meyer. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1991. (= Rowohlts Monographien; 238) ISBN 3-499-50238-0
  • Andrea Jäger: Conrad Ferdinand Meyer zur Einführung. Hamburg: Junius 1998. (= Zur Einführung; 179) ISBN 3-88506-979-2
  • Andrea Jäger: Die historischen Erzählungen von Conrad Ferdinand Meyer. Zur poetischen Auflösung des historischen Sinns im 19. Jahrhundert. Tübingen u.a.: Francke 1998. ISBN 3-7720-2737-7
  • Friedrich Kittler: Der Traum und die Rede. Eine Analyse der Kommunikationssituation Conrad Ferdinand Meyers. Bern 1977.
  • Christof Laumont: Jeder Gedanke als sichtbare Gestalt. Formen und Funktionen der Allegorie in der Erzähldichtung Conrad Ferdinand Meyers. Göttingen: Wallstein-Verlag 1997. ISBN 3-89244-248-7
  • Conrad Ferdinand Meyer 1825-1898. Gedenkband zum 100. Todesjahr. Hrsg. v. Hans Wysling. Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 1998. ISBN 3-85823-724-8
  • Conrad Ferdinand Meyer. Die Wirklichkeit der Zeit und die Wahrheit der Kunst, hrsg. v. Monika Ritzer. Tübingen u.a.: Francke 2001. ISBN 3-7720-2768-7
  • John Osborne: Vom Nutzen der Geschichte. Studien zum Werk Conrad Ferdinand Meyers. Paderborn: Igel-Verl. Wiss. 1994. (= Reihe Literatur- und Medienwissenschaft; 32; Kasseler Studien zur deutschsprachigen Literaturgeschichte; 5) ISBN 3-927104-90-6
  • Peter Sprengel: Von Luther zu Bismarck. Kulturkampf und nationale Identität bei Theodor Fontane, Conrad Ferdinand Meyer und Gerhart Hauptmann. Bielefeld: Aisthesis-Verl. 1999. ISBN 3-89528-236-7
  • Otto Schultheß [Hrsg.]: Briefe von Conrad Ferdinand Meyer, Betsy Meyer und J. Hardmeyer-Jenny. Bern 1927
  • Clarissa Höschel: C.F. Meyers Erstlingserzählung CLARA im Kontext des novellistischen Gesamtwerks. Frankfurt/Main: Peter Lang 2010. ISBN 978-3631592021.

Einzelnachweise

  1. [1] autoren-theater.de
  2. [2] autoren-theater.de

Weblinks

 Wikisource: Conrad Ferdinand Meyer – Quellen und Volltexte
 Commons: Conrad Ferdinand Meyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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