Die Tore der Welt

Die Tore der Welt

Die Tore der Welt (Originaltitel: World without End) ist ein historischer Roman von Ken Follett und nutzt als Fortsetzung den Handlungsort sowie einige Motive aus Die Säulen der Erde. Der englische Originaltitel erschien im Oktober 2007, die deutsche Fassung erschien am 29. Februar 2008.

Protagonisten sind einige Nachfahren der Hauptcharaktere von Die Säulen der Erde, die Handlung setzt ab dem Jahr 1327, also rund 200 Jahre nach dem Zeitfenster des Vorgängerromans ein, der für die Lektüre dieser "Fortsetzung" nicht vorausgesetzt werden muss.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Handlung

Im England des ausgehenden Mittelalters stehen erneut Neubauten und komplexe Beziehungs- und Liebesgeschichten im Mittelpunkt des in sieben Teile unterteilten Romans. Im fiktiven englischen Ort Kingsbridge stürzt die wichtige Hauptbrücke ein. Ebenfalls zeigt sich, dass der über den ursprüngliche Entwurf hinaus vergrößerte Kathedralenturm erneuert werden muss, da er beschädigt ist und sich neigt. Für beide Bauten gilt es neue Techniken zu nutzen, die jedoch auf großes Misstrauen und Standesdünkel stoßen. Dieselbe Gegenwehr erfährt auch die Einführung neuer bzw. wiederentdeckter Methoden in der Heilkunst. Ganz allgemein geht es damit auch um die Auseinandersetzung mit der Willkür feudaler Strukturen, die weltliche wie klerikale Machthaber nicht aufgeben wollen. Kingsbridge strebt nach dem Stadtrecht, um sich von der die Stadt bis jetzt beherrschenden Priorei zu lösen.

Die Handlungsträger lassen sich schematisch zwei Parteien zuordnen: Auf der einen Seite die "Fortschrittlichen", an ihrer Spitze der Baumeister Merthin, einem Nachfahren Jack Jacksons, sowie die geschäftstüchtige Caris, Tochter eines reichen Wollhändlers, die sich als spätere Priorin des Nonnenklosters die Errichtung eines Hospitals zum Ziel setzt. Ferner Gwenda, die als Landarbeiterin für sich und ihren geliebten Wulfric um Gerechtigkeit kämpft. Das auf altem Recht und alter Ordnung beharrende Gegenüber bilden allesamt Anverwandte: der Prior Godwyn und sein Adlatus und späterer Nachfolger Philemon sowie Ralph, Merthins Bruder und späterer Graf von Shiring. Historische Hintergründe bilden der Hundertjährige Krieg sowie die sich ausbreitende Pest.

Personen

Merthin

Obwohl der älteste Sohn verarmter Adliger, wird er in eine Zimmermannslehre gegeben. Durch Geschick und Einfallsreichtum übertrifft er bald seinen Lehrherrn Elfric. Nachdem die alte Brücke von Kingsbridge eingestürzt ist, plant und beginnt er den Bau einer gänzlich neuen Brücke. Doch kurz vor Abschluss seiner Arbeiten wird ihm dieser Auftrag wieder entzogen. Als seine Geliebte Caris Nonne wird, um einen Hexenprozess aufgrund falscher Anschuldigungen abzuwenden, kehrt er England den Rücken. Er lässt sich in Florenz als Baumeister nieder, wo er später eine andere Frau heiratet und mit ihr ein Kind bekommt. Seine Frau stirbt an der Pest, während er sich von der Infektion erholt. Anschließend kehrt er mit seiner Tochter Lolla nach Kingsbridge zurück. Finanziell nun unabhängig, wird er zum Ratsältesten ernannt und macht sich daran, anstelle des alten und einsturzgefährdeten Turms der Kathedrale einen neuen, weit höheren zu errichten. Sein Ziel ist es, den höchsten Turm Englands zu bauen. Nach Caris' Ausscheiden aus dem Kloster heiratet er sie.

Caris

Sie ist das Kind des Wollhändlers Edmund und damit Cousine des späteren Priors Godwyn. Ihre Schwester ist mit dem Lehrherrn von Merthin verheiratet. Obwohl die Umstände sie wiederholt trennen, sind sie und Merthin ein lebenslanges Liebespaar. Allerdings ist sie nicht gewillt, sich mit der Rolle der unterwürfigen Ehefrau abzufinden. Der frühe Tod ihrer Mutter weckt in ihr den Wunsch, ihr Leben der Pflege und Heilung Kranker zu widmen. Nach ihrem erzwungenen Eintritt ins Kloster übernimmt sie die Verantwortung für das Hospital und wird schließlich sogar Priorin. Sie verlässt das Kloster erst, als sie die Leitung des von Merthin gebauten städtischen Hospitals übernehmen und ihn selbst endlich auch heiraten kann.

Gwenda

Gwenda ist die Tochter eines Tagelöhners. Trotz der Rechtlosigkeit ihres Standes verliert sie nie den Lebensmut und verfolgt kämpferisch ihre Ziele. Sie liebt leidenschaftlich den Bauernsohn Wulfric und will ihn heiraten. Dieser jedoch ist in Annet verliebt und ihr versprochen. Beim Einsturz der alten Brücke verliert Wulfric seine ganze Familie. Weil er dadurch die Erbschaftssteuer nicht zahlen kann, verliert er auch das Pacht- bzw. Lehnsrecht seiner Eltern. Annet wendet sich deshalb von ihm ab, heiratet einen Anderen, und Gwenda gelingt es nun, Wulfric für sich zu gewinnen. Erst nachdem im Zuge der Pest die Zahl der arbeitsfähigen Menschen in der Grafschaft immer weiter sinkt, erhalten Gwenda und Wulfric aus der Not des Grafen Ralphs heraus ihr Land zurück.

Ralph

Ralph ist Merthins jüngerer Bruder und beweist schon als Kind einen Hang zur Grausamkeit. Als Knappe gerät er in Streit mit Wulfric und nutzt seine spätere Stellung als Herr von Wigleigh, sich an ihm zu rächen, indem er unter anderem auch Gwenda missbraucht. Wegen der Vergewaltigung Anetts schließlich zum Tode verurteilt, kann er sich jedoch retten, weil Graf Roland ihn als Junker im Krieg gegen Frankreich einsetzen will. Graf Roland stirbt im Krieg, sein Sohn William folgt ihm nach. Ralph kehrt erfolgreich aus einer Schlacht des „Hundertjährigen Kriegs“ (Schlacht von Crécy) zurück und wird zunächst Herr von Caster und nach dem Tod des Grafen William während der Pest selbst zum Grafen ernannt. Um die Grafschaft Shiring für sich beanspruchen zu können, ermordet er seine erste Frau Tilly und heiratet kurz darauf die von ihm schon seit langem begehrte Witwe Philippa. Am Ende wird er von Gwenda und ihrem gemeinsamen Sohn Samuel, der bei der ersten Vergewaltigung gezeugt wurde, getötet, als er Gwenda erneut vergewaltigen will.

Godwyn

Der Cousin von Caris ist Mönch und Mesner in der Priorei. Mit Hilfe seiner klugen und skrupellosen Mutter Petronilla erlangt er durch ebenso geschicktes wie rücksichtsloses Taktieren das freigewordene Amt des Priors. Trat er als Reformer an, entwickelt er sich schnell und immer mehr zu einem selbstsüchtigen und ultrakonservativen Dickkopf, dessen Ehrgeiz und Geltungssucht immer wieder Auswirkungen zuungunsten der Priorei und der Stadt haben. Er behindert den Brückenbau, vertreibt für lange Jahre Merthin aus der Stadt und veruntreut Gelder des Nonnenklosters, um sich selbst einen Priorspalast zu errichten. Er stirbt später an der Pest, nachdem er aus Furcht vor der Krankheit mit den anderen Mönchen aus dem Kloster in die Abtei St. John in the Forest geflohen ist.

Philemon

Der heuchlerische Bruder von Gwenda ist am Anfang Diener der Priorei. Mithilfe seiner Skrupellosigkeit verschafft er sich Zugang zur Priorei, indem er als Mönch aufgenommen wird. Durch ständige Schmeicheleien gegenüber Godwyn wird er dann zum Subprior erhoben. Als wäre das nicht genug, nein, nicht für Philemon, nachdem Godwyn an der Pest starb, tauchte er auf und riss den Priorentitel an sich. Zum Schluss hätte er sogar noch fast den Traum des höchsten Turms Englands von Merthin zunichte gemacht, indem er den älteren Klerus sich zum Verbündeten machte, während die Zeit für einen Bischofswechsel nicht weit war.

Kritik

Laut Denis Scheck in seiner Sendung Druckfrisch ist der Roman „unterhaltsam und handwerklich ordentlich“ gemacht – ansonsten aber nur so „aufregend wie eine Nacht im Kostümverleih“.[1]

Julia Bähr schrieb in der FAZ: „Man kann dieses Genre für trivial halten oder nicht - gut gemacht ist Die Tore der Welt allemal. Auch wenn die Geschichte eine Weile braucht, um in die Gänge zu kommen, wird ihr Fortgang doch bald interessant genug, um immer wieder eine Seite umzublättern.“[2]

Brettspiel

Im Oktober 2009 ist im Kosmos-Verlag auch ein gleichnamiges Brettspiel für zwei bis vier Spieler veröffentlicht worden, welches 2010 den Preis "Spiel des Jahres plus" für anspruchsvolle Spiele erhielt. Autoren des Spiels sind Michael Rieneck und Stefan Stadler. Beide sind auch Autoren des 2006 erschienenen Vorgängerspieles Die Säulen der Erde, das 2007 mit dem Deutschen Spiele Preis ausgezeichnet wurde und mehrere Preise in anderen Ländern gewann.

Ausgaben

Weitere Bearbeitungen

Einzelnachweise

  1. daserste.de Top-Ten-Kurzbewertung von Denis Scheck in seiner Sendung Druckfrisch vom 6. April 2008 zu Ken Follett: Die Tore der Welt
  2. FAZ Von Nonnen und Rittern
  3. zelluloid.de Die Tore der Welt

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