- Die Wächter (Comic)
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Dieser Artikel behandelt den Comic Watchmen. Seine Verfilmung findet sich unter dem vollständigen Titel Watchmen – Die Wächter. - 1987 Kirby Award, Best Finite Series, Best New Series, Best Writer, Best Writer/Artist
- 1988 Eisner Award, Best Finite Series, Best Graphic Album, Best Writer, Best Writer/Artist
- 1988 Hugo Award, Spezielle Auszeichnung
- 1990 Max-und-Moritz-Preis, als beste deutschsprachige Comic-Publikationen
- 2005 Liste der 100 besten Romane seit 1923 des Time Magazine (als einziger Comic)[1]
- Dave Gibbons, Alan Moore: Watchmen - Absolute Edition, Panini Comics, 2009, 468 Seiten, ISBN 978-3-86607-816-1
- Dave Gibbons, Alan Moore: Watchmen, Panini Comics, 2008 (Neuauflage 2009), 436 Seiten, ISBN 978-3-86607-607-5
- Dave Gibbons, Alan Moore: Watchmen - Ultimate Edition, Panini Comics, 2005, 512 Seiten, ISBN 3-89921-972-4 (mit neuer Farbgebung und Extraseiten)
- Dave Gibbons, Alan Moore: Watchmen, Carlsen Verlag, 2000, ISBN 3-551-74408-4 (US-Format)
- Dave Gibbons, Alan Moore: Watchmen - Die Wächter, Carlsen Verlag, 1989 (sechs Bände, Softcover-Albenformat)
- Dave Gibbons: Watching the Watchmen - Die Entstehung einer Graphic Novel, Panini Comics, 2009, ISBN 978-3-86607-817-8
- Anmerkungen von Doug Atkinson
- Watchmen Verfilmung in der IMDB
- Englische und deutsche Trailer zum Watchmen Film
- Offizielle Internetseite des Films
Watchmen ist ein 1986/87 erschienener Comic von Alan Moore (Text) und Dave Gibbons (Zeichnungen). Er erschien zuerst bei DC Comics als zwölfteilige Serie und wurde nicht nur im Comic-Bereich mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Die deutsche Ausgabe der Serie wurde erstmals 1989 in sechs Bänden vom Carlsen Verlag veröffentlicht. Eine auf der Comicserie basierende Verfilmung kam am 5. März 2009 im deutschsprachigem Raum in die Kinos.
Inhaltsverzeichnis |
Szenario
Eine fiktive Version der USA in den 1980ern. Der Kalte Krieg dauert an, die Russen sind noch die außenpolitischen Gegner. Superhelden sind seit einem Anti-Superheldengesetz aus den 1970er Jahren, dem Keene-Act, verboten. Die ersten von ihnen waren nach dem Sensationserfolg des ersten Superman-Comics Ende der 1930er Jahre aufgetreten: maskierte Verbrecherjäger ohne große Fähigkeiten, die sich später als die „Minutemen“ zusammentaten – und bis zu den 1950er Jahren nach und nach freiwillig oder unfreiwillig in den Ruhestand traten. Anfang der 1960er entstand eine neue Generation, mit neuen technischen Fähigkeiten und zum Teil auch tatsächlichen Superkräften. Sie gerieten in den 1970ern durch ihre Selbstjustiz in die Diskussion und wurden durch den Keene-Act zuletzt vor die Alternative gestellt, zurückzutreten oder für die Regierung zu arbeiten. Einige hörten damals schlicht auf (Nite Owl II, Silk Spectre II), andere arbeiten seither in der Forschung (Dr. Manhattan) oder im Geheimdienst (Comedian), einer (Ozymandias) ließ die Maske öffentlich fallen und verdiente damit ein Vermögen, einer (Rorschach) ging in den Untergrund und bekämpft – von der Polizei gesucht, von den Medien totgeschwiegen – das Verbrechen weiter.
Handlung
Der ehemalige Superheld The Comedian wird von einem Unbekannten ermordet. Sein Kollege Rorschach macht sich auf die Suche nach dem Täter und wittert bald eine Verschwörung, als weitere Superhelden bedroht werden: Dr. Manhattan flieht nach einem Skandal in den Weltraum, auf Ozymandias wird ein Attentat verübt, der ehemalige Superschurke Moloch erschossen und Rorschach selbst in eine Falle gelockt. Seine Verhaftung weckt schließlich seinen ehemaligen Partner Nite Owl II aus dem Ruhestand. Er befreit zusammen mit Silk Spectre II Rorschach und gemeinsam kommen sie der (tatsächlichen) Verschwörung auf die Spur.
Charaktere
Sämtliche Charaktere sind – teils auf Basis von wenig bekannten Figuren des Verlags Charlton Comics – neu entwickelt. Dies nimmt dem Leser die Möglichkeit alter Heldenvorlieben oder -abneigungen. Somit kann man „Watchmen“ ohne Vorkenntnisse anderer Superhelden-Geschichten lesen, obwohl Vorkenntnisse und Vergleiche mit anderen Superhelden-Comics den Reiz natürlich erhöhen. Moore nutzt das Fehlen von vorgegebenen Heldenlebensläufen zudem, um jeden Charakter mit einer authentischen Biografie zu versehen: Einer Biografie, die in einer realen Welt funktionieren würde und die Elemente dieser realen Welt verarbeitet, in der Berühmtheiten (zu denen Superhelden ja auch zählen würden) eben Merchandising betreiben, Alkoholprobleme haben, mit Komplexen kämpfen, ihren Ruhm ausnutzen und vielem mehr.
Die Helden der ersten Generation
Hooded Justice
Der erste der „realen“ Superhelden in Watchmen. Sein Name bleibt bis zum Schluss ungenannt, es wird jedoch bekannt, dass er mit der ersten Silk Spectre eine Scheinaffäre hatte, offensichtlich um seine Homosexualität zu verbergen. Er verschwindet, kurz nachdem er sich in der McCarthy-Ära geweigert hatte, seine Identität preiszugeben. Hollis Mason (der erste Nite Owl) schreibt in seinen Memoiren „Unter der Maske“, dass hinter Hooded Justice möglicherweise ein Zirkusartist namens Rolf Müller gesteckt habe, da beide dieselbe Größe und Statur hatten und etwa zur gleichen Zeit verschwanden.
Silk Spectre
Sally Juspeczyk ist der richtige Name von Silk Spectre, der ersten Superheldin. Ihren Nachnamen gibt sie mit „Jupiter“ an, um ihre polnische Herkunft zu verschleiern. Wie auch die anderen Abenteurer der ersten Generation verfügt Juspeczyk über keine besonderen Fähigkeiten, sieht jedoch überdurchschnittlich verführerisch aus – zu verführerisch auch für den Comedian, der versucht, sie zu vergewaltigen.
Juspeczyk heiratet später ihren Agenten Laurence Schexnayder, der ihr eine Filmkarriere vermitteln will – was allerdings scheitert. Aus der Zeit dieser Ehe stammt Tochter Laurel, die Sally zwar zur zweiten Silk Spectre ausbildet – dabei jedoch Kontakte zwischen Laurel und dem Comedian argwöhnisch unterbindet, da dieser ihr wahrer Vater ist.
Zum Zeitpunkt der Watchmen-Handlung lebt die Endsechzigerin/Anfang-Siebzigerin in einer einem Seniorenheim angegliederten Wohnanlage, trauert den alten Zeiten nach, sammelt alte Porno-Comics der 1940er Jahre mit ihr als Protagonistin als Beleg des vergangenen Ruhms – und sieht sogar den traumatisierenden Vergewaltigungsversuch durch Edward Blake (dem Comedian) in einem milderen, verklärten Licht.
The Comedian
Edward Blake, wie der „Comedian“ mit richtigem Namen heißt, gehörte schon mit 17 zur ersten Generation der Superhelden. Dem Verbot der Vigilanten in den 1970ern entgeht er, da er – wie auch Dr. Manhattan – ohnehin für die Regierung arbeitet. Er kämpft als Vorzeigesöldner mit unvorstellbarer Brutalität in Vietnam, befreit (anders als in der Realität) die iranischen Geiseln in der US-Botschaft, schlägt mit erkennbarer Freude Aufstände und Aufständische nieder. Blake ist zynisch, jähzornig. Sein Regierungsauftrag ist für ihn keine Herzenssache, sondern ein Freibrief für zügellose Gewalt in einer Welt, in der es für ihn ohnehin kein Gut und Böse gibt – und von deren Untergang er sowieso überzeugt ist. Er ist es daher auch, der die Bemühungen um eine Union der zweiten Generation der Superhelden sprengt: „In ein paar Jahren fliegen die Atomraketen hier durch die Gegend wie Maikäfer. Und unser Ozymandias hier ist dann der klügste Mensch auf der Asche. Macht's gut, ihr Witzfiguren.“
Bei alledem ist der Comedian kein tumber Haudrauf, sondern beweist immer aufs Neue entlarvenden Scharfblick. Er durchschaut schnell „Hooded Justices“ sexuelle Motive zur Verbrecherjagd, er spricht offen aus, dass Captain Metropolis mit dem Versuch einer zweiten Helden-Union nur über sein Alter, seinen Bedeutungsverlust und seinen Bauchansatz hinwegkommen möchte. Und als er in Gegenwart von Dr. Manhattan in Vietnam in einem Wutanfall seine schwangere Geliebte erschießt, rechtfertigt er sich kalt, aber zutreffend: „Ja, ich habe sie erschossen. Und du hast zugesehen. Du hättest die Kugeln in Dampf verwandeln können oder jeden von uns ins verdammte Australien wegteleportieren, aber du hast es geschehen lassen, weil dir Menschen egal sind.“
Seine Ermordung löst die Ereignisse in „Watchmen“ aus.
Mothman
Nebenfigur, sein richtiger Name lautet Byron Lewis. Sein Superheldenkostüm war ein Mottenkostüm, das ihm ermöglichte in der Luft zu gleiten. Karriereende nach Alkoholismus. Er befindet sich zurzeit in der Psychiatrie.
Nite Owl
Hollis Mason, vor und während seines Lebens als maskierter Abenteurer Polizist, legte sich seine Identität als Held aus verschiedenen Motiven zu. Zum einen war es aus Nostalgie für die Pulp-Romane, was durch das Erscheinen der ersten Superhelden-Comics gefördert wurde. Zum anderen hatte er durch die strengen Moralvorstellungen seines Großvaters, bei dem er mit seiner Familie in seiner Kindheit gewohnt hatte, das Gefühl, er müsse etwas Wichtiges und Richtiges tun.
Diese Motive enthüllt Mason (dessen Ansichten man über das zwischen die einzelnen Kapitel des Comics eingefügte Manuskript seiner Memoiren erfährt) genauso wie die Gründe seines Rücktritts. Zum einen, schreibt er, hätten mehr und mehr die maskierten Schurken gefehlt – und damit die Daseinsberechtigung, gleich in doppelter Hinsicht. Denn ohne Superschurken brauche man nicht nur den Helden nicht mehr, der Held käme sich auch dämlich vor, wenn er der einzige sei, der in einem seltsamen Kostüm herumrenne. Der Hauptgrund für seinen Rückzug sei jedoch das Auftreten von Dr. Manhattan gewesen, dem ersten echten Superhelden im Jahr 1960. Mason trennt hier sehr sorgfältig: Er und seine Kollegen der ersten Generation sind für ihn nur „costumed heroes“ (kostümierte Helden) oder „masked adventurers“ (maskierte Abenteurer), Manhattan ist der erste „Superhero“ (Superheld). Und seine, Masons, Bemühungen seien ihm zunehmend unzulänglich erschienen in einer Welt, in der jemand wie Manhattan praktisch alles bewirken kann, während das Einzige, was er, Mason, anzubieten hatte, „ein guter linker Haken“ gewesen sei.
Nach seiner aktiven Zeit eröffnet er eine Autowerkstatt, schreibt seine bereits erwähnten Memoiren (Titel: „Under the Hood/Unter der Maske“) und trifft sich regelmäßig mit seinem Nachfolger, dem er, nachdem er dessen Talent gesehen hatte, bereitwillig seinen Namen überlassen hatte.
Dollar Bill
Eine tragische Nebenfigur, deren Schicksal nur über Hollis Masons Memoiren enthüllt wird. Auf dem Höhepunkt der ersten Superhelden-Welle in den 1940ern engagiert eine Bank einen eigenen Helden als Werbegag und Schutzmaßnahme – Dollar Bill. Der trainierte Athlet wird bei einem Überfall von einem Räuber erschossen, wehr- und hilflos, nachdem sich sein Umhang in der Drehtür der Bank verheddert. Rückschauend mutmaßt Mason, Bill könne wohl noch leben, wenn sein Kostüm nicht von Marketingstrategen entworfen worden wäre, sondern von Bill selbst. Er, Mason, habe sich aus ähnlichen Erwägungen stets gegen die effektvollen, aber gefährlichen Umhänge entschieden.
Silhouette
Ursula Zandt wurde 1939 zur Heldin und trat auch sogleich den „Minutemen“ bei. Später wurde sie auf Empfehlung von Silk Spectres Manager aufgrund ihrer Homosexualität aus der Gruppe ausgeschlossen, um schlechte Publicity zu vermeiden, nachdem dieser Umstand an die Öffentlichkeit gelangt war. Sie und ihre Liebhaberin wurden nur zwei Wochen später ermordet.
Captain Metropolis
Sein richtiger Name lautet Nelson Gardner. Bevor er sich zum Superhelden Captain Metropolis machte, war er bei der US-Navy. Er versucht die Superhelden Comedian, Rorschach, Ozymandias, die zweite Silk Spectre, den zweiten Nite Owl und Dr. Manhattan dazu zu bewegen, nach dem Vorbild der alten Heldenvereinigung „The Minutemen“ eine neue Heldenunion zu gründen: die Crimebusters. Doch der Comedian erkennt Gardners wahres Motiv: Gardner versucht, über seine zunehmende Bedeutungslosigkeit hinwegzukommen, indem er mittels Gründung eines Vereins an die Prominenz und das strahlendere Image erfolgreicherer Superhelden andockt. Später stirbt Nelson Gardner durch einen Autounfall.
Die Helden der zweiten Generation
Ozymandias
Ozymandias (Adrian Veidt) ist schlicht der „klügste Mann der Welt“. Das Genie hat sich noch vor der Untersagung durch die Regierung als Superheld zurückgezogen und ein Multimilliarden-Dollar-Unternehmen gegründet. Veidt verkauft unter seinem Namen Parfum, aber auch „Ozymandias“-Actionfiguren. Veidt verkörpert in „Watchmen“ eine Art „Superman“/Gott-Dilemma: Wenn ein Held allmächtig ist, wenn er den Weg kennt und die Mittel hat, um die Welt zu retten – wie weit würde er gehen und wie weit darf er gehen? Darf er Opfer fordern? Welche Legitimation hat er dazu?
Veidt hat diesen Weltrettungsplan und beschließt, ihn umzusetzen. Moralische Skrupel kennt er, unterdrückt sie jedoch aus Vernunftgründen – dies wird besonders am Ende deutlich, als Veidt (trotz des Gelingens seines Plans) verunsichert Dr. Manhattan fragt, ob er, Veidt, denn nun auch das Richtige getan hätte. Manhattan kann diese Frage nicht beantworten – und reicht sie somit unausgesprochen an den Leser weiter.
Dr. Manhattan
Der Atomphysiker Jon Osterman erleidet einen Laborunfall, bei dem buchstäblich alle Atome seines Körpers auseinander gerissen werden. Es gelingt ihm jedoch, sich selbst wieder zusammenzusetzen, allerdings in der Form eines haarlosen, blauhäutigen Mannes mit Superkräften. Er ist der einzige Protagonist, der über übermenschliche Kräfte verfügt. Er verfügt unter anderem über die Gabe der Transmutation, der Telekinese und der Teleportation, die sich aus seiner augenscheinlich völligen Kontrolle von Materie und Energie ergeben.
Für Manhattan spielt Zeit keine Rolle. Die Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft von ihm und ihm nahestehenden Personen – alles ist ihm gegenwärtig. Insofern hält er die Zukunft für unabänderlich. Seine Konsequenz: Er widmet sich der Forschung im Regierungsauftrag. Denn an der Verbrechensverfolgung hat er immer mehr das Interesse verloren, sie ist ihm zu unbedeutend – auch, weil es wenig sinnvoll ist, Verbrecher zu jagen, wenn doch ohnehin nur passiert, was sowieso passieren wird. Die Frage, die ihn viel mehr reizt, ist die nach dem Warum: Also nutzt er seine Superkräfte für physikalische Experimente.
Mit Dr. Manhattan spielt Alan Moore den Gedanken des Helden mit tatsächlichen Superkräften durch – und der Wirkung jener Kräfte auf den Helden selbst: Anders als Rorschach treibt Manhattan nämlich nicht die Sehnsucht nach Gerechtigkeit an – Manhattan ist Superheld ohne Interesse am Heldentum, er ist es einfach, weil er durch einen Unfall eben Superkräfte unvorstellbaren Ausmaßes gewinnt. Und diese Kräfte beeinflussen wiederum auch ihn: Durch den neuen Blickwinkel, durch die Einsicht in elementare Zusammenhänge des Universums verlieren für ihn zunehmend herkömmliche Zusammenhänge oder auch Zwischenmenschliches an Bedeutung. So findet Manhattan nichts dabei, seinen Körper beim Sex mit seiner Lebensgefährtin zu vervielfachen, um gleichzeitig im Labor weiterforschen zu können. Eine Herabsetzung von Partnerschaft und Romantik kann er darin nicht mehr erkennen, ihren Ärger bei Auffliegen seiner mehrfachen parallelen Beschäftigungen nicht mehr nachvollziehen. Und mehr noch, verliert er später jegliches Interesse an der Rettung der Menschheit, der er angesichts des Kosmos nur marginale Bedeutung zubilligen kann.
Seine zunehmende Distanz zur Menschheit spiegelt sich auch in seiner Kleidung wieder. Trägt er zu Beginn seiner Superheldenkarriere noch ein Ganzkörperkostüm, bedeckt er später immer weniger seines Körpers, bis er die meiste Zeit nackt verbringt. Konventionelle Kleidung trägt er nur bei seinen wenigen offiziellen Auftritten.
Rorschach
Rorschach ist eine extreme Persönlichkeit, die sich durch ein reines Schwarz/Weiß-Denken auszeichnet. Er besitzt keinerlei Superkräfte oder spezielle Ausrüstung, er ist nur sehr erfahren im Straßenkampf und ein ausgezeichneter Detektiv. Außerdem legt er eine extreme Brutalität an den Tag. Sein Merkmal ist eine Maske mit einem sich ständig ändernden Muster, welches einem Rorschachtest gleicht. Der Charakter basiert auf dem DC/Charlton Comics Superhelden The Question.
Rorschach (eigentlich: Walter Kovacs) hat nichts Glamouröses, nichts Bewundernswertes. Er ernährt sich von kalten Bohnen aus der Dose und von Zuckerwürfeln, die er gelegentlich verschlingt. Er schläft kaum, und wenn er seine Maske kurz lüftet, wirkt er extrem ungepflegt – eben wie jemand, der Tag und Nacht Verbrecher jagt. Nach seiner Verhaftung enthüllt Rorschach gegenüber dem Gerichtspsychologen, dass sich seine Heldenkarriere in zwei Teile gliedert. Anfangs sei er ein Verbrechensbekämpfer aus schlichter Überzeugung gewesen, eben Walter Kovacs, der sich zum Verbrecherjagen verkleidet. Erst nach einem extrem grausamen Entführungsfall sei er tatsächlich durch und durch zu Rorschach geworden – der angesichts von Verbrechen und Korruption nicht mehr wegsehen könne. Und der in den ihm vom Psychologen entgegengehaltenen Rorschach-Flecken eben keine Blumen und Schmetterlinge mehr sehen könne, sondern nur noch die entsetzlichen Grausamkeiten, die er in seiner Verbrecherjäger-Karriere erlebt hat. Seither ist er nicht mehr jemand, der sich gelegentlich als Rorschach verkleidet – sondern Rorschach, der gelegentlich die Maske ablegt und sich als Walter Kovacs ausruht.
Eindeutig sind dabei die Parallelen zum „Comedian“, der aus derselben Erkenntnis wie Rorschach jedoch die exakt gegenteilige Schlussfolgerung zieht: Während Rorschach von seiner schier unerfüllbaren Verpflichtung zum Kampf für Gerechtigkeit aufgefressen wird, folgert der „Comedian“, er als Einzelner könne ohnehin nichts ändern – und somit genauso gut aus seiner Rolle den größtmöglichen Spaß für sich ziehen.
Auch grafisch wird die Geschichte von dem ungleichen Duo Comedian/Blake und Rorschach/Kovacs eingerahmt: Das allererste Panel zeigt den blutbefleckten Smiley-Button des Comedian und die erste Person, die ins Bild kommt, ist Kovacs. Das letzte Panel zeigt ein Smiley-Logo (mit einem blutroten Ketchup-Spritzer) auf dem T-Shirt eines dümmlichen Redaktionsassistenten, der nach dem Tagebuch greift, das Kovacs vor seinem Tod an diese Redaktion schickte.
Der zweite Nite Owl
Richtiger Name: Daniel Dreiberg. Dreiberg ist das introvertierte Gegenstück zu Batman (und zahlreichen, nach einem ähnlichen Grundmuster gestrickten Superhelden) – ein wohlhabender Mann, der seinen Charakter „Nite Owl“ mit jeder Menge Gimmicks ausrüstete. Ein Eulenschiff („Owlship“), verschiedene Eulenanzüge zum Tauchen etc. helfen Dreiberg, der keinerlei Superkräfte besitzt. Dreiberg hat sich inzwischen zurückgezogen, geht gelegentlich in seinen bathöhlenartigen Keller, um den guten alten Zeiten nachzutrauern und weiß ansonsten nicht so recht, was er mit seiner Zeit tun soll. Er ist rationaler als sein Ex-Partner Rorschach, zog sich deshalb auch bei der Verabschiedung des Antisuperheldengesetzes widerspruchslos zurück, was der Fanatiker Rorschach ihm übelnahm.
Die Rolle des „Nite Owl“ dient ihm auch zur Überwindung seiner Selbstzweifel. Dies wird besonders deutlich in seiner Beziehung zur ehemaligen Heldenkollegin Juspeczyk, wo er erst dann volle erotische Leistungsfähigkeit erreicht, als er das Eulenkostüm zu Hilfe nimmt.
Die zweite Silk Spectre
Laurie Jane Juspeczyk hatte nie große Lust auf den Superheldenjob. In die Rolle gedrängt wurde sie von ihrer Mutter, der ersten Silk Spectre, die ihre Karriere steuerte wie Mütter von Tennis-Stars oder Models. Juspeczyk hat sich ebenfalls zurückgezogen, lebt nun an der Seite Dr. Manhattans und leidet unter seiner wachsenden Vergeistigung, die sie in die Nähe Daniel Dreibergs bringt.
Trivia
Beschreibung
Die Serie erweist sich als „Was-wäre-wenn-Superhelden-Geschichte“. Die vormaligen Retter des Universums sind verarmt oder haben mit ihrer Identität Millionen verdient. Es geht darin um die Frage „Wie würden sich die Superhelden aus den amerikanischen Comics in der realen Welt verhalten und wie würde die reale Welt auf sie reagieren?“ Angereichert mit viel Gesellschaftskritik wird unter anderem das Vigilantentum der selbsternannten Hüter von Recht und Gesetz hinterfragt. Dies kulminiert im Plan des ehemaligen Superhelden Ozymandias, durch einen fingierten Angriff Außerirdischer (mit allerdings sehr realen Millionen Toten) die Welt zu einen, den Weltfrieden zu beschwören und so einen drohenden Atomkrieg abzuwenden.
Der Plan gelingt, seine Legitimität können allerdings weder die wider Willen beeindruckten Gegner Ozymandias noch kann es Ozymandias selbst beurteilen. Die Frage wird an den Leser weitergereicht, und das in weitaus deutlicherer Form als in Frank Millers Batman - Die Rückkehr des Dunklen Ritters: Während bei Batman die mythische, stets bewundernswert rebellische Figur den Leser für den Superhelden einnimmt, ist bei „Watchmen“ keine vertraute Sympathiefigur vorgegeben. Obendrein erscheint auch kein Watchman sonderlich nachahmenswert: Weder will man sich auf Seiten des arroganten Ozymandias schlagen, noch möchte man der übergewichtige Nite Owl sein, der seltsam kalte Dr. Manhattan zieht so wenig an wie der fanatische und extrem ungepflegte Rorschach. Und auch die Coolness des Comedian verblasst gegen die Ungerührtheit, mit der er in Asien Gegner mit Flammenwerfern bekämpft und eine von ihm schwangere Frau erschießt.
Titel
Der Titel Watchmen bezieht sich auf ein Zitat des römischen Autors Juvenal aus seiner Satire VI, Vers 347: „Quis custodiet ipsos custodes?“, zu deutsch: „Wer wird die Wächter überwachen?“. Ins Präsens gewandt, beherrscht dieser Spruch („Who watches the Watchmen?“), der aber nie vollständig in den Panels abgebildet ist, als Graffiti die Straßenbilder der „überwachten“ Städte im Comic.
Verfilmung
Schon seit den späten 1980er Jahren ist eine Verfilmung der Materie im Gespräch. Sam Hamm schrieb damals bereits ein Drehbuch, das allerdings nie umgesetzt wurde. Auch Terry Gilliam war eine Zeitlang im Gespräch, wollte den Comic allerdings nicht in Form eines einzelnen Filmes umsetzen. 2005 war Darren Aronofsky als Regisseur vorgesehen, konnte aber aufgrund zeitlicher Überschneidungen mit einem anderen Filmprojekt Watchmen nicht umsetzen.
Nachdem schon andere erfolgreiche Comics von Alan Moore wie From Hell, Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen und V wie Vendetta in Kinofilme umgesetzt wurden, ist Zack Snyder auf dem Regiestuhl gelandet. Der Kinostart von Watchmen – Die Wächter war in Deutschland am 5. März 2009, in den USA startete der Film einen Tag später.
Auszeichnungen
Watchmen wurde mit mehreren Preisen nicht nur aus dem Comic-Bereich ausgezeichnet, darunter
Deutsche Ausgaben
Comic:
Begleitband zum Comic:
Weblinks
Einzelnachweise
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