- Die eiserne Jungfrau
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Die Eiserne Jungfrau ist ein Gerät, dem der Mythos anhaftet, für Folterung und Hinrichtung von Menschen benutzt worden zu sein. Es handelt sich um einen hölzernen oder metallenen Hohlkörper, meist in Frauengestalt, der nach gängiger Vorstellung mit nach innen stehenden Nägeln oder Dornen beschlagen war.
Inhaltsverzeichnis
Überlieferte Durchführung / heutiger Standpunkt
Nach der Überlieferung stellte sich der Todeskandidat in die Figur, worauf diese geschlossen wurde und sich die Spitzen in den Leib bohrten. Bei der sogenannten Nürnberger Eisernen Jungfrau fiel die Leiche danach durch eine Öffnung im Boden in den Fluss. Genannt wurde diese Hinrichtungsart Der Jungfernkuss und das gesamte Verfahren Das heimliche Gericht.[1] Die Vorstellung basiert auf einer angeblichen Nürnberger Chroniknachricht von 1533, die vom Altdorfer Professor Johann Philipp Siebenkees 1793 kolportiert wurde und im Kontext damaliger Vorstellungen mittelalterlicher Femegerichte steht. Die erhaltenen Vorrichtungen sind wohl Umdeutungen frühneuzeitlicher Schandmäntel und wurden erst später mit Nägeln gespickt, (oder mit Bajonetten wie beim Nürnberger Exemplar[1]). Daher entfernte man bei der im Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber ausgestellten „eisernen Jungfrau“ die enthaltenen Nägel wieder.
„Apega“ des Königs Nabis
Als erste eiserne Jungfrau wird Apega bezeichnet, die sich der spartanische König Nabis (207–192 v. Chr.) angeblich bauen ließ. Hierbei handelte es sich – im Gegensatz zu den frühneuzeitlichen eisernen Jungfrauen – um eine Konstruktion mit eingefügten Nägeln. Im Foltermuseum von Volterra (Italien) ist ein derartiges Objekt ausgestellt. Im begleitenden Text steht allerdings zu lesen, dass die Dornen oder Nägel derart bemessen waren, dass sie sich nicht tief genug ins Fleisch bohrten, um das Folteropfer zu töten, jedoch tief genug, um den Prozess des Sterbens durch Verbluten einzuleiten anstatt durch das Durchbohren lebenswichtiger Organe, was einen weitaus qualvolleren Tod zur Folge hatte.
Rezeption
Die Eiserne Jungfrau gilt in der Populärkultur, aber auch in der Literatur immer noch als Inbegriff mittelalterlicher Justiz. In mehreren Büchern (z. B. Kurt Vonneguts Roman Schlachthof 5) und Filmen (z. B. Sleepy Hollow) wird der Mythos der eisernen Jungfrau unreflektiert übernommen. Nach der eisernen Jungfrau (engl. iron maiden) sind neben der Heavy-Metal-Band Iron Maiden mehrere, meist fiktive Charaktere benannt (vor allem in Computerspielen, z. B. in Dungeon Keeper oder Resident Evil 4).
Die berühmteste eiserne Jungfrau, die bis 1945 in Nürnberg gezeigt wurde, inspirierte den Dracula-Autor Bram Stoker zu seiner Gruselgeschichte Die Squaw. Dort wird die eiserne Jungfrau noch in der landläufigen Vorstellung verwendet: Ein Besucher des Kuriositätenkabinetts in der Nürnberger Burg zwängt sich aus Übermut in die eiserne Jungfrau und kommt dann in ihr auf spektakuläre Weise qualvoll um, nachdem eine von ihm zuvor gepeinigte Katze den Schließmechanismus des Gerätes betätigte.
Literatur
- Wolfgang Schild: Die eiserne Jungfrau. Dichtung und Wahrheit (Schriftenreihe des Mittelalterlichen Kriminalmuseums Rothenburg o. d. Tauber Nr. 3) Rothenburg o. d. Tauber o. J. [2000]
Belege
- ↑ a b Die Geschichte der Gerichtsbarkeit, München: Verlag Georg D. W. Callwey 1980. Lizenz für: Nikol Verlagsgesellschaft mbH., Hamburg 1997 S. 50
Weblinks
- http://www.dingo.saar.de/squaw.html Stoker auf deutsch
- http://www.gutenberg.net/dirs/1/0/1/5/10150/10150-h/10150-h.htm Stoker auf Englisch
- Sur la vierge de fer (franz.)
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