Dittersdorf (Glashütte)

Dittersdorf (Glashütte)
Dittersdorf
Koordinaten: 50° 50′ N, 13° 48′ O50.83333333333313.808333333333Koordinaten: 50° 50′ 0″ N, 13° 48′ 30″ O
Eingemeindung: 1. Jan. 1996

Dittersdorf ist ein Ortsteil der sächsischen Uhrenstadt Glashütte im Osterzgebirge. Zusammen mit seinen ehemaligen Ortsteilen Börnchen, Rückenhain und Neudörfel besitzt es ca. 700 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Blick auf das Unterdorf

"Das Dorf liegt abseits der gangbarsten Verbindungen des östlichen Erzgebirges, und zwar drei Kilometer (Luftlinie) südöstlich von Glashütte.

Das Dorf ist in ein Hochtal gebettet. Die Gehöfte säumen die Dorfstraße zu beiden Seiten. So erreicht das Dorf in seiner Nord-Süd-Ausdehnung die stattliche Länge von 2,4 km. Beim Durchwandern des Dorfes in der genannten Richtung muss der Fußgänger einen Höhenunterschied von 82 Meter überwinden. Dieser Höhenunterschied entspricht der Differenz zwischen der Höhenlage des nördlichsten Gehöftes des Dorfes (440 m über Normalnull) und der des südlichsten Gehöftes des Dorfes (522 m über Normalnull).

Die Nagelsche Säule auf der Dittershöhe gilt im allgemeinen als höchster Punkt Dittersdorfs.

Die beiden Ortsteile Neudörfel und Rückenhain - nördlich Dittersdorfs gelegen - haben als direkte Verbindungen zum Ort nur Feldwege aufzuweisen. Der Vollständigkeit halber sei noch der Ortsteil Bärenhecke erwähnt, obwohl er nur aus drei bewohnten Grundstücken besteht.

Die Dittersdorfer Flur, die mit 1293 Hektar zu den größten Gemarkungen des Kreises Dippoldiswalde zählt, grenzt an neun Gemeinden, und zwar im Süden an Börnchen und im Südwesten an Bärenstein, im Westen bildet die Müglitz die Grenze gegenüber Johnsbach, während im Nordosten die Dittersdorfer und die Glashütter Flur sich berühren. Der nördlichste Zipfel unseres Gebietes reicht bis an die Fluren von Cunnersdorf, Schlottwitz und Liebstadt heran. Das Dittersdorfer Terrain endet im Osten am Trebnitzbach. Jenseits des Wasserlaufes schließen sich Flächen der Stadt Liebstadt an.

Keiner der zahlreichen, das Dorf umgebenden Höhenrücken gestattet einen Blick über den ganzen Ort. Das Oberdorf lässt sich von der Dittershöhe (562,7 m über Normalnull) gut überschauen, indes sich das Unterdorf den Blicken des Betrachters bietet, der auf dem 518,5 m hohen Sonnenberg steht. Die erstgenannte Erhebung gilt fälschlicherweise als höchste Stelle der Gemeinde, obgleich sie von einem auf der Südgrenze der Gemarkung liegenden Punkt hinsichtlich der Höhe um neun Meter übertroffen wird."
von Rudolph Bader (†), erschienen in der Broschüre "Dorffestspiele 1975"

Geschichte

Dittersdorf wurde 1340 erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde wird die Burg und die Stadt Lauenstein „mit Zubehör“, darunter auch Dittersdorf, von den Herren von Berga an Peter von Trossin verkauft. Die Gründung von Dittersdorf wurde bisher gegen Ende des 13. Jahrhunderts vermutet; sie sei wahrscheinlich von den Herrschaften Bärenstein oder Lauenstein ausgegangen. Durch die Zinnerzfunde in der Region vermutete man sicherlich auch im Gebiet Dittersdorfs Erze und andere Bodenschätze und beauftragte einen Lokator namens Diether, ein Dorf zu gründen. Da sich diese Hoffnungen nicht bestätigten, siedelten sich Bauern in Dittersdorf an, rodeten die Wälder und legten Felder an. Weitaus realistischer erscheint jedoch, dass das Dorf auf Dietrich von Potschappel (Stammort sw. Dresden) zurückgeht, der 1206 zusammen mit seinem Verwandten Berthold (Gründer des benachbarten Berthelsdorf?) einmalig in der Überlieferung aufscheint. Die Herren von Potschappel waren Ministeriale der Burggrafen von Dohna und scheinen in den 1270/80er Jahren in den Herren von Sürßen aufgegangen zu sein.

Dittersdorfer Kirche

Vermutlich wurde in dieser Zeit auch eine Kirche errichtet, anfangs vielleicht nur eine Holzkapelle, die später durch eine aus Stein ersetzt wurde. Man vermutet, dass die Sakristei der heutigen Kirche noch aus dieser Zeit stammen könnte. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert wurde die Kirche schrittweise erweitert und ausgebaut. Die Markierungen an der Kirchendecke zeigen, dass 1532 und 1623 Erweiterungen stattgefunden haben müssen. Ebenfalls 1623 eröffnet in Dittersdorf eine Schule, in der vermutlich Schüler aller Altersklassen gemeinsam unterrichtet wurden.

Der Dreißigjährige Krieg brachte Mord, Raub und Brandschatzungen ins Dorf. Dass die Geschichte Dittersdorfs vor dem Dreißigjährigen Krieg oft schlecht nachzuvollziehen ist, liegt daran, dass die kaiserlichen Truppen viele Dokumente aus dieser Zeit zerrissen und verbrannten. So fielen dem Krieg auch die Kirchenbücher zum Opfer. Auch das 18. Jahrhundert war sehr unruhig für Dittersdorf und die Region. 1707 fielen schwedische Dragoner in Dittersdorf und Liebenau ein, 1753 Dombalesche Korps und 1758 Hradicksche Korps. Alle plünderten und randalierten. Der Frieden von Hubertusburg 1763 brachte schließlich auch Dittersdorf Frieden.

Als deutlich verheerender für das Dorf erwies sich die Pest. 1506 war Dittersdorf zum ersten Mal von der Seuche betroffen, die im weiteren Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts mehrfach weitere Opfer forderte. Im September 1632 schleppten Soldaten des kaiserlichen Generals Holk die Pest nach Dittersdorf ein, plünderten und raubschatzten im Dorf. Sie und die Seuche waren dafür verantwortlich, dass das Dorf nahezu entvölkert wurde: In den folgenden fünf Jahren starben 405 Menschen in Dittersdorf an der Pest. Die Leichen wurden in Häusern oder auf dem Feld beerdigt. Erst 1643 war man wieder in der Lage, christliche Bestattungen durchzuführen.

Anfang des 19. Jahrhunderts verzeichnete Dittersdorf Missernten und große Viehverluste. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts hielt der Fortschritt in Dittersdorf Einzug. 1883 baute man eine Straße nach Rückenhain, das bis dahin nur über einen Feldweg mit Dittersdorf verbunden war. 1913 wurde Dittersdorf an das Stromnetz Freiberg angeschlossen. Neudörfel folgte 1921, Rückenhain 1926.

Wirtschaft

In Dittersdorf wird auch heute noch Landwirtschaft betrieben. Vor allem die Jungviehanlage aus DDR-Zeiten, die nun zur Liebenauer Agrar GmbH gehört, bewirtschaftet einen Großteil der Felder. Hier werden Getreide und Futtermais für den Eigenbedarf angebaut. Dittersdorf zählt heute zu den wenigen Dörfer in der Region, die einen eigenen Bäcker, einen eigenen Fleischer und ein Lebensmittelgeschäft besitzen. Des Weiteren haben sich einige kleine Unternehmen aus den Bereichen Büro- und Computertechnik, Transport, Feinmechanik, Baugewerbe und Finanzen hier niedergelassen.

Vereine

Nach der Wende 1990 hat sich im Dorf wieder ein Schützenverein gegründet. Auch der Heimatverein "Zur Linde" Börnchen, der Reitverein und der Jugendclub "Sunshine" bestimmen das Leben in Dittersdorf. Zusammen veranstalten Sie jährlich das Dittersdorfer Maifest, das jedes Jahr Ende April/Anfang Mai stattfindet. Weitere jährliche Veranstaltungen sind ein Reit- und Springturnier sowie ein kleines Schützenfest.

Quellen und weiterführende Dokumente

  • Broschüre Dorffestspiele 1975, Dorfclub Dittersdorf
  • Bader, Rudolph: Die Gemeinde Dittersdorf (Kreis Dippoldiswalde), eine ökonomisch- und siedlungsgeographische Studie, Dittersdorf 1959
  • Legler, Manfred: Die geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung der Orte Dittersdorf und Börnchen von den Anfängen bis 1945 im östlichen Erzgebirge; Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 1924, Heft 3 bis 4
  • Kaiser, Vincenz: Von Potschappel nach Grafenstein. Die Burggrafen von Dohna und ihre Ministerialität zwischen Elbtal und Oberlausitz im Hochmittelalter, in: Neues Lausitzisches Magazin Neue Folge 13 (2010), S. 111-136
  • Störzner, Siegfried: Aus vergangenen Tagen von Dittersdorf bei Glashütte; Müglitztal-Nachrichten, Jahrg. 1929 Nr. 54
  • Richard Steche: Dittersdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 25.

Weblinks


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