- Domino-Theorie
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Die Domino-Theorie ist ein politischer Begriff aus den Zeiten des Ost-West-Konflikts. Sie wurde am 7. April 1954 von US-Präsident Dwight D. Eisenhower verkündet.[1]
Inhaltsverzeichnis
Inhalt und Geschichte
Während des Kalten Krieges gingen die Staaten des Westens, insbesondere die USA, von großen Expansionsbestrebungen der Sowjetunion und ihrer kommunistischen Ideologie aus. Die Domino-Theorie geht davon aus, dass sobald ein Land in kommunistische Hände fiele, benachbarte Länder aufgrund der „populistischen Kraft der Ideologie“ binnen kurzer Zeit ebenfalls dem Kommunismus „ausgeliefert“ wären. Ähnlich wie eine Reihe Dominosteine würde so ein Land nach dem anderen kommunistisch werden und sich der Kommunismus unkontrollierbar ausdehnen. Eisenhower begegnete diesem Domino-Effekt mit der Rollback-Politik, einer offensiven Weiterentwicklung der Eindämmungspolitik von Harry S. Truman. Die Rollback-Politik wurde jedoch nie in ihrer vollen offensiven Natur angewendet.
Als intellektuelle Begründer der Domino-Theorie gelten Dean Acheson und John Foster Dulles, Außenminister in den Regierungen Truman und Eisenhower. Der Ruf nach starken Maßnahmen gegen eine Ausdehnung des kommunistischen Blocks traf auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges auf deutliche Zustimmung in der US-Öffentlichkeit, da auch das innenpolitische Klima sehr antikommunistisch dominiert war.
Rückblickend schien sich die Domino-Theorie mit dem „Verlust“ Chinas 1949 an den Kommunismus und das weitere Überschwappen der kommunistischen Ideologie auf Korea, Laos und Vietnam zu bestätigen. Sie diente daher zur Begründung für das militärische Engagement der USA vor allem in Vietnam. Auch das US-Engagement gegen sozialistische oder kommunistische Regierungen in Lateinamerika waren durch die Domino-Theorie begründet: 1954 beim Sturz des demokratisch gewählten guatemaltekischen Präsidenten Jacobo Arbenz Guzmán (Operation PBSUCCESS), bei der harten Haltung der Vereinigten Staaten gegenüber Kuba seit der Revolution durch Fidel Castro und bei den verdeckten CIA-Operationen in Chile, die am 11. September 1973 zum Militärputsch gegen den demokratisch gewählten sozialistischen Präsident Salvador Allende führte.
Die antikolonialen Revolutionen in den 1960er und 1970er Jahren, die häufig zu sozialistisch ausgerichteten Regimen in den afrikanischen Ex-Kolonien führten, sowie die Revolution in Nicaragua 1979 erneuerten die Befürchtungen eines Dominoeffektes und führten unter der Regierung Reagan zu verstärkten Anstrengungen von Containment und Rollback, dem Versuch sozialistische Regime zu stürzen (wie etwa bei der US-Invasion in Grenada).
Die Domino-Theorie ist eine Theorie, die typischerweise dem Realismus beziehungsweise Neorealismus anzurechnen ist. Dies begründet die Bedeutungslosigkeit dieser Theorie nach dem Zusammenbruch des Ostblocks.
Kritik
Die Domino-Theorie ist wie der Realismus und der Neorealismus eine simple Theorie, die politische Prozesse nicht mit der notwendigen Komplexität wiedergibt. So wurde beispielsweise dem Wandel in der sowjetischen Außenpolitik unter Chruschtschow keine Rechnung getragen. Ebenfalls unberücksichtigt blieben die verschiedenen Ausrichtungen des Kommunismus und damit auch das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis. Durch das offensive, zuweilen aggressive Verhalten der US-Außenpolitik hat sich die Domino-Theorie teilweise zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung entwickelt. So hat die Unterstützung der USA für die diktatorischen Herrscher in Südkorea und Südvietnam die kommunistischen Bewegungen in diesen Ländern verstärkt. Der Einmarsch in Laos und Kambodscha im Vietnamkrieg hat genau dazu geführt, dass diese Nachbarländer in Richtung Ostblock „gekippt“ sind, auch wenn sich Befürchtungen seitens der USA, dass ganz Asien kommunistisch würde, nicht bewahrheitet hatten. Außerdem hat die bedingungslose Unterstützung antikommunistischer Politiker durch die USA, auch dann, wenn sie im Hinblick auf Menschenrechte oder Korruption von zweifelhafter Lauterkeit waren, den moralischen Anspruch des eigenen Handelns in Frage gestellt.
Einzelnachweise
- ↑ Dominotheorie. In: Fischer Kompakt. Abgerufen am 16. Dezember 2008.
Literatur
- Arno Kohl: Dominotheorie und amerikanische Vietnampolitik 1954–1961. Eine Fallstudie zur Rolle von Leitbildern in der internationalen Politik. Freiburg 2001 (Inaugural-Dissertation an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, PDF, 4 MB, abgerufen am 16. Dezember 2008).
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