Donareiche

Donareiche
Bonifatius lässt die Donareiche fällen (Gemälde von 1737)
Bonifatius fällt die Donareiche (Bernhard Rode, 1781)
Nach vollendeter Tat

Die Donareiche war ein dem germanischen Gott Donar bzw. Thor geweihter Baum bei Geismar, heute Stadtteil von Fritzlar, in Nordhessen.

Inhaltsverzeichnis

Fällung durch Bonifatius

Bekannt ist die Eiche durch eine Begebenheit während der Missionstätigkeit des Bonifatius. Laut der Vita Sancti Bonifatii des Willibald von Mainz befand sich Bonifatius auf einer Missionsreise im Nordosten des Frankenreichs im heutigen Hessen. Er benutzte dabei die von den bereits seit Chlodwig christianisierten Franken errichtete und besetzte Büraburg am Südufer der Eder gegenüber der heutigen Stadt Fritzlar als Basis. Um die zum Großteil noch nicht zum Christentum bekehrten Chatten zu überzeugen, suchte er die Ohnmacht der altgermanischen Götter zu beweisen und ließ im Jahre 723, unter dem Schutz fränkischer Soldaten und in Gegenwart zahlreicher Chatten, die uralte Eiche fällen, die eines der wichtigsten germanischen Heiligtümer war. Aus dem Holz der Eiche ließ er eine dem Hl. Petrus geweihte Kapelle bauen, die dann die Keimzelle des von ihm 724 gegründeten Benediktinerklosters Fritzlar wurde. Heute steht an ihrer Stelle der „Dom“ (Stiftskirche) St. Peter in Fritzlar.

Ausbreitung des Christentums

Büraburg wurde im Jahre 742 von Bonifatius zum ersten Bistum in den neu missionierten Territorien erhoben. Das Bistum wurde allerdings nach dem Tode des ersten Bischofs, Witta, nicht wieder besetzt, sondern von Lullus, Bonifatius' Nachfolger als Erzbischof von Mainz, in das Bistum Mainz eingegliedert, um dadurch Mainz die Aufsicht über die Missionsarbeit in den weiter östlich gelegenen Gebieten zu sichern.

Andere Hypothesen

Es heißt manchmal, die Donareiche habe auf dem einige Kilometer nordwestlich gelegenen Johanneskirchenkopf zwischen Geismar, Züschen und Wellen gestanden. Dies ist jedoch wenig plausibel, denn erstens hätte man das Holz der Eiche mühsam bis zum heutigen Domhügel in Fritzlar transportieren müssen, um dort die Kapelle des Bonifatius zu errichten, und zweitens hätte man den dem Donar geweihten Ort ohne Kapellenbau nicht sofort dem alten Glauben entweiht und dem neuen geweiht. Hinzu kommt, dass die chattische Siedlung „Altgeismar“, die in den 1970er Jahren einige hundert Meter südlich des heutigen Ortskerns von Geismar ausgegraben wurde, dem Fritzlar Domhügel wesentlich näher liegt als dem Johanneskirchenkopf.

Spekulationen, nach denen die Donareiche auf dem Hülfensberg bei Geismar an der Frieda oder bei Hofgeismar in Nordhessen gestanden hätte, sind wenig glaubhaft, da diese Orte zu weit von der Büraburg entfernt sind und Bonifatius kaum das Holz der Eiche zum Bau seiner Kapelle bis nach Fritzlar hätte transportieren lassen.

Literarische Erwähnung

Literarische Erwähnung fand die Donareiche unter anderem in Wolfdietrich Schnurres Der Schattenfotograf.

Literatur

Weblinks

Siehe auch

 Commons: Donareiche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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