Dorfkirche Pankow

Dorfkirche Pankow
Alte Pfarrkirche „Zu den Vier Evangelisten“ (2008)

Die Evangelische Dorfkirche Pankow, heute Alte Pfarrkirche „Zu den Vier Evangelisten“ genannt, liegt im Bezirk Pankow von Berlin. Sie entstand als Dorfkirche für Pankow am Ostende des Angers in der „Breiten Straße“.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Pankow gehörte vor seiner Eingemeindung nach Berlin zum Landkreis Niederbarnim. Entsprechend war es kirchlich der Sedes Bernau zugeordnet. Es war immer eine selbständige Pfarre, mit einer Tochterkirche von 1527 bis 1896 in Niederschönhausen. 1689 bis 1889 war Pankow mit Blankenfelde verbunden. Die Pfarre war mit vier Pfarrhufen dotiert. Für das Jahr 1541 ist die Zahl von 80 Kommunikanten überliefert. Das Kirchenpatronat war stark zersplittert und im Besitz der Städte Berlin und Cölln, die es jedoch weiter an ihre Bürger verliehen[1].

Baustruktur

Der Kirchenbau besteht im Grunde aus zwei völlig verschiedenen Bauteilen, die ursprüngliche, rechteckige Dorfkirche, heute als Chor genutzt, und der dreischiffigen Erweiterung nach Westen von 1858/9. Der Ursprungsbau stammt aus dem 15. Jahrhundert. Möglicherweise wurde er über einem Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert errichtet[2].

Baubeschreibung

Der relativ kurze und breite Ursprungsbau (Länge: 14,66 m, Breite: 10,52) besteht aus einem Findlingsmischmauerwerk mit Backsteinkanten. Der Ostgiebel ist ganz in großformatigen Backsteinen ausgeführt. Er ist in eine Gruppe von drei gestaffelten Spitzbogenblenden gegliedert, wobei die Blenden durch Mittelstreben zweigeteilt sind. Die beiden äußeren Blenden sind wiederum in sich gestaffelt. Er weist außerdem insgesamt sieben Filialen auf, die auf Höhe des Dachs aufsetzen. Die Ostseite weist drei spitzbogige Fenster auf, wobei das kleinere mittlere vermutlich zum Ursprungsbau gehört. Die beiden äußeren Fenster und die jeweils drei spitzbogigen Fenster auf den Längsseiten sind neugotische Veränderungen des 19. Jahrhunderts[1].

Der rechteckige Westteil mit zwei flankierende Türmen von 1858/9 ist in Backstein ausgeführt.

Ausstattung

Der Ursprungsbau ist innen flachgedeckt, der östliche Abschnitt ist als Chorjoch betont und ist von einem Sterngewölbe (Vierrautenstern) überwölbt. Der Erweiterungsbau besitzt eine Flachdecke und Emporen auf drei Seiten. Die Kanzel und Taufe in neugotischen Formen stammen von 1860. Unter der Empore befindet sich das "Coventrykreuz" von 1964. Altarkreuzes, die Leuchter und das Bibelpult wurden 1972 von Herbert Reinhold geschaffen. An der südlichen Außenwand des Chors ist ein gußeisernes Grabmal des Schaulspielers J. Heinrich Schmelke (1777-1837) angebracht worden. In der Ostseite befinden sich die 1959 von Inge Pape geschaffenen Glasfenster die „Vier Evangelisten“.

Baugeschichte

Nach Ausweis des Findlingsmischmauerwerks mit Backsteinkanten und dem östlichen Blendgiebel stammt der Ursprungsbau aus dem 15. Jahrhundert. 1539 wurde die Kirche evangelisch. 1737 wurde über dem Westteil des Ursprungsbau ein Dachturm aus Fachwerk mit einem hölzernen Laternenaufbau errichtet, der auf einer alten Abbildung von 1797 zu erkennen ist. Er blieb aber nur bis 1832 erhalten. Bereits zwanzig Jahre zuvor musste der Laternenaufbau wegen Baufälligkeit wird rückgebaut werden. 1832 nahm Karl Wilhelm Redtel mit Unterstützung von Karl Friedrich Schinkel einen Umbau vor. Die ursprünglichen Seiteneingänge wurden vermauert und die Fenster im neugotischen Stil vergrößert. Friedrich August Stüler erweiterte die Kirche 1857 bis 1859 durch das heutige westliche Hallenlanghaus mit den zwei seitlichen, achteckigen Glockentürmen. Die Kirche erhielt ihre heutligen Namen »Zu den Vier Evangelisten«. 1905 bis 1908 erfolgte der Anbau der Vorkirche an der Westseite mit zwei Gemeinderäumen. 1928 und 1935 erfolgte eine Instandsetzung und Umbau an Dach und Heizung. Im Zweiten Weltkrieg war die Kirche von größeren Zerstörungen betroffen. Die Türme wurden bis zum Traufgesims abgetragen und erst 1953 in der ursprünglichen Form wieder hergestellt worden. Die Glockenstube wurde höher gelegt, die Schieferhelme sind allerdings etwas niedriger wieder aufgebaut worden. 1959 wurden die beiden farbigen, von Inge Pape geschaffenen Glasfenster „Vier Evangelisten“ an der Ostseite eingebaut. 1971/1972 erfolgte eine umfangreiche Veränderung der Innenausstattung (u.a. Neugestaltung des Altartischs und des Altarkreuzes, die Leuchter und das Bibelpult. Außerdem wurde die im 19. Jahrhundert gebaute Orgel und ihr Prospekt (Stüler und Sauer) umgebaut. Am 10. Dezember 1972 wurde die Orgel (Fa. Jehmlich, Dresden) eingeweiht, welche zuvor in der Kirche Brandenburg-Görden anlässlich der Brandenburger Orgeltage erbaut wurde, dann aber dort nicht mehr genutzt werden konnte.

Im September 1977 wurde das Gebäude zum Denkmal erklärt (Baukörper / Fassadengliederung / Oberfläche Klinker bzw. Feldsteine / Dachformen / Biberschwanzdeckung / Orgelprospekt / Glasfenster von 1959)

1977 bis 1979 musste das Dach erneuert und der Dachstuhl saniert werden.

1980 wurde das 750-jährige Jubiläum der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow gefeiert (nach einem sehr fraglichen Baudatum von 1230).

1982 bis 1983 fand eine Innenrenovierung der Kirche statt. 1992 wurde eine neue dezentrale Luftheizung eingebaut. 1994 wurde das Dach des Stülerbaus und die Vorsäle erneuert.

Zwischen 1996 und 1999 wurden denkmalgemäße Dachdecker- und Maurerarbeiten durchgeführt, darunter:

  • Neudeckung des Mittelteils mit Einschlupfsteinen für Fledermäuse
  • Abriss der störenden Schornsteine aus den 30er Jahren
  • Instandsetzung des Mauerwerks der Stülerschen Giebel mit Korrektur der Giebelschrägen (Originalzustand)
  • Wiederaufsetzen des neu vergoldeten Kreuzes und der restaurierten Kreuzblumen.

Im Jahr 2000 wurden die Turmhelme neu eingedeckt und die Turmhelmstühle saniert.

Gesellschaftliche Bedeutung

Im Jahr 1981 bildete sich der Friedenskreis Pankow, der friedlich gegen das Wettrüsten von Ost und West sowie Umweltzerstörung protestierte. Die Gruppe und wurde vom Ministerium für Staatssicherheit als oppositionell eingestuft und mit Zersetzungsmaßnahmen bekämpft.[3]

Quellen

Literatur

  • Georg Dehio (Bearbeiter: Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Boll, Ralph Paschke u.a.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Berlin. Deutscher Kunstverlag 1994 ISBN 3-422-03038-7
  • Kurt Pomplun: Berlins alte Dorfkirchen. Berliner Kaleidoskop, Band 3. 6. Aufl., 110 S., Haude & Spener, Berlin, 1984 ISBN 3-7759-0261-9
  • Renate und Ernst Oskar Petras (Hrsg.): Alte Berliner Dorfkirchen. Die Zeichnungen Heinrich Wohlers Mit einer Einführung und erläuternden Texten, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, Berlin 1988, ISBN 3374005438, S. 56f.

Einzelnachweise

  1. a b Cante (1987: S.145-147)
  2. Dehio (1994: S.326)
  3. Siehe dazu Marianne Subklew-Jeutner: Der Pankower Friedenskreis : Geschichte einer Ost-Berliner Gruppe innerhalb der Evangelischen Kirchen in der DDR 1981-1989, Der Andere Verlag, Osnabrück 2004, ISBN 3-89959-145-3, S. 297–301, auch: Jugendopposition in der DDR: [1]

Weblinks

 Commons: Alte Pfarrkirche Pankow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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