- Dorfkirche Weißensee
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Die evangelische Weißenseer Pfarrkirche, auch bekannt als Dorfkirche Weißensee, ist ein spätmittelalterlicher Kirchenbau, der neugotisch überformt wurde. Er steht östlich des Weißen Sees im Kern des ehemaligen Dorfes Weißensee an der Bundesstraße 2 (Berliner Allee).
Inhaltsverzeichnis
Baugeschichte
Das Gebäude, dessen Fundamente aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert stammen, besteht aus einem feldsteinernen Unterbau. Das Haupt- und das Querschiff sind mit Backsteinen gebaut.
Im Laufe mehrerer Jahrhunderte wurden immer wieder Umbauten vorgenommen. Bereits im 17. Jahrhundert erfolgte eine erste Renovierung. Weitere waren nötig nach Zerstörungen und Plünderungen im Dreißigjährigen Krieg und nach der Napoleonischen Besetzung von Berlin.
1863 wurde das Gebäude nach Osten erweitert, 1899 wurde nach Entwürfen von Theodor Prüfer ein Kirchenquerschiff angebaut, sodass für die wachsende Gemeinde ausreichend Platz vorhanden war. Die Ostseite dieses Querschiffs wurde durch eine sechseckige Nische in einen besonderen Altarraum verwandelt. Nach Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg brannte die Kirche im August 1943 völlig aus, erst 1948/49 erfolgte ein Wiederaufbau nach Entwürfen von Herbert Erbs in vereinfachter Form.
Auf der Süd- und der Westseite befinden sich spitzbogige, allerdings weitgehend schmucklose Backsteinportale.
Über dem Haupteingang findet sich an der Fassade auf einer Metalltafel folgender Spruch (nach 1. Buch Mose,32,11):
„Ich bin viel zu geringe aller Barmherzigkeit und Treue, die Du an Deinem Knechte gethan hast.“
Innenausstattung
Altarraum
Das Innere des Kirchengebäudes ist modern ausgestattet, da alle alten Einrichtungsteile vernichtet worden sind. Altartisch, Taufbecken, Stehkanzel, Leuchter und Orgelprospekt stammen von Werner Richter, das metallene Altarkreuz wurde von dem Bildhauer Fritz Kühn geschaffen.
Orgeln
Auf der Empore steht eine kleine, nicht spielbereite Orgel der Firma Eule aus dem Jahr 1952. Die große Orgel im südlichen Seitenschiff wurde von der Firma Sauer (Frankfurt/Oder) gebaut und 1978 installiert.
Fenster
Die farbigen Chorfenster mit einer Darstellung des Neuen Testaments wurden nach Vorlagen des Malers Gerhard Olbrich Mitte der 1950er Jahren gestaltet, zuvor gab es nur schmucklose klare Altarfenster. - (Die Fotos wurden abends von außen gemacht.)
Turm und Glocken
In den 1830er Jahren wurde eine Veränderung des Turmaufsatzes vorgenommen. Aus einem Klumpturm mit umlaufender Aussichtsterrasse wurde durch einen Neubau aus Backsteinen ein etwas niedrigerer Turm mit Schallöffnungen als schmale spitzbogige Fenster.
Bei dem nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten Wiederaufbau erhielt der Turm einen einfachen Spitzhelm aus Kupfer, die Backsteine blieben außen erhalten.
Bei den Renovierungsarbeiten in der Zeit vom Juni 2005 bis Sommer 2007 wurde der Turmaufsatz mit weißem Putz versehen.
Das Geläut der Pfarrkirche besteht aus drei Glocken, die heutigen wurden allerdings erst 1949 bzw. in den 1960er Jahren hergestellt. Von den früheren Glocken (eine 1474 gegossene Glocke war nach den Dokumenten die älteste) wurde eine im Ersten Weltkrieg und die zweite im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen, die letzte ist durch den Brand nach dem Luftangriff 1943 zerstört worden.
Sonstiges
Rechts neben dem Kircheneingang befindet sich ein ehemaliges Mausoleum, das sich Johann Heinrich Leberecht Pistorius (Besitzer des Gutes Weißensee und erfolgreicher Unternehmer) im 19. Jahrhundert hier errichten ließ. Zunächst wurde seine Schwester, dann er (1858) hier beigesetzt. Das Mausoleum dient heute der Gemeinde als kleiner Gemeinschaftsraum, es wurde 2006/2007 renoviert.
Zwischen dem Kirchengebäude und dem ehemaligen Pfarrhaus wurde 2007 ein Pfarrsaal in moderner Architektur in Holzbauweise für bis zu 300 Personen errichtet.
In der Kirche finden außer Gottesdiensten, Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten auch regelmäßig Konzerte statt (ein- bis zweimal monatlich), und Kirchenfeste werden ausgerichtet. Die evangelische Kirchengemeinde unterhält einen Pfarrchor (25 bis 30 Sängerinnen und Sänger unter Kantor Thomas Lanz), einen Bläserchor und führt Veranstaltungen mit Kindern und Jugendlichen durch.
Quellen
- Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin I' Hrsg.: Institut für Denkmalpflege, Henschelverlag, Berlin 1984
- Flyer Eine Pfarrkirche mit Geschichte – eine Gemeinde mit Zukunft
52.55472222222213.468611111111Koordinaten: 52° 33′ 17″ N, 13° 28′ 7″ O
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