- Dornröschen (Ballett)
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Dornröschen (russisch Спящая Красавица) ist ein Ballett zur Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski (op. 66) nach dem Märchen La belle au bois dormant von Charles Perrault. Es wurde am 3. Januarjul./ 15. Januar 1890greg. am Mariinski-Theater in Sankt Petersburg mit der Choreografie von Marius Petipa uraufgeführt. Bis heute ist Dornröschen eines der populärsten Ballette und gehört zum internationalen Standardrepertoire des klassischen Balletts. Tschaikowski selbst hielt es für sein bestes Ballett.
Inhaltsverzeichnis
Personen
Zentrale Figuren:
- Prinzessin Aurora
- Prinz Desiré
- Carabosse (böse Fee)
- Die Fliederfee (Fee der Weisheit)
- König Florestan
- Die Königin
- Catalabutte, Haushofmeister
- Eine Amme
Nebenfiguren:
- Im Prolog: fünf Feen (Schönheit, Klugheit, Anmut, Beredsamkeit, Kraft) und deren Begleiter
- Im ersten Akt: vier Prinzen (Ost, Nord, Süd, West), Auroras Freundinnen
- Im zweiten Akt: Die Verlobte des Prinzen, Begleiter der Carabosse
- Im dritten Akt: Festgäste (Märchenfiguren)
- Hofdamen und Hofherren, Gärtnerinnen und Gärtner, Waldgeister (Corps de ballet)
Handlung
Die Handlung beruht in weiten Teilen auf dem Märchen La belle au bois dormant von Charles Perrault aus dem Jahr 1696. Der 3. Akt und das abschließende Divertissement sind zeittypisch dem Geschmack des 19. Jahrhunderts geschuldet. Die Handlung unterscheidet sich von der in Deutschland bekannten Version der Brüder Grimm (zum Märchen und seinen Fassungen siehe auch den Artikel Dornröschen).
Prolog
Auroras Taufe
Viele Jahre musste das Königspaar warten, bis ihm der sehnlichste Wunsch erfüllt wurde: die Geburt eines Kindes! Sie gaben dem Mädchen den Namen Aurora, und heute soll es getauft werden. Zu der Feier wurden neben der Hofgesellschaft auch sechs Feen eingeladen. Sie überbringen der Prinzessin Geschenke und gute Wünsche. Zur Überraschung aller verdunkelt sich mit einem Schlag der Himmel und ein Gewitter zieht auf. Plötzlich steht die alte, verwahrlost wirkende Fee Carabosse im Festsaal. Aus Wut darüber, dass sie keine Einladung erhalten hat, verflucht sie das Kind. Wenn Aurora ihren 16. Geburtstag feiern werde, solle sie sich an einer Spindel stechen und tödlich verletzen. Die ganze Festgesellschaft ist entsetzt. Die Fliederfee, die als Glückbringerin gilt, kann zwar den Fluch nicht rückgängig machen, aber doch etwas abmildern: Aurora werde nicht sterben, sondern lediglich in einen hundertjährigen Schlaf fallen. Wenn sie dann von einem Prinzen geküsst werde, erwachten in ihr wieder die Lebensgeister.
In einer Zwischenszene sieht man, wie Aurora heranwächst, stets begleitet von der guten Fliederfee. Aber auch Carabosse wirft immer mal wieder ein Auge auf die Prinzessin und sehnt den Tag herbei, an dem sich ihr Fluch erfüllen werde.
Erster Akt
Auroras Geburtstag
Die Prinzessin feiert ihren 16. Geburtstag. Unter den Gästen sind auch vier junge Prinzen, die um ihre Hand anhalten. Wie schon am Tag ihrer Taufe erhält Aurora wieder zahlreiche Geschenke. Besondere Freude zeigt sie an einem riesigen Strauß roter Rosen. Er ist von Carabosse, was aber der Prinzessin verborgen bleibt. Es dauert nicht lange, bis ihr ein Schrei entfährt und sie scheinbar tot zu Boden sinkt. Carabosse hatte in dem Strauß eine Spindel versteckt, an der sich das Mädchen gestochen hatte. Mit einer wahren Genugtuung genießt die böse Fee, wie sich ihr Fluch erfüllt hat. Die gute Fliederfee aber sorgt dafür, dass alle Menschen im Schloss in einen tiefen Schlaf versinken.
Zweiter Akt
Jagdszene, Prinz Desirés Vision und Auroras Erwachen
Hundert Jahre sind inzwischen vergangen. Unweit des verzauberten Schlosses befindet sich eine fürstliche Jagdgesellschaft, angeführt von Prinz Desiré. Die jungen Leute vertreiben sich die Zeit mit allerlei Gesellschaftsspielen. Auf einmal stößt die Fliederfee auf die Gruppe und geht auf den Prinzen zu. Mit ihren magischen Kräften sorgt sie dafür, dass ihm das Bildnis Auroras erscheint. Darüber zeigt sich der Prinz so sehr entzückt, dass er mehr über das liebliche Mädchen erfahren will. Die Fliederfee fordert ihn auf, ihr zu folgen; dann werde er noch heute sein Glück finden.
Desirés Herz beginnt schneller zu schlagen, als er die schlafende Schönheit erblickt. Behutsam nimmt er ihren Kopf in seine Hände und drückt Aurora einen heißen Kuss auf die Lippen. Plötzlich erwachen nicht nur bei ihr, sondern bei der gesamten Hofgesellschaft wieder die Lebensgeister.
Dritter Akt
Auroras Hochzeit
Mit großem Prunk lassen der König und die Königin ein Kostümfest ausrichten. Alle geladenen Gäste haben sich als Märchenfiguren verkleidet: Hänsel und Gretel, Cinderella und ihr Prinz, Herzog Blaubart und seine Prinzessin, Scheherezade und Aladin, Colombine und Harlekin, die Prinzessin und der Froschkönig, die Prinzessin auf der Erbse und ihr Liebhaber, die Porzellanprinzessin und ihr Mandarin sowie Schneewittchen und die sieben Zwerge. (Je nach der Inszenierung können es auch andere Märchenfiguren sein, z.B. Rotkäppchen und der Wolf.)
Als das Hochzeitsfest seinem Höhepunkt zustrebt, tanzt das Brautpaar einen großen Pas de deux. Anschließend erteilt die Fliederfee ihrem Schützling und dem Bräutigam ihren Segen. Von ferne beobachtet grollend Carabosse das Geschehen. Das Böse ist also immer noch nicht aus der Welt verschwunden.
Berühmte Passagen
Einige Teile des Werkes sind besonders bekannt und werden unabhängig vom Stückzusammenhang in Ballettabenden oder im Rahmen von Wettbewerben präsentiert:
- „Rosen-Adagio“ (Adage à la rose) aus dem 1. Akt
- Aurora tanzt mit den vier Prinzen und balanciert dabei in verschiedenen Posen. Das gut 6 Minuten dauernde Stück ist eine große Herausforderung für die Solistin.
- Pas de deux des Blauen Vogels und der Prinzessin Florine aus dem 3. Akt
- Um das Fliegen und Flattern des Blauen Vogels tänzerisch darzustellen, wurden viele hohe oder battierte Sprünge in die Choreografie eingebaut.
- Hochzeits-Pas-de-deux aus dem 3. Akt
- Aurora und Désiré tanzen miteinander. Die Variationen der Solisten sind oft Bestandteil von Wettbewerbsprogrammen.
Weitere Choreografien
Eine weitere wichtige Choreografie wurde 1921 von Nikolai Sergejew im Auftrag Sergei Djagilews für eine Neuinszenierung der Ballets Russes in London geschaffen: The Sleeping Princess war die erste Aufführung in Westeuropa. Für diese Inszenierung wurden schwerwiegende Eingriffe in das Stück vorgenommen bis hin zum Einbau zusätzlicher, von Igor Strawinski komponierter Musik.
Ebenfalls Sergejew brachte 1939 erneut Petipas Fassung mit dem Vic-Wells Ballet und 1946 mit dem Sadler's Wells Ballet auf die Bühne, jeweils mit Margot Fonteyn in der Titelrolle. Aufgrund dieser Rückbesinnung gehört Dornröschen heute zum Standardrepertoire der großen Ballettkompanien.
Auf der Grundlage dieses Balletts schuf Marcia Haydée eine zeitgemäßere neue Choreografie, behielt aber das Handlungsgerüst der Urfassung bei. So erlebte das Werk am 10. Mai 1987 im Großen Haus der Württembergischen Staatstheater in Stuttgart seine Uraufführung. Eine Aufführung (mit Pausen) dauert ca. zweieinhalb Stunden.
Vladimir Malakhov wagte mit dem Staatsballett Berlin 2005 eine Neufassung des Balletts. Wie auch im Märchen bestimmen Feen die Interpretation. Es ist eine opulente, farbenfrohe Neuinszenierung geworden, zu sehen in der Deutschen Oper Berlin.
Eine weitere Bearbeitung des Stoffes für Ballett stammt von Jean-Pierre Aumers nach der Musik von Ferdinand Hérold, die 1829 in Paris uraufgeführt wurde.
Weblinks
Commons: The Sleeping Beauty – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Ballett (Werk)
- Werk von Pjotr Iljitsch Tschaikowski
- 1890
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