- Drehimpulsgeber
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Als Inkrementalgeber (Abk.: IGR) werden Sensoren zur Erfassung von Lageänderungen (linear oder rotierend) bezeichnet, die sowohl Wegstrecke als auch -richtung erfassen können.
Weitere Bezeichnungen sind Drehgeber oder Drehimpulsgeber.Gegenüber kontinuierlich arbeitenden Messsystemen wie Servo-Potentiometern besitzen Inkrementalgeber eine Maßverkörperung mit einer sich wiederholenden, periodischen Zählspur. Die Messung beruht auf einer Richtungsbestimmung und einer Zählung.
Am häufigsten verwendet werden rotierende optische Geber.
Inhaltsverzeichnis
Funktionsweise
Inkrementalgeber können photoelektrisch, magnetisch oder mit Schleifkontakten arbeiten.
Photoelektrische Abtastung
Bei der photoelektrischen Abtastung unterscheidet man zwischen dem abbildenden Messprinzip, das für Teilungsperioden bis hinunter zu 20 µm geeignet ist und dem interferentiellen Messprinzip, das Teilungsperioden bis herab zu 4 µm ermöglicht.
Abbildendes Messprinzip
Bei der Mehrfeldabtastung wird ein Lichtstrahl, der durch eine Lichtquelle (meist eine Infrarot-Leuchtdiode) erzeugt wird, durch einen Kondensor, eine mit Strichen versehene Abtastplatte und eine Blende (Maßverkörperung) auf ein photooptisches Bauelement (meist ein Fototransistor) geleitet. Einfachste Ausführungen, wie sie zum Beispiel bei Computermäusen verwendet werden, verzichten auf Kondensor und Abtastplatte.
Zwischen der Leuchtdiode und zwei leicht versetzt angeordneten optischen Sensoren befindet sich eine mit Schlitzen versehene Scheibe. Rotiert nun diese Scheibe, wird der Lichtstrahl zwischen LED und Sensoren zyklisch moduliert. Bei einer Bewegung geben die beiden Sensoren zwei um 90 ° phasenverschobene symmetrische sinusähnliche Signale ab. Bewegt sich die Maßverkörperung nach rechts, ist das Sinussignal des ersten Kanals gegenüber dem zweiten Kanal um 90° voreilend. In der anderen Richtung ist das Sinussignal des ersten Kanals gegenüber dem zweiten Kanal um 90 ° nacheilend. Hochwertige Messsysteme benutzen vier Sensoren, die jeweils zu zweit antiparallel geschaltet sind, um einen definierten Nulldurchgang zu erhalten und so Drift- und Alterungserscheinungen zu kompensieren.
Manchmal wird dieses Prinzip auch in einem Auflichtverfahren verwendet, der die Reflexionen auf der Maßverkörperung ausnutzt.Ein anderes Messprinzip ist die Einfeld-Abtastung. Dabei wird der Lichtstrahl durch den Kondensor und eine Abtastplatte, die mit zwei verschachtelten Phasengittern ausgerüstet ist, auf eine Maßverkörperung gelenkt. Der Lichtstrahl wird dann reflektiert und durch die Beugungsgitter zurückgeleitet. Dabei entstehen wiederum vier phasenverschobene Bilder der Abtastplatte. Durch eine entsprechende Verschaltung der fotooptischen Sensoren werden sie wie bei der Mehrfeldabtastung ausgewertet. Das Verfahren ist bei Linearmaßstäben anwendbar, da es eine leichte Welligkeit der Maßverkörperung toleriert und auch gegenüber einer leichten lokalen Verschmutzung unempfindlich ist.
Interferentielles Messprinzip
Bei diesem Messprinzip wird die Beugungserscheinung an einem Gitter ausgenutzt, um ein Messsignal zu erzeugen. Dieses Verfahren wird bei hochgenauen inkrementellen Linearmesssystemen angewandt. Dazu wird der Lichtstrahl durch einen Kondensor auf eine Maßverkörperung geleitet, dort reflektiert und durch den Kondensor zu den photoelektrischen Sensoren zurückgeleitet. Die ein Phasengitter tragende transparente Abtastplatte sorgt dafür, dass drei gebeugte Strahlanteile (Beugungsordnung −1, 0, +1) erzeugt werden. Nach der Reflexion an der ebenfalls ein Phasengitter tragenden Maßverkörperung wird die Abtastplatte durch die Strahlen erneut passiert, wobei die nullte Beugungsordnung ausgelöscht wird. Anschließend werden die +/- 1. Beugungsordnung so auf drei Photoelemente abgebildet, dass diese dabei ein um jeweils 120° versetztes Signal erzeugen. Diese drei Signale werden dann in einer Folgeelektronik in die industrietaugliche 2-Signal-Form umgesetzt.
Magnetische Abtastung
Bei einem inkrementellen Messsystem mit magnetischer Abtastung besteht die Maßverkörperung aus einem hartmagnetischen Träger, in dem durch Magnetisierung eine Teilung eingeprägt wurde. Die Abtastplatte trägt etwa vier Hallelemente, die ähnlich einer optischen Mehrfeldabtastung verschaltet sind. Die Teilungsperiode kann bei diesen Systemen bis zu 5 mm betragen. Die magnetische Abtastung wird angewendet, wenn das Messsystem nicht mit erträglichem Aufwand gekapselt werden kann. Sie kann gegenüber Flüssigkeiten und Schmutz unempfindlich hergestellt werden. Lediglich Fremdkörper dürfen nicht in den Abtastspalt gelangen.
Eine weitere Möglichkeit ist das Abtasten einer Verzahnung aus unmagnetisiertem ferromagnetischem Material (z. B. Eisen) mittels einer oder mehreren mit Gleichstrom beaufschlagten Induktionsspulen. Die feststehenden Spulen besitzen einen zur Verzahnung passenden Eisenkern. In den Spulen wird bei Bewegung eine Wechselspannung induziert, die nach Polarität und Phasenlage ausgewertet wird.
Schleifkontakte
Inkrementalgeber mit Schleifkontakten arbeiten prinzipiell wie ein Drehschalter. Sie liefern wie auch andere Inkrementalgeber zwei um 90 Grad gegeneinander phasenverschobene Signale, anhand deren sich Drehrichtung und -winkel bestimmen lassen. Übliche Auflösungen sind etwa 32 Positionen pro Umdrehung. Nachteil der preiswerten Lösung mit Schleifkontakten ist der mechanische Verschleiß. Mechanische Inkrementalgeber werden daher nur bei gelegentlicher Betätigung eingesetzt, etwa für digitale Drehknöpfe. Die Kontakte müssen elektronisch oder softwareseitig entprellt werden. Häufig ist über axiale Betätigung auch noch ein Tasterkontakt realisiert, etwa zum Ein/Ausschalten, Bestätigen einer Eingabe etc..
Signalauswertung
Durch nachfolgende Auswertung von Impulsanzahl, Impulsfrequenz und Phasenlage können Weg, Geschwindigkeit und Richtung bestimmt werden. Gängige Ausgangssignalpegel sind TTL, HTL (beides digitale Signale), sowie 1 Vss und 11 µA (analoge Signale). Aufgrund des Sinusverlaufes der Signale kann auch eine interne Interpolation der Position erfolgen, die eine weitere Erhöhung der Genauigkeit erlaubt. Bei analogen Ausgangssignalen kann diese Interpolation auch extern erfolgen. Abhängig vom Messsystem können dabei Genauigkeiten bis 0,1 µm erreicht werden.
Wird der Drehgeber in einem Servomotor eingesetzt, verfügt er in der Regel noch über zusätzliche Spuren. Diese stellen normalerweise Spuren für Kommutierungssignale dar. Sie können analog aus um 90° versetzte Sinus/Cosinussignale (sogenannte C/D-Spur oder Z1-Spur) bestehen oder aus Teilkreisen bei der Blockkommutierung.
Referenzieren
Nachteilig ist, dass nach einem Spannungsausfall die absolute Position nicht mehr bekannt ist. Deshalb werden etwa bei Positionierungssystemen nach dem Einschalten sogenannte Referenzfahrten auf einen unabhängigen Positionssensor ausgeführt. Manche inkrementelle Drehgeber geben pro volle Umdrehung noch einen Referenzimpuls (Index) auf einem dritten Kanal aus. Einige Inkrementalgeber haben auch eine abstandskodierte Referenzmarke. Dabei wird der Abstand zweier Referenzmarken so auf der Massverkörperung angebracht, das zwischen 1. und 2. Referenzmarke 500 Striche gezählt werden, bei der nächsten 501 usw. Dadurch kann ein externer Referenzgeber entfallen.
Anwendungen
Bei der optomechanischen Computermaus werden die Bewegungen der Rollkugel auf zwei Inkrementalgeber für die X- und Y-Achse übertragen.
Bei Geräten der Unterhaltungselektronik, an Werkzeugmaschinen und Messgeräten übernehmen Drehknöpfe mit Inkrementalgebern häufig die digital gesteuerten Funktionen eines Potentiometers („Jog Dial“), der Einstellung von Parametern oder der Menüauswahl.
U.a. in Tintenstrahldruckern messen lineare Inkrementalgeber die Position des Druckwagens. Hierzu bewegt sich ein an diesem angebrachter Sensor entlang einem mit Strichen versehenen, fest gespannten Band
Im industriellen Umfeld werden Inkrementalgeber zur Messung von Wegstrecken, Geschwindigkeiten oder Drehwinkeln an Werkzeugmaschinen, in der Handhabungs- und Automatisierungstechnik und an Mess- und Prüfeinrichtungen eingesetzt. Insbesondere in Werkzeugmaschinen werden zunehmend platzsparende sogenannte Einbaudrehgeber verwendet.
Im Vermessungswesen werden Inkrementalgeber seit den 90er-Jahren in elektronischen Theodoliten eingesetzt, wo sie die bisherigen Teilkreise aus Glas ersetzen. Die Technik der relativen Winkelbestimmung wird dort Inkrementalverfahren genannt, im Gegensatz zum Codeverfahren beim Einsatz von Absolutwertgebern.
Sensoren zur jederzeit eindeutigen Erfassung von Winkel- oder Wegpositionen sind die Absolutwertgeber.
Ein weiterer Einsatzbereich stellt die Positionserfassung bei Toröffnern dar. Über ein optoelektronisches Zählwerk wird die Lage mittels Fotodioden über eine regelmäßig gelochte Drehscheibe ermittelt und elektronisch verarbeitet. Somit ist der Einsatz eines elektronischen Softstopsystemes möglich. Eine absolute Genauigkeit eines solchen Inkrementalgebers ist jedoch nicht immer gegeben, da diese eine sehr präzise Materialbearbeitung im µm-Bereich erforderlich macht, die wiederum je nach Preisklasse nicht immer gegeben sein muss.
Siehe auch
Weblinks
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