Dreifaltigkeitskirche (Speyer)

Dreifaltigkeitskirche (Speyer)
Dreifaltigkeitskirche in Speyer

Die Dreifaltigkeitskirche in Speyer ist eine evangelische Gemeindekirche. Sie ist seit dem Jahr 1988 schutzwürdiges Kulturgut im Sinne des Artikels 1 der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Winter 1700/01 wurden die Trümmer der Zerstörungen von 1689 weggeräumt. Im April begannen die Fundamentierungsarbeiten, sodass am 22. April 1701 der Grundstein gelegt wurde.

Der Rat der Stadt ließ wenige Tage später einen zweiten Grundstein legen, dem neben der lutherischen Kirchenordnung von 1700 und dem Augsburger Bekenntnis von 1530 eine Zinntafel beigelegt wurde, die besagte, „daß nach der barbarischen Zerstörung der Stadt durch gallische Hände diese Kirche zum Ruhme Gottes und zur Zierde der Stadt“ errichtet wurde.

Architektur

Innenansicht

Die Speyerer Dreifaltigkeitskirche ist ein Barockbau und geht direkt auf die Katharinenkirche in Frankfurt am Main zurück, die 1678 bis 1680 von Melchior Heßler erbaut wurde. Sie wurde zwischen 1701 und 1717 gebaut und war nach der Zerstörung Speyers im Jahr 1689 das erste öffentliche Gebäude, das in Angriff genommen wurde. Baumeister war der Mannheimer Architekt Johann Peter Graber. Die Kirche gilt als „herausragende Leistung evangelischer Kirchenbaukunst und als Juwel des Barock“. [1]

Die Kirche ist nach Nordosten ausgerichtet. Der geräumige Saal besitzt einen Chorabschluss aus fünf Seiten eines Zehnecks. Die Wände sind wegen der Emporen ungegliedert. Die hölzerne Decke besitzt ein sehr flaches Kappengewölbe über halbkreisförmige Schildbögen.

Die Fassade ist nicht mehr original, da unter der französischen Besatzung 1794 die fünf Steinfiguren vom Giebel der Fassade gestürzt wurden. Der jetzige Fassadengiebel wurde im Jahr 1891 nach den Plänen des Speyerer Architekten Heinrich Jester neu gestaltet.

Die Ausstattung der Kirche stammt vollständig aus der Erbauungszeit. Die Deckengemälde stützen sich auf mittelalterliche Darstellungsformen. Sie sind durchweg wie Tafelbilder konzipiert.

Orgel

Die Orgel der Dreifaltigkeitskirche befindet sich oberhalb des Altares in dem historischen Prospekt, der von Christian Dathan um 1716 für die erste Orgel der Kirche erbaut worden war. Das Instrument wurde 1929 von der Orgelbaufirma Steinmeyer (Oettingen) erbaut, unter Verwendung von Pfeifenmaterial der Vorgängerorgel aus dem Jahr 1812, die von Johann Georg Geib (Frankenthal) erbaut worden war. Das Instrument hat elektropneumatische Trakturen.[2]

I Hauptwerk C–g3

1. Bordun 16'
2. Principal 8'
3. Quintade 8'
4. Gedeckt 8'
5. Oktave 4'
6. Rohrflöte 4'
7. Quinte 22/3'
8. Oktave 2'
9. Cornett 4'
10. Mixtur 2'
11. Trompete 8'
II Rückpositiv C–g3
12. Gedeckt 8'
13. Prästant 4'
14. Traversflöte 4'
15. Blockflöte 2'
16. Quinte 11/3'
17. Zimbel IV
Tremulant
Zimbelstern
III Oberwerk C–g3
18. Rohrflöte 16'
19. Principal 8'
20. Flöte 8'
21. Salicional 8'
22. Oktave 4'
23. Nachthorn 4'
24. Nasat 22/3'
25. Superoktav 2'
26. Spitzflöte 2'
27. Terz 13/5'
28. Sifflöte 1'
29. Scharf V
30. Rankett 16'
31. Krummhorn 8'
32. Regal 4'
Tremulant
Pedal C–f1
33. Violonbass 16'
34. Subbass 16'
35. Zartbass 16'
36. Oktavbass 8'
37. Violon-Cello 8'
38. Oktave 4'
39. Waldflöte 2'
40. Quintbass 102/3'
41. Rauschpfeife 22/3'
42. Posaune 16'
43. Rankett 16'
44. Krummhorn 8'

Läutturm und Glocken

Läutturm

Der sogenannte Läutturm gehörte zur mittelalterlichen St. Georgenkirche, von der nichts erhalten geblieben ist. Zwischen 1689 und 1822 blieb der Turm nur als Stumpf übrig. Im Jahre 1818 goss die Gießerei Sprinkhorn et Schrader aus Frankenthal ein dreistimmiges Geläut, dass sich für den 1717 errichteten Dachreiter der Dreifaltigkeitskirche als zu groß erwies. Der Läutturm wurde wieder aufgebaut, um das neue Geläut aufnehmen zu können. Am 2. Juli 1891 verbrannte der Turm samt Uhr und Glocken. Im gleichen Jahr goss Andreas Hamm aus Frankenthal ein neues Geläut mit den Tönen des c-Moll-Dreiklangs (c1, es1 und g1), die somit auf das Geläut des Domes abgestimmt waren. Sie trugen die Inschriften „Gottes Wort bleibt in Ewigkeit“, „Es ist noch eine Ruhe vorhanden im Volke Gottes“ und „Freuet Euch in dem Herrn allewege“. Zunächst wurden sie in einem Glockenhaus auf dem Kirchengarten und nach Wiederaufbau des Läutturmes dort läutbar aufgehängt; 1917 mussten die Glocken zu Kriegszwecken abgeholt werden. Darauf folgten 1924 drei Glocken aus der gleichen Gießerei, diesmal in den Tönen c1 (Notglocke), es1 (Glaubensglocke) und f1 (Himmelsglocke). Im Zweiten Weltkrieg wurde dieses Geläut vernichtet.[3] Im Dachreiter der Dreifaltigkeitskirche selbst hängt seit 1951 die Vaterunserglocke im Ton b1; sie wurde von Friedrich Wilhelm Schilling gegossen. Darauf abgestimmt goss die Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei 1964 für den Läutturm drei Glocken in den gleichen Schlagtönen des ersten Geläuts (c-Moll-Dreiklang).[1]

Einzelnachweise

  1. a b http://www.dreifaltigkeit-speyer.de/
  2. Näheres zur Geschichte der [http(:)//www(.)dreifaltigkeit-speyer(.)de/ Orgel der Dreifaltigkeitskirche]
  3. Theo Fehn: Der Glockenexperte. Vom Neuaufbau des deutschen Glockenwesens aus der Sicht von Theo Fehn. Badenia, Karlsruhe 1991, Bd. 1, S. 32+34, ISBN 3-7617-0284-1.

Weblinks

 Commons: Dreifaltigkeitskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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