Dresdner Codex

Dresdner Codex
Version von Förstermann, 1880

Der Codex Dresdensis (Dresdner Kodex) ist eine der vier erhaltenen Handschriften der Maya. Er befindet sich in Dresden im Buchmuseum der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek. Die anderen drei Codizes werden in Paris, Madrid und Mexiko aufbewahrt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Schrift besteht aus 39 Blättern, je etwa 20,5 cm hoch und 10 cm breit. Zwischen den einzelnen Blättern befinden sich dünne Häutchen, die die Blätter miteinander verbinden, so dass sie wie ein Faltalbum (Leporello) zusammengelegt werden konnten. Der Kodex hat aufgefaltet eine Länge von 3,56 Metern. Die Schriftzeichen sowie bildlichen Darstellungen wurden mit Pinseln in verschiedenen Farben aufgemalt.

Entstehung

Aufgrund der Anfangs- und Enddaten der astronomischen Konjunktionen datierte J. Eric S. Thompson (1972, S.15, 16) die Abschrift auf 1200 bis 1250. Somit könnte der Codex aus dem nördlichen Yucatán stammen, wo zwischen 1200 und 1450 das letzte große Gemeinwesen der Mayas existierte. Eine spätere Zuschreibung (15. Jahrhundert) scheidet schon deshalb aus, weil Stelen in Chichén Itzá (10. bis 12. Jahrhundert) gefunden wurden, deren Glyphen-Inschriften stilistische Ähnlichkeiten mit der Dresdner Mayahandschrift aufweisen. Obgleich die erhalten gebliebenen Maya-Codices aus der postklassischen Zeit stammen, ist die Verwendung von Büchern aus Ficusrinde schon in der klassischen Zeit nachweisbar. Das Wort ju'un für "Buch" ist in den Mayasprachen identisch mit dem Wort für "Amate", den Beschreibstoff der Handschriften.

Die Bücher wurden in Leporelloform gefaltet und zum Schutz mit Holzdeckeln versehen, die mit Jaguarfell überzogen wurden. Von der hochentwickelten Buchkultur zur Blütezeit der Mayakultur zeugen Inschriften mit dem Adelstitel aj k'u jun, "der von den heiligen Büchern", die Hinweise auf die Hüter der Handschriften geben. (Vgl. Grube, 1999, S. 84) Die Forschung verfügt über Hinweise, dass die Anfertigung von Abschriften und Kopien in eigens dafür bestimmten Zentren erfolgte, die für die in den Gemeinden tätigen Mayapriester zur Ausübung ihres Gottesdienstes bestimmt waren. Die weißen Seiten im Codex Dresdensis weisen darauf hin, dass die Handschrift nicht in einem einzigen Arbeitsgang erstellt, sondern laufend vervollständigt wurde. Einige Weissagungskalender blieben unvollständig, wo die mit roter Farbe geschriebenen Koeffizienten der Tage des Tzolkin einzufügen wären. Zimmermann (1956) identifizierte acht unterschiedliche Schreiber, vermutlich Priester, die nacheinander das Amt des Schreibers erbten und den Text vervollständigten.

Venus-Beobachtungen

Bekannt sind die Berichte des Venus-Almanach, die einen synodischen integralen 584-Tage-Intervall beschreiben: Auf die 236 Tage Sichtbarkeit der Venus als Morgenstern folgen 90 Tage Unsichtbarkeit. Danach ist die Venus wieder 250 Tage als Abendstern zu beobachten, ehe sie wieder 8 Tage nicht zu sehen ist.

Die tatsächlichen Werte der Venus-Intervalle kommen den Aufzeichnungen der Maya sehr nahe und finden in den Venus-Tafeln des Ammi-saduqa ihre Bestätigung, die fast identische Venus-Beobachtungen enthalten.

Weltkulturerbe-Kandidatur

Im Rahmen seiner Lateinamerika-Aktivitäten für den Freistaat war Alexander Prinz von Sachsen-Gessaphe gemeinsam mit dem Direktor der sächsischen Staatsbibliothek, Thomas Bürger, am 22. Oktober 2007 in Guatemala-Stadt Überbringer eines Faksimile des Codex Dresdensis an die Republik Guatemala. Deutschland und Guatemala wollen bei der UNESCO beantragen, die Codices zum Kulturerbe der Menschheit zu erklären [1].

Siehe auch

Literatur

  • Die Dresdner Maya-Handschrift. Helmut Deckert: Zur Geschichte der Dresdner Maya-Handschrift. Ferdinand Anders: Die Dresdner Maya-Handschrift. Kodikologische Beschreibung. Graz: Adeva 1989. ISBN 3-201-01478-8

Weblinks


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