Maya-Schrift

Maya-Schrift
Logogram für Imix, Tag 01

Die Schrift der Maya ist die einzige uns bekannte voll entwickelte Schrift des präkolumbischen Amerika.

Die Schriftzeichen der Maya findet man vor allem auf alten Gebäuden und Monumenten (zum Beispiel in Tikal) in Form von Wandmalereien (z. B. in Bonampak) oder Epigraphiken. Nur vier Handschriften, sogenannte Codizes, haben die Vernichtung fast aller brennbaren Schriftträger während der Conquista im 16. Jahrhundert überstanden. Zudem gibt es alte Mayakeramik mit zumeist nur wenigen Schriftzeichen.

Die Entzifferung der Maya-Schrift ist erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgt, und sie gilt inzwischen als les- bzw. deutbar.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Die Maya-Schrift ist eine so genannte logosyllabische Schrift, was bedeutet, dass sich die Schriftzeichen aus Logogrammen und Silbenzeichen zusammensetzen können. Die Zeichen können allerdings auch getrennt voneinander stehen. Insgesamt sind die Hälfte der etwa 700 Schriftzeichen Logogramme bzw. Silbenzeichen. Meistens entsprechen die Logogramme tatsächlich existierenden Gegenständen oder Lebewesen. Bei einigen ist jedoch kein Erkennen des eigentlichen Sinnes mehr möglich. Dagegen haben die Syllabogramme eine andere Bedeutung und zwar die der Silbendarstellung. Die meisten Syllabogramme sind im Muster Konsonant-Vokal vorhanden (zum Beispiel „BA“). Wenige stellen nur Vokale dar. Von allen Logogrammen und Syllabogrammen gab es mehrere Varianten, sodass sich der Schreiber die seinem ästhetischen Verständnis am besten angepasste aussuchen konnte. Teilweise geschah dies sogar durch große Wandgemälde, welche nur ein Zeichen darstellen sollten.

Zahlen

Glyphen aus Palenque

siehe auch: Maya-Ziffern

Kodizes

Entzifferung

Die Grundlage für die Entzifferung der Maya-Schrift legte der deutsche Sprachwissenschaftler Ernst Förstemann (1822–1906), der den Dresdner Mayacodex analysierte. Dem russischen Wissenschaftler Juri W. Knorosow (1922–1999) gelang im Jahr 1952 ein entscheidender Schritt mit der Einbeziehung der bis dahin missverstandenen Angaben im sogenannten Landa-Alphabet, das er richtig als Silbenzeichen für die spanischen Buchstabennamen interpretierte. Seine Hypothesen, die auch von dem Kanadier David H. Kelley geteilt worden waren, und seine Anfangsentschlüsselung von Maya-Texten wurde vom seinerzeit führenden Maya-Forscher im Westen, dem Briten J. E. S. Thompson, als kommunistische Propaganda abgetan und fand bis zu Thompsons Tod (1975) im Westen kaum Beachtung. Unabhängig davon hatten Heinrich Berlin und Tatiana Proskouriakoff 1962 nachgewiesen, dass die monumentalen Steininschriften historische und dynastisch-genealogische Details zum Gegenstand hatten. Ab ungefähr 1980 machte die Entzifferung der Maya-Schrift schnelle und völlig unerwartete Fortschritte, die sich in einer von schneller Kommunikation getragenen internationalen Kooperation einer kleinen Gruppe von Fachwissenschaftlern vollzog. Wichtiger Impulsgeber war der amerikanische Sprachwissenschaftler Floyd Lounsbury, der eine Generation junger Forscher stimulierte, darunter Linda Schele und David Stuart, welcher 1983 mit 18 Jahren jüngster Empfänger des „genius grant“ der MacArthur Fellowship wurde. 1988 veröffentlichte Wolfgang Gockel eine Übersetzung der Inschriften von Palenque, die eher auf einer morphemischen als auf einer silbenbildenden Interpretation der Glyphen basiert und in Fachkreisen keine Akzeptanz fand.

Siehe auch

Literatur

  • Nikolai Grube: Maya. Gottkönige im Regenwald. Könemann-Verlag, Köln 2000. ISBN 3-8290-1564-X.
  • Maria Longhena: Sprechende Steine. 200 Schriftzeichen der Maya – die Entschlüsselung ihrer Geheimnisse. Fourier, Wiesbaden 2003. ISBN 3-932412-55-9
  • Michael D. Coe: Das Geheimnis der Maya-Schrift. Ein Code wird entschlüsselt. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1995. ISBN 3-498-00898-6.
  • Michael D. Coe/Mark van Stone: Reading the Maya Glyphs. Thames & Hudson, London 2005 (2. Auflage). ISBN 978-0-500-28553-4.

Weblinks


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