Druckort

Druckort

Der Erscheinungsort, bei Druckerzeignissen oft auch Druckort, ist der im Impressum angegebene Ort, an dem der Titel auf den Markt gebracht worden sein soll - in der Regel der Ort an dem die Firma lokalisiert ist, die hier verlegerisch tätig wurde.

Inhaltsverzeichnis

Angaben in Druckwerken

Bei Druckwerken spricht man traditionell vom "Druckort" und meint damit den Verlagsort, auch dann wenn der Druck tatsächlich von einem Drucker an einem anderen Ort bewerkstelligt sein sollte; die Benennung resultiert noch aus der Zeit der "Druckerverleger" (die in der Regel zudem noch einen eigenen Laden betrieben).

Bei mehreren angegebenen Verlagsorten ist der erste zumeist der Hauptsitz, internationale Zweigniederlassungen können nachfolgend genannt werden.

Druckorte können so fiktiv wie ganze Imprints sein - Köln war in der frühen Neuzeit der beliebteste fiktive Druckort - auf Titelblättern ein sicheres Zeichen dafür, dass die vorliegende Schrift brisant war (oder sich als angeblich brisante besser verkaufen sollte). Köln wäre nahe der französischen Grenze theoretisch für den Druck internationaler französischsprachiger Schriften außerhalb Frankreichs ein idealer Standort gewesen, litt tatsächlich jedoch unter so strenger Zensur, dass Drucker lieber in Den Haag, Amsterdam und Rotterdam druckten, um die Druckwerke dann illegal nach Frankreich und legal in den Rest Europas auszuführen. Das Signal des fiktiven Druckorts konnte auch ein Phantasiename geben: Utopia, Freistadt, oder ein weitentfernt unwahrscheinlicher Ort. Christian Reuter wollte so in den 1690ern die einzelnen Bände seines Schelmuffsky in St. Malo, Schelmerode und Rom in den Druck gegeben haben.

Eigene Expertise verlangen in Drucken der frühen Neuzeit die lateinischen Druckortangaben. Wichtige und zum Teil verwechslungsgefährdete Druckortangaben sind z. B.:

  • Argentorati, Argentoratum: Straßburg (Frankreich)
  • Batava: Passau (Deutschland)
  • Ebredunum oder Eburodunum: entweder Embrun (Frankreich), Yverdon (Schweiz), Évreux (Frankreich) oder Brünn (Mähren)
  • Hammipolis: Hamburg (Deutschland)
  • Herbipolis: Würzburg (Deutschland)
  • Holmia: Stockholm (Schweden)
  • Londinium Gothorum oder Londini Scanorum: Lund (Schweden)
  • Lugdunum oder Lugdunum (Sequanorum): Lyon (Frankreich)
  • Lugduni oder Lugdunum Batavorum: Leiden (Niederlande)
  • Lugidunum: Liegnitz (Polen)
  • Lutetia: Paris (Frankreich)
  • Mömpelgart oder Mompelgartum: Montbéliard (Frankreich)
  • Olysippone: Lissabon (Portugal)
  • Ratisbona: Regensburg (Deutschland)
  • Trajecti oder Trajectum ad Rhenum, oder Batavorum: Utrecht (Niederlande)

Literatur

  • (Zu Druckortverlagerungen auf dem Romanmarkt der frühen Neuzeit:) Olaf Simons: Marteaus Europa oder der Roman, bevor er Literatur wurde (Amsterdam: Rodopi, 2001)

Siehe auch

Liste lateinischer Ortsnamen

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Druckort — Drụck|ort 〈m. 1〉 Ort, an dem ein Werk gedruckt worden ist * * * Drụck|ort, der: Ort, wo etw. gedruckt worden ist. * * * Drụck|ort, der: Ort, wo etw. gedruckt worden ist …   Universal-Lexikon

  • Geschichte des Buchdrucks — Gutenberg Bibel, der bedeutendste Druck von Johannes Gutenberg Die Anfänge der Geschichte des Buchdrucks sind in Deutschland, Ostasien, Babylon und Rom zu finden. Die ältesten gedruckten …   Deutsch Wikipedia

  • Erscheinungsort — Druckorte von Inkunabeln im 15. Jahrhundert laut ISTC Der Erscheinungsort, bei Druckerzeugnissen oft auch Druckort, ist der im Impressum angegebene Ort, an dem der Titel auf den Markt gebracht worden sein soll – in der Regel der Ort an dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Publikationsort — Der Erscheinungsort, bei Druckerzeignissen oft auch Druckort, ist der im Impressum angegebene Ort, an dem der Titel auf den Markt gebracht worden sein soll in der Regel der Ort an dem die Firma lokalisiert ist, die hier verlegerisch tätig wurde.… …   Deutsch Wikipedia

  • Augsburger Reichstag — Ein Reichstag zu Augsburg wurde besonders von Herrschern aus dem Hause Habsburg gerne abgehalten. Im Heiligen Römischen Reich fanden seit dem 12. Jahrhundert, aus den Hoftagen des Kaisers hervorgegangen, Reichstage statt. Sie entwickelten sich zu …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Stimme — Die Deutsche Stimme (DS) ist das Parteiorgan der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Die Zeitung wird vom NPD Bundesvorstand herausgegeben und erscheint monatlich im Deutsche Stimme Verlag. Die Deutsche Stimme wird vom Bundesamt für …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Stimme-Verlag — Die „Deutsche Stimme“ (DS) ist das Parteiorgan der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Die Zeitung wird vom NPD Bundesvorstand herausgegeben und erscheint nach eigener Aussage monatlich in einer Gesamtauflage von 25.000 Exemplaren… …   Deutsch Wikipedia

  • Geharnischter Reichstag — Ein Reichstag zu Augsburg wurde besonders von Herrschern aus dem Hause Habsburg gerne abgehalten. Im Heiligen Römischen Reich fanden seit dem 12. Jahrhundert, aus den Hoftagen des Kaisers hervorgegangen, Reichstage statt. Sie entwickelten sich zu …   Deutsch Wikipedia

  • Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste — Titelseite von Zedlers Universal Lexikon (1732–1754) Das in den Jahren 1732 bis 1754 erschienene Grosse vollständige Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste umfasst rund 63.000 Seiten und war damit das umfangreichste enzyklopädische… …   Deutsch Wikipedia

  • Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste — Titelseite von Zedlers Universal Lexikon (1732–1754) Das in den Jahren 1732 bis 1754 erschienene Grosse vollständige Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste umfasst rund 68.000 Seiten und ist damit das umfangreichste enzyklopädische… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”