Afandi

Afandi

Efendi (auch Effendi) ist eine veraltete, türkische Form der Anrede und bedeutet soviel wie „Herr“. Der Plural lautet Efendiler. Die Herkunft dieses Begriffes ist unklar, ein Zusammenhang mit dem neugriechischen aphentes oder griechischen "authentes" ("unumschränklicher Herr") wird angenommen.

Inhaltsverzeichnis

Osmanischer Titel

Im Osmanischen Reich bezeichnete Efendi mittlere Beamte und Militärs (etwa im Rang eines Leutnants). Der Titel wurde dem Namen nachgestellt, er wurde in der Türkei am 29.November 1934[1], in Ägypten 1953 abgeschafft. Bis dahin waren die nächsthöheren Titel Aga, Bey, Pascha und Wesir.

Militärischer Rang in den ostafrikanischen Kolonialarmeen

Als Offiziersrang war Effendi auch in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika gebräuchlich, wo er für sog. „farbige“ Offiziere verwandt wurde. Die Schutztruppe entstand aus den meist sudanesischen Söldnern der sogenannte Wissmanntruppe, die 1889 in Ägypten zur Aufstandsbekämpfung in Ostafrika angeworben wurden und ihre osmanischen Rangbezeichnungen mitbrachten, die dann weiter bis 1918 verwendet wurden. In der Schreibweise „afande“ wird das Wort in den Streitkräften und der Polizei der ostafrikanischen Ländern als Anrede gegenüber Vorgesetzten im Sinne des englischen „Sir“ bis heute verwendet.

Auch bei den King's African Rifles, der britischen Kolonialarmee in Ostafrika, war Effendi als höchste Rangbezeichnung für afrikanische Soldaten gebräuchlich. Dort entsprach sie etwa dem deutschen Feldwebel. Auch hier spielte eine Rolle, dass die ersten Einheiten der britischen Kolonialarmee mit sudanesischen Söldnern aufgebaut wurden.

Religiöse und gesellschaftliche Verwendung

Im Sufismus wird Efendi noch bis heute von den Derwischen bestimmter Tariqas (Sufi-Orden) zur Anrede des Sheikhs verwendet.

Im heutigen türkischem Sprachgebrauch wird das Wort noch als höfliche Anrede verwendet (Beyefendi = „mein Herr“; Hanimefendi = „meine Dame“). "Efendim" (wörtl.: "mein Herr") ist als Reaktion im Sinne von "Ja, bitte?" üblich, wenn man angesprochen wird.

Die Bedeutung des Begriffes im iranischen Hochland

Afandi bezeichneten die Bewohner Afghanistans einen Gelehrten, der „sieben Künste“ z. B. Dichtung, Musik, Malerei, Dramaturgie usw. beherrschte. Nach der Gründung der Universität von Kabul und Verleihung der Doktorwürde bzw. akamemischen Grade in etwa 50er Jahren wurde der Begriff zwar als Berufsbezeichnung allmählich verschwunden, aber Afandi als Nachname eine Zeitlang noch gedauert.

Eine mögliche Erklärung lautet: Das Wort wird im iranischen Hochland als Hfandi bzw. Afandi bezeichnet. Es ist aus der Zahl [H]aft (Sieben) (persischهفت‎), dem Begriff Fan (persischفن‎) (Kunst, Wissen, Beruf) und dem Verb haben (Daschtan) persischداشتن‎) zusammengefasst und bedeutet: der sieben Künste bzw. Berufe hat. [2]

Im Wörterbuch Persisch-Deutsch von u. a. Bozorg Alavi bedeutet „Herr“ und „Meister“.

Efendi ist auch der Spitzname einer Person in der Fernsehserie Irgendwie und Sowieso.

Siehe auch

Referenzen

  1. Justizministerium der Republik Türkei: EFENDİ, BEY, PAŞA GİBİ LAKAP VE UNVANLARIN KALDIRILMASINA DAİR KANUN, abgerufen am 7. August 2008.
  2. Sprecher der persischen Sprache im Iran, in Afghanistan und Tadschikistan, die sog. Muttersprachler bzw. native Speaker können das für Arabische typische Phonem H nicht gerne sprechen; siehe auch Weglass Operation der Transformationsgrammatik und Sandhi

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