- Durchgangslager Fossoli
-
Das Durchgangslager Fossoli (sprich: Fóssoli), auch Dulag Fossoli, in dem kleinen Ort Fossoli bei Carpi (Provinz Modena, Italien) war 1944 ein Durchgangslager und Ausgangspunkt vieler Deportationen italienischer Juden in nationalsozialistische Vernichtungslager.
Das Lager Fossoli wurde im Dezember 1943 von den italienischen Faschisten (Italienische Sozialrepublik) auf Befehl der deutschen Besatzer zunächst als Internierungslager für Juden errichtet. Zu dieser Zeit befanden sich ca. 100 Juden im Lager.
Anfang März 1944 wurde Fossoli als „Polizeidurchgangslager“ durch den deutschen BdS in Verona übernommen. Lagerkommandant wurde SS-Untersturmführer Karl Friedrich Titho. Die italienische Lagerleitung, die jedoch keinen Einfluss auf die Lagerverwaltung nehmen konnte, und das italienische Bewachungspersonal blieben; nur etwa sechs deutsche SS-Männer kamen als Verstärkung hinzu. Das Lager erhielt ein Fassungsvermögen von ca. 2.500 bis 3.000 Gefangenen, davon entfielen 800 bis 1.000 auf das „Judenlager“, das durch einen Zaun vom übrigen Bereich getrennt war, der den politischen Häftlingen vorbehalten war.
Friedrich Boßhammer, von Eichmann beauftragt die „Endlösung“ in Italien auszuführen, organisierte schon am 19. und 22. Februar 1944 - noch unter italienischer Leitung von Fossoli - zwei Transporte nach Bergen-Belsen und Auschwitz. Es folgten am 5. April, am 16. Mai und 26. Juni 1944 weitere Transporte nach Auschwitz sowie am 16. und 19. Mai zwei Deportationszüge nach Bergen-Belsen. Kurz bevor das Durchgangslager wegen der Frontlage aufgelassen wurde, ließ Boßhammer in Eigeninitiative auch diejenigen Juden, die als „jüdische Mischlinge“ oder in so genannter Mischehe verschont worden waren, nach Auschwitz, Buchenwald, Ravensbrück oder Bergen-Belsen schaffen[1].
Unter den mehreren Tausend Juden, die über Fossoli nach Auschwitz verschleppt wurden, befand sich der später als Schriftsteller bekannt gewordene Primo Levi.
Weblinks
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Sara Berger: Selbstinszenierung eines 'Judenberaters' vor Gericht - Friedrich Boßhammer und das 'funktionalistische Täterbild'. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 17(2008), S. 247.
44.81863055555610.897333333333Koordinaten: 44° 49′ 7″ N, 10° 53′ 50″ OKategorien:- KZ-Sammellager
- Italienische Geschichte
- Deutsche Besetzung Italiens 1943–1945
- Emilia-Romagna
Wikimedia Foundation.