- Dux Belgicae secundae
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Der Dux Belgicae secundae (wörtlich: „Heerführer der Provinz Belgica II“) war ein hoher Offizier in der spätrömischen Armee des Westens, Oberkommandierender der Limitanei und eines Flottengeschwaders an der sog. Sachsenküste in Gallien.
Ein namentlich bekannter Dux war der fränkische König Childerich I. (spätes 5. Jahrhundert).
Inhaltsverzeichnis
Definition
Das Amt wurde wahrscheinlich um 395 n. Chr. eingerichtet. Am kaiserlichen Hof zählte der Dux zur höchsten Rangklasse der viri spectabiles. In der Notitia Dignitatum (ND) werden für den gallischen Teil des Litus Saxonicum zwei hohe Kommandostellen und ihre Einheiten für die Sicherung der Küsten
- Flanderns (Belgica II),
- der Normandie (Provinz Lugdunensis II) und
- der Bretagne (Provinz Lugdunensis III)
aufgezählt, der o. a. Befehlshaber[1] und der benachbarte Dux tractus Armoricani et Nervicani[2]. Diese beiden Abschnittskommandeure waren vermutlich die Nachfolger eines Amtsträgers, der vormals das Kommando sowohl über den britischen als auch über den gallischen Teil der Sachsenküste innehatte (Comes Maritimi Tractus)[3] Deren Küstenverteidigung konnte bis Mitte des 5. Jahrhunderts aufrechterhalten werden.
Kastelle, Offiziere und Einheiten
Neben einem Verwaltungsstab (Officium) standen noch acht Tribunen/Präfekten und ihre Einheiten zur Verfügung dieses Dux (sub dispositione):
- Equites Dalmatae (kein Offizier angegeben).
- Praefectus classis Sambricae, Kommandeur einer Flottille von Patrouillenschiffen (naves iusoriae), die seit dem 4. Jahrhundert an der Somme stationiert war. Ihre Stützpunkte lagen in Locus Quartensis oder Vicus ad Quantiam (Port d’Etaples, Frankreich, nördlich der Sommemündung) und Locus Hornensis (Cap Hornez, Frankreich)[4].
- Tribunus militum Nerviorum,
ein Präfekt für sarmatische Siedler:
- Praefectus Sarmatarum gentilium, inter Renos et Tambianos provinciae Belgicae secundae,
sowie vier Präfekten, die Aufgebote germanischer Laeten befehligten:
- Praefectus laetorum Nerviorum in Fanomantis,
- Praefectus laetorum Batavorum Nemetacensium in Atrabatis,
- Praefectus laetorum Batavorum Contraginnensium in Noviomago und ein
- Praefectus laetorum gentilium in Remo et Silvanectas.
Deren Schildembleme werden in der Notitia allerdings nicht abgebildet.
Der Dux muss in früheren Zeiten allerdings noch mehr Einheiten unter seinem Kommando vereint haben. Arnold Hugh Martin Jones identifizierte die Herkunft der u. a. Einheiten aus der gallischen Feldarmee. Sie stammten ursprünglich ebenfalls aus der Belgica II; ihre Namen sind dieselben wie die bekannter Städte dieser Provinz[5]:
- Geminiacenses, eine legio comitatenses aus Geminiacum,
- Cotoriacenses, eine legio comitatenses aus Cotoriacum,
- Prima Flavia, pseudocomitatenses aus Metis.
Im Gegensatz zu Vexillationen anderer Duces werden diese Einheiten nicht mehr zusätzlich als unter dem Kommando des Dux Belgicae II stehend angegeben. Es scheint, dass diese Provinz nach der Zerschlagung der Grenzeinheiten am Rhein (Rheinübergang von 406 n. Chr.) als einer der ersten viele ihrer Einheiten an die Feldarmee abgeben musste.
Literatur
- Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire, 284-602. A Social, Economic and Administrative Survey. 2 Bände. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1986, ISBN 0-8018-3285-3 (Paperback-Ausgabe).
- Heinrich Beck u.a. (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 18. de Gruyter, Berlin-New York 2001, ISBN 3-11-016950-9, S. 524.
- Dieter Geuenich (Hrsg.): Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97). Walter de Gruyter, Berlin 1998, ISBN 3-11-015826-4, S. 97.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Occ. XXXVIII
- ↑ Occ. XXXVII
- ↑ Stephen Johnson: The Roman Forts of the Saxon Shore, 1976 und J. C. Mann, in V. A. Maxfield (Hrsg.): The Saxon Shore, 1989, S. 45–77.
- ↑ Hans D. L. Viereck: Die Römische Flotte, Classis Romana. Köhlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 1996, S. 258. ISBN 3-930656-33-7
- ↑ Insignia viri illustris magistri peditum, Occ. V
Kategorie:- Militärgeschichte (Spätantike)
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