- Dyslexie
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Klassifikation nach ICD-10 R48.0 Dyslexie und Alexie ICD-10 online (WHO-Version 2011) Unter Dyslexie (von altgriech.: δυς dys = schlecht, schwer, miss- [hier = Missverstehen], λέξις léxis = Sprache, Redeweise, Stil [hier = Redeweise] schlechte/falsche Wiedergabe/Redeweise) versteht man Probleme mit dem Lesen und Verstehen von Wörtern oder Texten bei normalem Seh- und Hörvermögen der betroffenen Person. Die Alexie (von griech. α- a-: nicht-, un-) bezeichnet hingegen das völlige Unvermögen zu lesen.
Hinweis: Im englischen Sprachraum ist die Einteilung und Bezeichnung der Störungsbilder nicht kongruent mit den deutschen Bezeichnungen.
Dyslexie ist bei etwa 5 bis 17 Prozent der Gesamtbevölkerung anzutreffen, wobei verschiedene Formen und Ausprägungsgrade zu unterscheiden sind. Oft tritt sie das erste Mal im Rahmen einer so genannten Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) in den ersten Schuljahren zutage. Die Betroffenen fallen beim Lesen- und Schreibenlernen weit hinter ihre Altersgenossen zurück, obwohl sie über eine normale Intelligenz verfügen.
Die besondere Häufung von Dyslexie in bestimmten Familien lässt vermuten, dass diese Störung zumindest teilweise erblich bedingt ist. Bekannt ist eine leichte Form dieser Störung bei Beatrice of York und ihrer Mutter Sarah, Duchess of York. Neuere Studien unterstützen diese These: Sie zeigen, dass eine bestimmte Region auf Chromosom 6 mit einer Prädisposition für Dyslexie in Zusammenhang steht. Auf dem besagten Chromosomenabschnitt befindet sich ein Gen mit der Bezeichnung DCDC2. Bei Untersuchungen von 153 Familien, bei denen Dyslexie vorkommt, konnte immer dieselbe Deletion (eine bestimmte Chromosomenmutation) im DCDC2-Gen nachgewiesen werden. Die genaue Funktion des Gens ist noch unklar, allerdings gibt es experimentelle Hinweise, dass es eine wichtige Rolle bei der Entwicklung bestimmter Neuronen im Gehirn spielt [1]. Schumacher und Kollegen [2] fanden weitere zwingende Belege für die entscheidende Rolle des DCDC2-Gens bei der Entwicklung einer Dyslexie. Sie konnten bestimmte genetische Variationen, sogenannte Single Nucleotide Polymorphism (SNP), in diesem Gen nachweisen, die den Träger empfänglich für die Störung machen. Hierbei scheinen unterschiedliche SNP-Marker für unterschiedlich schwere Ausprägungen der Dyslexie verantwortlich zu sein.
Neben genetischen Veranlagungen zu Dyslexie ist auch die Umwelt für das Auftreten von Dyslexie relevant. So tritt (erworbene) Dyslexie bei Kindern und Jugendlichen auf, die durch mangelndes Lese- und Schreibtraining eine unzureichende synaptische Verschaltung der einzelnen Sprachzentren aufweisen. Zunehmend betroffen hiervon sind Heranwachsende in den USA, aber auch in den europäischen Industrienationen.
Dyslexien können auch durch Hirnschädigungen (z. B. beim Schlaganfall oder nach Schädel-Hirn-Trauma) ausgelöst werden. Manche dieser Menschen lesen Wörter, die so nicht dastehen (z. B. „Katze“ statt „Hund“), als Paralexie bezeichnet, andere lesen nur mühsam buchstabierend. Auch die totale Unfähigkeit zu lesen wird als Dyslexie bezeichnet. Sie ist oft mit Aphasie verbunden.
Dyslexien werden unter anderem von Logopäden, Sprachheilpädagogen und Klinischen Linguisten behandelt.
Siehe auch
- ähnliche Störungen: Agrafie, Legasthenie, Dyskalkulie, Agnosie, Dyspraxie
- Syndrome mit Alexie: Angularis-Syndrom, Gerstmann-Syndrom, Balint-Syndrom
- sekundärer Analphabetismus, Illetrismus (funktionaler Analphabetismus) als Leseschwäche mit nichtmedizinischen Ursachen
- Lesbarkeit als Kriterium der Typographie
Einzelnachweise
- ↑ Meng H. et al. (2005). DCDC2 is associated with reading disability and modulates neuronal development in the brain. PNAS 102 (22. November):.
- ↑ Schumacher, J., Anthoni H., Dadouh F., et al.: Strong genetic evidence of DCDC2 as a susceptibility gene for dyslexia.. (PDF) In: Am J Hum Genet. 78, Nr. 1, Januar 2006, S. 52-62. doi:10.1086/498992. PMID 16385449.
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