Echter Pfifferling

Echter Pfifferling
Echter Pfifferling
Cantharellus.cibarius.-.lindsey.jpg

Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius)

Systematik
Unterabteilung: Ständerpilze (Agaricomycotina)
Klasse: Agaricomycetes
Ordnung: Leistenpilze (Cantharellales)
Familie: Leistlingsartige (Cantharellaceae)
Gattung: Leistlinge (Cantharellus)
Art: Echter Pfifferling
Wissenschaftlicher Name
Cantharellus cibarius
Fr.

Der Echte Pfifferling oder Eierschwamm (Cantharellus cibarius), in Österreich und Bayern Eierschwammerl oder Reherl, in der Schweiz Eierschwämmli, ist ein Pilz aus der Gattung der Leistlinge (Cantharellus).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die charakteristischen Merkmale des Echten Pfifferlings sind Form und Farbe von Hut und Stiel der Fruchtkörper. Der dotter- bis goldgelbe Hut hat 2 bis 9, selten bis 15 Zentimeter im Durchmesser, hat anfangs eine halbkugelige bis gewölbte Form, die sich dann umstülpt zu einer trichterförmigen. Der Hutrand ist unregelmäßig wellig und oft auch später noch eingebogen. Die Hutunterseite ist mit vergleichsweise niedrigen und mehr oder weniger breiten, oft gegabelten und anastomosierenden (miteinander verbundenen) Leisten bedeckt, die weit am Stiel herablaufen und allmählich daran auslaufen. Der hutfarbene Stiel ist kurz (3 bis 6, selten bis 8 Zentimeter lang), meist 1 bis 2 Zentimeter stark, oft gebogen, nach unten verjüngend und nach oben allmählich in den Hut übergehend und vollfleischig beschaffen. Das Fleisch ist knackig fest, im Stiel zäh und faserig, weißlich bis blassgelb gefärbt, schmeckt mild bis pfeffrig und riecht bei frischen Exemplaren fein fruchtartig (nach Aprikosen). Dies Sporen erscheinen massenhaft als Sporenpulver blassgelb, messen 8 bis 10 auf 4,5 bis 5,5 Mikrometer und sind ellipsoid geformt. Sie zeigen mit Iodreagenzien keine Farbreaktion (inamyloid). [1][2][3][4]

Ökologie und Phänologie

Potenzieller Pfifferlingsstandort im bodensauren Fichtenwald mit spärlichem Pflanzenbewuchs

Der Echte Pfifferling ist ein Mykorrhizapilz, der mit diversen Nadel- und Laubbäumen Symbiosen eingeht. In Mitteleuropa ist der bevorzugte Baumpartner die Gemeine Fichte, gefolgt von der Rotbuche. Außerdem kann der Pilz mit Eichen, Kiefern und Tannen vergesellschaftet sein. Der Echte Pfifferling besiedelt diverse Waldtypen auf mäßig trockenen, basen- und nährstoffarmen Böden. In Kalkgebieten werden nur oberflächlich versauerte Böden besiedelt. Er wächst oft sehr gesellig in Jungpflanzungen und an mehr oder weniger offen, nur schütter von Gräsern, Stauden und Moosen bewachsenen Stellen.

Die Fruchtkörper des Echten Pfifferlings erscheinen in Mitteleuropa von Juni bis November.

Verbreitung

Echte Pfifferlinge (C. cibarius) auf dem Münchner Viktualienmarkt

Der Echte Pfifferling kommt in Australien, Südamerika, Nordasien, Nordamerika und Europa vor. In Europa ist der Pfifferling weit verbreitet.

Bestandsentwicklung und Gefährdung

Der Pfifferling war früher ein sehr häufiger Pilz, zeigt aber in Deutschland seit einiger Zeit (etwa Beginn der siebziger Jahre) erhebliche Rückgangstendenzen. Als Ursachen für den Rückgang der Art wird Luftverschmutzung vermutet. Das Pfifferlingsmyzel reagiert sehr empfindlich auf Schweflige Säure. Ozon hemmt die Sporenbildung. Weitere Gefährdungsfaktoren sind Stickstoffeinträge, langjähriger Niederschlagsmangel, Grundwasserabsenkungen, forstliche Eingriffe und Bodenverdichtung durch Forstmaschinen und in viel betretenen Waldgebieten. Für Baden-Württemberg wird der Pfifferling in die Gefährdungsgruppe G 3 (derzeit noch häufig, aber erhebliche Rückgangstendenz) eingeordnet.

Auch in Österreich ist das Eierschwammerl gefährdet und deshalb in allen Bundesländern insoweit geschützt. Üblicherweise bedeutet das, dass nur von Privatpersonen Eierschwammerl ähnlich anderen Pilzarten bis zu einer Maximalmenge von 2 kg geerntet werden dürfen.[5]

Bedeutung

Speisepilz

Beispiel für die Zubereitung: Kalbsgeschnetzeltes mit frischen Pfifferlingen in Rahmsoße

Der Echte Pfifferling ist bereits seit dem Altertum ein beliebter Speisepilz und wird in großen Mengen gehandelt. In Deutschland angebotene Pfifferlinge kommen meist aus ostmitteleuropäischen, baltischen und osteuropäischen Ländern.

Redewendung

Mit: „Das ist (mir) keinen Pfifferling wert!“ drückt man umgangssprachlich eine geringe Wertschätzung gegenüber einer Sache oder einer Person aus. Ob es einen Zusammenhang zwischen der Redewendung und dem Pilz gibt, ist umstritten. Die Vermutung, dass die Redewendung auf das (über-)reichliche Angebot dieses Pilzes in früheren Zeiten zurückzuführen ist, liegt zwar auf der Hand; wahrscheinlicher ist aber die Herkunft aus dem südwestdeutschen Dialekt, wo ein Fünf-Pfennig-Stück Pfifferle heißt. „So ein falscher Pfifferling!“ dürfte aus der Verwechselbarkeit mit eben diesem entstanden sein und meint i. d. R. eine Person zwielichtigen Charakters.

Briefmarken

Variabilität

Der Echte Pfifferling variiert stark, Corner (1966) führt weltweit bis zu 18 verschiedene Varietäten.[6] Krieglsteiner (2000) hat lediglich zwei Varietäten taxonomischem Rang zugestanden, die inzwischen Artniveau haben: Violettschuppiger Pfifferling (Cantharellus amethysteus) und Blasser Pfifferling (Cantharellus pallens).[7] Dagegen erkennen Eyssartier & Buyck (2000) neben der Typusvarietät sieben Taxa an:[8]

  • Blassleisten-Pfifferling – Cantharellus cibarius var. albidus Maire 1937
  • Atlantischer Pfifferling – Cantharellus cibarius var. atlanticus Romagnesi 1995
  • Zweifarbiger Pfifferling – Cantharellus cibarius var. bicolor Maire 1937
  • Fleischrosa Pfifferling – Cantharellus cibarius var. carneoalbus (R. Heim 1960) Corner 1966
  • Hasel-Pfifferling – Cantharellus cibarius var. flavipes R. Heim 1960 ex Eyssartier & Buyck 2000
  • Braunschuppiger Pfifferling – Cantharellus cibarius var. squamulosus (A. Blytt 1905) Eyssartier & Buyck 2000
  • Rostbrauner Pfifferling – Cantharellus cibarius var. umbrinus R. Heim 1960 ex Eyssartier & Buyck 2000

Artabgrenzung

Verwechslungen sind prinzipiell möglich mit anderen Arten der Gattung Leistlinge, dem Falschen Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca) sowie dem in Deutschland sehr seltenen Ölbaumpilz (Omphalotus olearius).

Quellen

Einzelnachweise

  1. Hans E. Laux: Der große Kosmos-Pilzführer. Alle Speisepilze mit ihren giftigen Doppelgängern. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2001, ISBN 978-3440124086, S. 454.
  2. Hans E. Laux: Essbare Pilze und ihre giftigen Doppelgänger. Pilze sammeln – aber richtig. Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 2005, ISBN 978-3440102404, S. 167.
  3. Markus Flück: Welcher Pilz ist das?. 3 Auflage. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart Juni 2009, ISBN 978-3-440-11561-9, S. 306.
  4. Gerlinde Hausner: Pilze. Die wichtigsten Speise- und Giftpilze. 2 Auflage. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 1991, ISBN 3405138116, S. 20.
  5. Pilzeschutz als Beispiel die Seite der Salzburger Landesregierung abgerufen am 6. September 2011.
  6. Edred John Henry Corner: A monograph of Cantharelloid fungi. Oxford University Press, London (UK). 1966.
  7. Andreas Gminder, German Josef Krieglsteiner (Hrsg.), Wulfard Winterhoff, unter Mitarbeit von Armin Kaiser: Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 2. Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. 2000, ISBN 978-3-8001-3531-8.
  8. Guillaume Eyssartier, Bart Buyck: Le genre Cantharellus en europe - nomenclature et taxinomie. In: Bulletin de la Société Mycologique de France 116(2). 2000. Seite 91-137.

Weblinks

 Commons: Echter Pfifferling – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Pfifferling – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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