- Edith Cavell
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Edith Louisa Cavell /'kævl/ (* 4. Dezember 1865 in Swardeston, Norfolk, Vereinigtes Königreich; † 12. Oktober 1915 in Brüssel) war eine britische Krankenschwester, die während der deutschen Besatzung Belgiens im Ersten Weltkrieg wegen Fluchthilfe für alliierte Soldaten hingerichtet wurde. Sie wird in England als Märtyrerin und Heldin verehrt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Edith Cavell beendete 1895 ihre Ausbildung zur Krankenschwester im London Hospital, 1907 wurde sie Oberin im Berkendael Medical Institute in Brüssel. Nach der deutschen Invasion in Belgien wurde das Berkendael-Institut vom Deutschen Roten Kreuz übernommen und in ein Lazarett umgewandelt.[1] Sie arbeitete eng mit der populären belgischen Diplomatin Marie Depage zusammen, die am 7. Mai 1915 bei der Versenkung des britischen Luxusdampfers Lusitania ums Leben kam.
Cavell trat einer Untergrundorganisation bei, die britischen, französischen und belgischen Kriegsgefangenen half, durch die neutralen Niederlande in ihre Heimatländer zu fliehen. Mehr als 200 Männern war bereits die Flucht über die Grenze gelungen, als Cavell und andere der Gruppe am 5. August 1915 von den Deutschen verhaftet wurden.[2] Sie wurde gemeinsam mit 34 weiteren Personen wegen eines „Verbrechens zum Schaden für die deutschen Streitkräfte“ insbesondere der „Zuführung von Mannschaften an den Feind“ angeklagt und zum Tode verurteilt.[3]
Am 12. Oktober 1915 wurde sie gemeinsam mit dem Belgier Philippe Baucq erschossen. Gottfried Benn war in seiner Funktion als Arzt Zeuge der Hinrichtung. Eine Aussetzung des Urteils oder eine Begnadigung, um die sich der amerikanische und der spanische Botschafter bemühten, war abgelehnt worden. Die Hinrichtung löste einen weltweiten Sturm der Entrüstung aus. Das deutsche Kriegsgerichtsverfahren wurde daraufhin geändert: Im Falle der Verurteilung von Frauen konnten Gnadengesuche an die höhere Instanz eingereicht werden.
In der Nacht vor der Exekution sprach sie mit dem anglikanischen Geistlichen Rev. Gahan, dem es erlaubt wurde, sie zu besuchen. Ihm sagte sie: „I realize that patriotism is not enough, I must have no hatred or bitterness towards anyone.“[1] (Ich habe erkannt, dass Patriotismus nicht genug ist, ich darf weder Hass noch Bitterkeit gegenüber irgendjemand empfinden.). Diese Worte stehen auf dem Denkmal auf dem Londoner St. Martin's Place in der Nähe des Trafalgar Square.
Der Fall Cavell wurde zu einem der größten britischen Propagandaerfolge im Ersten Weltkrieg. Daher wurde auch von deutscher Seite aus zugegeben, dass die Hinrichtung zwar rechtmäßig, aber ein schwerer politischer Fehler gewesen sei.[4][3]
In einzelnen jüngeren britischen Büchern über Geheimdienste wird ausgeführt, Cavell sei eine britische Spionin gewesen.[5] Wann sie ihre Spionagetätigkeit aufgenommen haben soll und zu welchem Zweck die Krankenschwester nachrichtendienstlich tätig gewesen war, geht aus den Angaben nicht hervor.
Ehrungen
1919 wurde Cavells Leichnam exhumiert und nach London überführt. In Anwesenheit von König Georg V. fand in der Westminster Abbey ein Gedenkgottesdienst statt, bevor der Leichnam mit einem Sonderzug nach Norwich überführt und dort außerhalb der Kathedrale beigesetzt wurde. Noch heute findet alljährlich ein Gottesdienst am Grab von Cavell statt.
- London, Denkmal für Edith Cavell in der Nähe des Trafalgar Square
- Gent, Gedenktafel für Edith Cavell in der Koningin Elisabethlaan, an dem Haus, in dem sie sich im April 1915 versteckt hielt (Englische Aufschrift: „Miss Edith Cavell, the glorious victim of German barbarity was secretly harboured in this house in April 1915“)
Nach Edith Cavell sind unter anderem benannt:
- ein Krankenhaus in der Brüsseler Gemeinde Uccle
- der Mount Edith Cavell, ein Berg (3363 m) im Jasper-Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains
Verfilmungen
- Dawn, USA 1928. Regie Herbert Wilcox, in der Hauptrolle Sybil Thorndike.
- Nurse Edith Cavell, USA 1939. Regie Herbert Wilcox, in der Hauptrolle Anna Neagle.
Edith Cavell in der Literatur
- Der Fall Edith Cavell wird von Arnold Zweig in seinem Roman „Junge Frau von 1914“ erwähnt. (Aufbau-Verlag, Berlin 1963. S. 195 ff.)
- Edith Cavell findet auch Erwähnung bei Alfred Döblin: November 1918. Eine deutsche Revolution. Erzählwerk in drei Teilen. Erster Teil: Bürger und Soldaten 1918. Frankfurt am Main 2008, S. 261ff.
- Thomas Mann schildert die Verhaftung und Hinrichtung in seinen Betrachtungen eines Unpolitischen von 1917.
Literatur
- Diana Souhami: Edith Cavell. Quercus, London 2010, ISBN 978-1-8491-6359-0 (Rezension).
Weblinks
Commons: Edith Cavell – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b Spencer Tucker (Hrsg.): The Encyclopedia of World War I. A Political, Social and Military History. Verlag ABC-Clio, Santa Barbara 2005, ISBN 1-85109-420-2, S. 279f.
- ↑ Gerhard Hirschfeld (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-506-73913-1, S. 408f.
- ↑ a b Andreas Toppe: Militär und Kriegsvölkerrecht. Rechtsnorm, Fachdiskurs und Kriegspraxis in Deutschland 1899–1940. Oldenbourg Verlag, München 2007, ISBN 3486582062, S. 126f.
- ↑ Martin Schramm: Das Deutschlandbild in der britischen Presse 1912–1919. Akademie Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-05-004422-4, S. 392.
- ↑ Nicholas Rankin: A genius for deception. How cunning helped the British win two world wars. Oxford University Press, London 2009, ISBN 019538704X, Kapitel 3; Sherri Greene Ottis: Silent heroes. Downed airmen and the French underground.University Press of Kentucky, 2001, ISBN 0813121868, S. 6.
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