- Egill Skallagrímsson
-
Egill Skallagrímsson (auch Egill Skalla-Grímsson; * 910 in Island; † um 990) war ein Skalde, Häuptling und Wikinger. Seine Existenz wird im historischen Landnahmebuch erwähnt, einige seiner Gedichte sind in Handschriften erhalten, sein Leben aber lässt sich nur aus einer literarischen Quelle erschließen, weshalb man ihn als halbliterarische Figur betrachten muss.
Egill wurde in Island als der Sohn eines Goden geboren, d.h. eines Clanchefs, dessen Name ebenfalls im Landnahmebuch erwähnt wird, der wichtigsten isländischen Quelle zur Besiedelung der Insel im 9. und 10. Jahrhundert (vgl. Geschichte Islands). Demgemäss ist Egill der Sohn von Skalla-Grímr Kveldúlfsson und Bera Yngvarsdóttir und der Enkel von Kveld-Úlfr (auf dt. Abendwolf).
Inhaltsverzeichnis
Zur Saga von Egill
Die “Egils saga” gehört zu den Isländersagas (isl. Íslendingasögur), die zu den wichtigsten Werken der mittelalterlichen europäischen Literatur zählen. Sie schildern das Leben von Isländern vom 9. bis ins 11. Jahrhundert, wurden aber erst circa 200 Jahre später in schriftliche Form gebracht.
Die Saga von Egill, von einem anonymen Verfasser geschrieben und von einigen Forschern Snorri Sturluson (1179 – 1241) zugeschrieben , erzählt von Egills Taten. Sie erstreckt sich über einen langen Zeitraum. Die Geschichte beginnt in Norwegen mit dem Leben von Egils Großvater Úlfur genannt Kveld-Úlfur, umfasst das Leben seines Vaters Skalla-Grímur, die Kindheit von Egill, seine Reisen nach Skandinavien und England, seine Kämpfe, seine Altersphase und die weitere Geschichte seiner Familie.
Egill erfreut sich in Island nach wie vor großer Beliebtheit.
Wichtige Lebensstationen gemäß der Saga von Egill
Die Hauptquelle zum Leben des Dichters ist dieses literarische Werk. Wie bei derartigen Quellen üblich, muss man die Daten mit Vorsicht betrachten. Vieles ist sicherlich Erfindung.
Als der Vater von Egill, Skallagrímur, in Island ankam, ließ er sich in Borg bei Borgarnes nieder, an dem Platz, wo der Sarg seines Vaters an Land getrieben war. Skallagrímur war ein berühmter Krieger der Wikinger und ein Feind des Königs Harald Schönhaar von Norwegen ("Haraldur konungur hinn hárfagri").
Wenn man der Saga glauben kann, erwies sich Egill als frühes Genie und verfasste sein erstes Gedicht im Alter von drei Jahren.
Egill erwies sich außerdem anscheinend schon früh als selbst für Wikingersöhne außergewöhnlich aggressiv. So berichtet die Saga, dass er schon im Alter von 7 Jahren seinen ersten Mord begangen hätte. Ein anderer Junge hatte ihn bei einem Ballspiel – wie er meinte – unfairerweise verlieren lassen. Egill ging heim, kam mit einer Axt wieder und tötete den anderen Jungen.
Allerdings war auch sein Vater ähnlich jähzornig und rachsüchtig. Er hätte fast den eigenen Sohn getötet, als er gegen ihn beim Ballspiel verloren hatte. Nur dem Dazwischengehen der mutigen Magd Brák verdankte der Junge sein Leben. Die Magd hingegen starb gleich darauf, als der Vater sie in den Fjord Borgarfjörður jagte und ihr einen Stein hinterherwarf.
Als junger Erwachsener begibt sich Egill nach Norwegen, wie es der Brauch von den Söhnen wohlhabender isländischer Familien erforderte (etwa vergleichbar mit dem Knappen der deutschen Adelsgesellschaft vergleichbar). Der König schätzte ihn wegen seiner Tapferkeit und Dichtkunst. Nach etlichen Abenteuern dort macht sich Egill die Königin Gunnhildr zur Feindin. Als der König Harald Schönhaar stirbt, wird Egill von dessen Nachfolger in Norwegen zum Gesetzlosen erklärt und kehrt nach Island zurück, nachdem er etliche Verfolger besiegt hat.
In Island hat Egill fünf Kinder mit seiner Frau Ásgerðr Björnsdóttir. Als zwei seiner Söhne kurz hintereinander sterben (Þorsteinn und Böðvar), verfällt Egill in eine Depression und hegt Selbstmordgedanken. Nur dem klugen Eingreifen seiner Tochter Þorgerðr ist es zu verdanken, dass er seine Trauer schließlich lieber in einem Gedicht mit dem Namen Sonatorrek (Die Trauer um die Söhne) verarbeitet und sein Leben weiter führt. Ein Denkmal dazu von Ásmundur Sveinsson steht bei dem heute noch existierenden Hof Borg í Mýrum bei Borgarnes.
Die Saga berichtet weiterhin, dass Egill ein hohes Alter erreicht und schließlich bei seiner Nichte Þórdís, der Tochter von Egills Bruder Þórólfur, und ihrem Mann Grim in Mosfellsbær beim heutigen Reykjavík lebt. Eines Tages reiste er zusammen mit 2 Sklaven, bestieg einen Berg, dort soll er einen Silberschatz in einer Schlucht vergraben haben, den schon viele vergebens gesucht haben, weil er beide Sklaven getötet hat.
Theorie über mögliche Krankheit des Egill
Der amerikanische Wissenschaftler Jesse L. Byock hat eine Theorie veröffentlicht, dass Egill Skallagrímsson an Osteodystrophia deformans litt, einer Krankheit, die zu übermäßigen Knochenwachstum am Schädel führte. Das wurde auch in der März-Ausgabe vom Spektrum der Wissenschaft 1995 berichtet. Diesen Bericht nutzte die große isländische Zeitung Morgunblaðið in dem Jahr für ihren Aprilscherz.
Egils Kinder mit Ásgerður Björnsdóttir
- Þorgerður Egilsdóttir
- Bera Egilsdóttir
- Böðvar Egilsson
- Gunnar Egilsson
- Þorsteinn Egilsson
Werke
- Höfuðlausn
- Sonatorrek (vgl. auch die Skulptur von Ásmundur Sveinsson in Borg bei Borgarnes)
- Arinbjarnarkviða
Weblinks
- Literatur von und über Egill Skallagrímsson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Egils Saga, München, Diederichs, 1996, ISBN 3424012629
- Höfundur Egill Skallagrímsson (Isl.)
- Egils saga (Isl.)
Anmerkung zu isländischen Personennamen: Isländer werden mit dem Vornamen oder mit Vor- und Nachname, jedoch nicht allein mit dem Nachnamen bezeichnet. Weiterführende Informationen finden sich unter Isländischer Personenname. Kategorien:- Isländische Geschichte
- Autor
- Mittelalter (Literatur)
- Literatur (Isländisch)
- Literatur (Altnordisch)
- Sage, Legende
- Isländer
- Geboren 910
- Gestorben im 10. Jahrhundert
- Mann
Wikimedia Foundation.