Egon Hajek

Egon Hajek

Egon Hajek (* 6. November 1888 in Kronstadt, Siebenbürgen; † 15. Mai 1963 in Wien) war ein siebenbürgischer Komponist, Autor und Pfarrer.

Inhaltsverzeichnis

NS-Zeit

Zur NS-Zeit war er evangelisch-lutherischer Pfarrer in Wien (Martinstraße 25), außerdem Professor für Hymnologie an der Reichshochschule für Musik in Wien (ab 1938, und auch in der Nachkriegszeit, bis 1959). Später unterrichtete er an der evangelisch-theologischen Fakultät als Lektor für Kirchenmusik.

Sein Gau-Akt in Wien ist ungewöhnlich umfangreich (48 Blätter) und reicht bis 1944. Am 1.April 1938 gab Hajek eine „Aufnahme-Erklärung“ ab, um „Förderndes Mitglied der Schutzstaffel der NSDAP“ zu werden. Seit Juli 1938 war er Partei-Anwärter.

In der politischen Beurteilung des Gaupersonalamtes hieß es:

„Während der Verbotszeit half er mit, die SA der Bezirke 16 bis 19 im evangelischen Bund zu tarnen. Mit seiner Hilfe konnte das Volksheim Martin Luther in Ottakring eröffnet werden, das sich zur Gänze in den Händen der SA befand.“

Bei Hajeks Aufnahmebestrebungen wird erkennbar, dass die NSDAP Parteimitgliedschaft und Pfarrerberuf als unvereinbar ansah, bereits kurz nach dem Anschluss Österreichs. Die Ablehnung seines Ansuchens erfolgte Ende1938, „da dieser Angehöriger des evangelischen Klerus ist“, wobei der Antragsteller den eigentlichen Grund auf keinen Fall erfahren sollte. D.h. die NSDAP wollte eine klare Abgrenzung gegenüber kirchlich engagierten Personen, ohne jedoch in der Öffentlichkeit einen kirchenfeindlichen Eindruck zu erwecken.

1942 wurde Hajek von einem kirchendistanzierten Landsmann (Dipl.Kfm. Felix Fink, Stellvertretender Obmann des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien) als NS-gegnerisch denunziert, ohne dass dieser jedoch klare Belege angeben konnte. Die Bürokratie nahm dennoch ihren Lauf, verschiedene Beurteilungen über Hajek wurden eingeholt, ohne Folgen zu haben.

Diese Beurteilungen geben uns einige Informationen. Die Frage, ob Hajek im Militärdienst war, wird verneint. Politisch wird er auch noch 1944 als „national eingestellt“ beurteilt, tw. als „nationalsozialistisch“. Seine Frau arbeitete seit dem Anschluss bei der NS-Frauenschaft mit, „wegen der religiösen Bindung als Frau eines Pastors“ wurde sie nicht als Parteimitglied aufgenommen, woraufhin sie ihre Mitarbeit aufgab. Die Ablehnung führte wohl bei beiden zu einer Abnahme der Begeisterung, daher fielen auch ihre späteren Spenden bei NS-Sammlungen mäßig aus. Jedenfalls wurde er 1940 Mitglied der NSV.

Hajeks Reflexion über seine eigene Haltung in der NS-Zeit wirkt unkritisch. In seiner Autobiographie schrieb er:

„Ich habe während der ganzen Verfolgungszeit weder die Stelle an der Staatsakademie auch nur vorübergehend verloren, noch bin ich als Nazi, der ich ja nicht gewesen sein konnte, belästigt worden.“ (S.259)

Er verschwieg dabei jedoch, dass er sich um die Parteimitgliedschaft bemüht hatte.

Werke

  • Die Musik. Ihre Gestalter und Verkünder in Siebenbürgen einst und jetzt. Musikalische Lebensbilder, Kronstadt 1927 (Digitalisat)
  • Du sollst mein Zeuge sein. Lebenswege eines deutschen Bekenners, 1938
  • König Lautenschläger. Leben und Abenteuer eines fahrenden Sängers aus Siebenbürgen, 1940
  • Meister Johannes. Aus dem Werdegang der Deutschen in Siebenbürgen, 1941
  • Der Gefangene seines Herzens. Ein Roman um Lenau, 1954
  • Wanderung unter Sternen. Erlebtes, Erhörtes und Ersonnenes [Autobiographie]. Stuttgart 1958

Literatur

  • Franz Graf-Stuhlhofer: Wiener Evangelische Professoren der Theologie im Spiegel der Gau-Akten. Dokumentation zu Beth, Egli, Hajek, Hoffmann, Koch, Kühnert, Opitz, Schneider und Wilke, in: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 116 (2000/01) 191-225 (zu Hajek S.197-205, Fn. auf S.220-222).

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