- Eingabe der Wirtschaftspolitischen Vereinigung Frankfurt am Main
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Die Eingabe der Wirtschaftspolitischen Vereinigung Frankfurt am Main war ein Schreiben[1], das die Wirtschaftspolitische Vereinigung Frankfurt am Main am 17. Juli 1931 auf dem Höhepunkt der deutschen Bankenkrise an den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg richtete mit der Aufforderung, die Regierung an die NSDAP zu übertragen. Das Schreiben wurde Hindenburg mit Begleitschreiben vom 24. Juli 1931 von Rüdiger Graf von der Goltz zugeleitet, einem ehemaligen Freikorpsführer und Mitglied der Vereinigten Vaterländischen Verbände.
Inhaltsverzeichnis
Unterzeichner
Die Unterzeichner waren: [2]
- Walter Dyckerhoff (Inhaber der Baufirma Dyckerhoff & Söhne)
- Emil Gutbrod (Gebrüder Gutbrod, chemische Fabrik)
- Wilhelm Traupel (handlungsbevollmächtigter Verkaufsdirektor für Landmaschinen des Krupp-Konzerns)
- Hans Geisow (ehemaliger Leiter der Analytischen Abteilung bei den Cassella-Werken)
- Erbprinz von Isenburg und Bütingen (Forstwirtschaft)
- Freiherr Mumm von Schwarzenstein (Sektkellerei)
- Schmidt (Fabrikant Frankfurter Karosseriewerke)
- Dr. Kirmaier (Syndikus)
- Generalleutnant von Herff
- Friedrich Krebs (Landgerichtsrat)
Kein einziger der zehn Unterzeichner war ein bedeutender Industrievertreter. Bei den meisten handelte es sich vielmehr um kleine und mittlere Unternehmen sowie Angehörige des mittleren Managements. [3]
Bewertung in der Forschung
Von der Geschichtswissenschaft der DDR wurde die Eingabe (ähnlich wie die Industrielleneingabe vom November 1932) als Beweis dafür angeführt, dass die Großindustrie in entscheidender Weise zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler beigetragen hätte.[4] Zu diesem Zweck sind die Funktionen, die einige der Unterzeichner hatten, auch fälschlich aufgewertet worden: Wilhelm Traupel wurde hier als Bevollmächtigter Gustav Krupp von Bohlen und Halbachs bezeichnet, obwohl er in dessen Konzern als einer von vielen Handlungsbevollmächtigten[5] lediglich Verantwortung für den Verkauf von Landmaschinen trug und Krupp bis 1933 stets Distanz zu den Nationalsozialisten gewahrt hatte. Wenige Wochen nach seiner Unterzeichnung wechselte der überzeugte Nationalsozialist Traupel aus dem schwerindustriellen Konzern in die Leitung des NSDAP-eigenen „Frankfurter Volksblatts“. [6] Hans Geisow figurierte in der marxistischen Forschung als Vertreter des mächtigen I.G. Farben-Konzerns – in Wahrheit war er dort bis 1931 nur als Chemiker angestellt gewesen. Zum Zeitpunkt der Eingabe war er hauptamtlicher Leiter der Abteilung Volksbildung in der Gauleitung der NSDAP Hessen-Nassau.[7]
Eine Beeinflussung Hindenburgs durch das Schreiben, das nicht den Zielen der großen Mehrheit der deutschen Großindustriellen entsprach, lässt sich nicht feststellen.[8]
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ der Text der Eingabe ist gedruckt bei: Lothar Berthold: Das Programm der KPD zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes vom August 1930. Berlin 1956, S. 188 f.
- ↑ Kurt Schützle: Reichswehr wider die Nation, Zur Rolle der Reichswehr bei der Vorbereitung und Errichtung der faschistischen Diktatur in Deutschland (1929-1933). Berlin 1963, S. 116.
- ↑ auch zum Folgenden Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 483.
- ↑ so zum Beispiel: Wolfgang Ruge: Deutschland 1917–1933. Berlin 1967, S. 412.
- ↑ Eine Liste aller Handlungsbevollmächtigten des Krupp-Konzerns bei Uwe Kessler: Zur Geschichte des Managements bei Krupp. Von den Unternehmensanfängen bis zur Auflösung der Fried. Krupp AG (1811-1943). Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1995, S. 192 f.
- ↑ Peter Sandner: Verwaltung des Krankenmordes: der Bezirksverband Nassau im Nationalsozialismus. Psychosozial-Verlag, Gießen 2003. S. 91f online (PDF; 981 kB)
- ↑ Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 483.
- ↑ Zum Stand der Forschung über das Verhältnis Industrie und NSDAP vor 1933 s. Eberhard Kolb: Die Weimarer Republik. R. Oldenbourg Verlag, 6. überarb. und erw. Aufl., München 2002, S. 226 ff.
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