- Einwohnerentwicklung von Lübeck
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Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Lübeck tabellarisch und graphisch wieder.
Inhaltsverzeichnis
Einwohnerentwicklung
Das etwa zur Zeit Karls des Großen (748–814) errichtete Liubice war die Vorgängersiedlung der späteren Stadt Lübeck. 1143 ließ Adolf II., Graf von Schauenburg und Holstein Lübeck als erste deutsche Hafenstadt an der Ostsee errichten. Nach einem Brand 1157 wurde der Ort während der Herrschaft von Heinrich dem Löwen wiederaufgebaut und 1159 neugegründet. Vermutlich bildeten die Einwohner des slawischen Handelsplatzes Liubice den Kern der Stadtbevölkerung. Die ersten Neusiedler kamen aus der westlichen Nachbarschaft, dem Gebiet der Sachsenstämme Holsten und Stormarn, später aus dem ferneren Westen, den Niederlanden, Friesland und Westfalen.
Wegen der zentralen Lage in der Wirtschaftsregion zwischen Ärmelkanal und Nowgorod sowie zahlreicher Privilegien nahm die Stadt einen lebhaften Aufschwung. Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit war Lübeck eine der größten deutschen Städte. Sie wurde an Einwohnerzahl nur von Köln übertroffen und gehörte neben Rom, Venedig, Pisa und Florenz zu den fünf Herrlichkeiten des Reiches. 1642 lebten in Lübeck mehr als 30.000 Menschen. Nach dem Niedergang der Hanse und deren Auflösung 1669 ging die Bevölkerungszahl bis 1769 auf unter 18.000 zurück.
Im 19. Jahrhundert begann die Bevölkerung zu wachsen. Bis zur Aufhebung der Torsperre bereits um circa 50 Prozent, danach jedoch im Zug der Industrialisierung noch erheblich rasanter und zwar bis 1880 auf über 50.000. Im Jahre 1912 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Lübeck die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Die Eingemeindung der Stadt Travemünde (1910 = 2.162 Einwohner) und weiterer elf Landgemeinden am 1. April 1913 brachte einen Zuwachs von rund 14.000 Personen. In weniger als 100 Jahren hatte sich die Bevölkerung damit vervierfacht. Im Vergleich zu vielen in dieser Hinsicht erfolgreicheren Städten Deutschlands, insbesondere zu Hamburg, Kiel und Stettin hing jedoch selbst diese Entwicklung zurück. Lübeck gehörte in dieser Hinsicht nur zur Mittelgruppe der Städte, die zwar den Absprung in die neue Zeit schafften, jedoch nicht mit der Spitzengruppe mithalten konnte.
Die Volkszählung vom 17. Mai 1939 ergab eine Bevölkerungszahl von 154.311. Bis Dezember 1945 stieg diese um rund 100.000 Personen auf 250.181 – historischer Höchststand. Bei der Zählung vom 29. Oktober 1946 wurden 87.288 Flüchtlinge ermittelt. Die unterzubringende Gesamtbevölkerung lag bei 223.059 Personen (einschließlich Ausländer bei 235.923). Diese Entwicklung ist fast ausschließlich auf den Zweiten Weltkrieg zurückzuführen. Lübeck war bereits in der zweiten Hälfte des Krieges Flüchtlingsstadt, weil es nach dem ersten Bombenangriff von weiteren Bombenangriffen verschont blieb und relativ zu anderen deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern nur gering zerstört wurde. Dieser Umstand war auch entscheidend dafür, dass die Alliierten in und bei Lübeck Flüchtlingslager einrichteten. Viele der Flüchtlinge wurden in Lübeck sesshaft, unter ihnen allerdings auffällig wenig Selbständige und Akademiker.
Am 31. Dezember 2007 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Lübeck nach Fortschreibung des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein 211.541 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Zukunftsforscher sagen für die weitere Entwicklung bis 2020 einen Einwohnerverlust von circa fünf bis sechs Prozent voraus. In Anbetracht der Altersstruktur der Stadt ist diese Zahl im Vergleich gering; allerdings soll die Geburtendifferenz im Wesentlichen durch den Zuzug älterer Menschen ausgeglichen werden, die das kompakte und konzentrierte kulturelle Angebot der Stadt mit ihrer daraus resultierenden besonderen Lebensqualität zu schätzen wissen.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1788 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Stadtverwaltung (bis 1970) und des Statistischen Landesamtes (ab 1971). Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Von 1227 bis 1870
(jeweiliger Gebietsstand)
Jahr Einwohner 1227 6.000 1350 18.800 1400 17.200 1460 21.568 1487 23.157 1502 25.444 1532 22.452 1600 22.570 1642 31.068 1662 26.597 1682 23.596 1708 19.978 Jahr/Datum Einwohner 1728 18.667 1769 17.644 1788 18.693 1. Oktober 1807 ¹ 24.631 1. Januar 1812 ¹ 22.772 1. November 1815 ¹ 24.143 1. November 1828 ¹ 25.600 1. September 1845 ¹ 25.360 1. September 1851 ¹ 26.098 1. September 1857 ¹ 26.672 1. September 1862 ¹ 27.249 3. Dezember 1867 ¹ 34.346 ¹ Volkszählungsergebnis
Von 1871 bis 1944
(jeweiliger Gebietsstand)
Datum Einwohner 1. Dezember 1871 ¹ 39.743 1. Dezember 1875 ¹ 44.799 1. Dezember 1880 ¹ 51.055 1. Dezember 1885 ¹ 55.399 1. Dezember 1890 ¹ 63.590 2. Dezember 1895 ¹ 69.874 1. Dezember 1900 ¹ 82.098 31. Dezember 1901 83.961 31. Dezember 1902 85.976 31. Dezember 1903 88.872 31. Dezember 1904 90.003 1. Dezember 1905 ¹ 91.541 31. Dezember 1906 92.983 31. Dezember 1907 94.406 31. Dezember 1908 95.829 31. Dezember 1909 97.252 1. Dezember 1910 ¹ 98.656 31. Dezember 1911 99.790 Datum Einwohner 31. Dezember 1912 100.791 31. Dezember 1913 114.446 1. Dezember 1916 ¹ 109.897 5. Dezember 1917 ¹ 108.956 8. Oktober 1919 ¹ 113.071 31. Dezember 1919 114.656 31. Dezember 1920 118.709 31. Dezember 1921 121.443 31. Dezember 1922 123.064 31. Dezember 1923 122.785 31. Dezember 1924 123.796 16. Juni 1925 ¹ 120.788 31. Dezember 1925 121.725 31. Dezember 1926 122.397 31. Dezember 1927 124.542 31. Dezember 1928 127.843 31. Dezember 1929 128.743 31. Dezember 1930 129.842 Datum Einwohner 31. Dezember 1931 129.995 31. Dezember 1932 130.481 16. Juni 1933 ¹ 129.427 31. Dezember 1933 129.978 31. Dezember 1934 130.467 31. Dezember 1935 137.812 31. Dezember 1936 143.113 31. Dezember 1937 146.654 31. Dezember 1938 150.144 17. Mai 1939 ¹ 154.811 31. Dezember 1939 160.015 31. Dezember 1940 166.300 31. Dezember 1941 172.809 31. Dezember 1942 177.143 31. Dezember 1943 183.403 31. Dezember 1944 190.031 ¹ Volkszählungsergebnis
Von 1945 bis 1989
(jeweiliger Gebietsstand)
Datum Einwohner 31. Dezember 1945 250.181 29. Oktober 1946 ¹ 235.923 31. Dezember 1946 239.194 31. Dezember 1947 245 111 31. Dezember 1948 246.058 31. Dezember 1949 243.548 13. September 1950 ¹ 238.276 31. Dezember 1950 237.548 31. Dezember 1951 234.960 31. Dezember 1952 233.554 31. Dezember 1953 230.974 31. Dezember 1954 229.345 31. Dezember 1955 229.132 25. September 1956 ¹ 229.554 31. Dezember 1956 228.670 31. Dezember 1957 230.708 31. Dezember 1958 230.840 Datum Einwohner 31. Dezember 1959 231.827 31. Dezember 1960 232.673 6. Juni 1961 ¹ 235.200 31. Dezember 1961 236.477 31. Dezember 1962 237.322 31. Dezember 1963 237.856 31. Dezember 1964 239.171 31. Dezember 1965 240.015 31. Dezember 1966 242.616 31. Dezember 1967 242.731 31. Dezember 1968 243.121 31. Dezember 1969 241.982 27. Mai 1970 ¹ 239.339 31. Dezember 1970 239.657 31. Dezember 1971 239.761 31. Dezember 1972 237.776 31. Dezember 1973 236.047 Datum Einwohner 31. Dezember 1974 234.510 31. Dezember 1975 232.270 31. Dezember 1976 230.407 31. Dezember 1977 227.184 31. Dezember 1978 224.790 31. Dezember 1979 222.120 31. Dezember 1980 220.588 31. Dezember 1981 219.403 31. Dezember 1982 217.225 31. Dezember 1983 214.980 31. Dezember 1984 211.707 31. Dezember 1985 210.318 31. Dezember 1986 209.159 25. Mai 1987 ¹ 210.497 31. Dezember 1987 210.356 31. Dezember 1988 210.681 31. Dezember 1989 212.932 ¹ Volkszählungsergebnis
Quellen: Stadt Lübeck (bis 1970), Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (ab 1971)
Ab 1990
(jeweiliger Gebietsstand)
Datum Einwohner 31. Dezember 1990 214.758 31. Dezember 1991 215.999 31. Dezember 1992 217.500 31. Dezember 1993 217.269 31. Dezember 1994 216.854 31. Dezember 1995 216.986 31. Dezember 1996 215.673 31. Dezember 1997 215.376 31. Dezember 1998 214.017 Datum Einwohner 31. Dezember 1999 213.326 31. Dezember 2000 213.399 31. Dezember 2001 213.496 31. Dezember 2002 213.301 31. Dezember 2003 212.754 31. Dezember 2004 211.874 31. Dezember 2005 211.825 31. Dezember 2006 211.213 31. Dezember 2007 211.541 Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
Bevölkerungsprognose
In ihrem 2006 publizierten „Wegweiser Demographischer Wandel 2020“, in dem die Bertelsmann-Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland liefert, wird für Lübeck ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 2,7 Prozent (5.785 Personen) vorausgesagt.
Absolute Bevölkerungsentwicklung 2003-2020 - Prognose für Lübeck (Hauptwohnsitze):[1]
Datum Einwohner 31. Dezember 2003 212.754 31. Dezember 2005 212.497 31. Dezember 2010 211.304 31. Dezember 2015 209.429 31. Dezember 2020 206.969 Quelle: Bertelsmann-Stiftung
Bevölkerungsstruktur
Die größten Gruppen der melderechtlich in Lübeck registrierten Ausländer kamen am 31. Dezember 2006 aus der Türkei (5.508), Polen (1.353), Ukraine (671), Griechenland (617), Russland (598), Irak (486), Italien (480), Finnland (293), Portugal (256), Spanien (236), Österreich (232) und China (212).[2]
Bevölkerung Stand 31. Dezember 2006 Einwohner mit Hauptwohnsitz 211.213 davon männlich 100.490 weiblich 110.723 Deutsche 195.318 Ausländer 15.895 Ausländeranteil in Prozent 7,5 Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
Altersstruktur
Die folgende Übersicht zeigt die Altersstruktur vom 31. Dezember 2006 (Hauptwohnsitze).
Alter von - bis Einwohnerzahl Anteil in Prozent 0 - 5 10.549 5,0 6 - 9 7.462 3,5 10 - 17 16.120 7,6 18 - 29 31.006 14,7 30 - 44 45.814 21,7 45 - 64 52.838 25,0 über 65 47.424 22,5 Gesamt 211.213 100,0 Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
Stadtgliederung
Stadtteile
Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember 2007 (Hauptwohnsitze).[3]
Nr. Name Fläche
in km²Einwohner-
zahlEinwohner
pro km²01 Innenstadt 2,28 13.607 5.968 02 Sankt Jürgen 61,89 41.220 3.067 03 Moisling 13,44 11.530 858 04 Buntekuh 4,87 10.582 2.173 05 Sankt Lorenz Süd 2,92 15.014 5.142 06 Sankt Lorenz Nord 27,94 41.915 1.500 07 Sankt Gertrud 26,52 41.976 1.583 08 Schlutup 8,38 5.758 687 09 Kücknitz 24,59 18.450 750 10 Travemünde 41,31 13.813 334 Lübeck 214,14 213.865 999 Quelle: Stadt Lübeck
Stadtbezirke
Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember 2007 (Hauptwohnsitze).[3]
Nr. Name Fläche
in km²Einwohner-
zahlEinwohner
pro km²0101 Innenstadt 2,28 13.607 5.968 0202 Hüxtertor 7,27 26.575 3.655 0209 Strecknitz 12,74 10.664 837 0210 Blankensee 7,17 418 58 0211 Wulfsdorf 3,79 442 117 0212 Beidendorf 3,50 114 33 0213 Krummesse 7,20 1.061 147 0214 Kronsforde 2,66 510 192 0215 Niederbüssau 6,27 631 101 0216 Vorrade 3,49 95 27 0217 Schiereichenkoppel 3,88 552 142 0218 Oberbüssau 3,92 158 40 0319 Niendorf 7,06 1.372 194 0320 Reecke 2,49 97 39 0321 Alt-Moisling 3,89 10.061 2.586 0422 Buntekuh 4,87 10.582 2.173 0503 Sankt Lorenz Süd 2,92 15.014 5.142 0604 Holstentor Nord 4,39 20.530 4.677 0605 Falkenfeld/Vorwerk 6,01 10.663 1.774 0623 Groß-Steinrade 13,82 3.217 233 0624 Dornbreite 3,72 7.505 2.017 0706 Burgtor 6,15 7.639 1.242 0707 Marli/Brandenbaum 9,23 20.466 2.217 0708 Eichholz 3,83 7.676 2.004 0725 Karlshof 7,31 6.195 847 0826 Schlutup 8,38 5.758 687 0927 Dänischburg 9,25 4.334 469 0928 Herrenwyk 2,34 4.073 1.741 0929 Alt Kücknitz 9,75 9.846 1.010 0930 Pöppendorf 3,25 197 61 1031 Ivendorf 3,55 271 76 1032 Alt-Travemünde 6,84 11.785 1.723 1033 Priwall 23,98 1.524 64 1034 Teutendorf 3,53 119 34 1035 Brodten 3,41 114 33 Lübeck 214,14 213.865 999 Quelle: Stadt Lübeck
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Bertelsmann-Stiftung: Bevölkerungsvorausberechnung 2003-2020
- ↑ Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Ausländische Bevölkerung in Schleswig-Holstein
- ↑ a b Stadt Lübeck: Einwohner nach Stadtbezirken
Literatur
- Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880-1918
- Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1919-1941/42
- Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden, 1890 ff.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1952 ff.
- Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Demographischer Wandel 2020. Analysen und Handlungskonzepte für Städte und Gemeinden. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2006, ISBN 3-89204-875-4
Weblinks
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