- Agrippa Menenius Lanatus
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Agrippa Menenius Lanatus (auch Menenius Agrippa) war ein Konsul in der Frühzeit der römischen Republik. Er bekleidete 503 v. Chr. das Konsulat[1] und spielte gemäß der Überlieferung später die entscheidende Rolle bei der Beilegung des Ständekampfes zwischen den Plebejern und Patriziern.
494 v. Chr. zogen die Plebejer in der secessio plebis auf den heiligen Berg, den Mons Sacer, um so ihren politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Der Senat schickte Agrippa, der selbst aus einfacheren Verhältnissen stammte, um die Plebejer zu überzeugen, wieder in die Stadt zurückzukehren.
Er erreichte dies angeblich, indem er ihnen das untenstehende Gleichnis vom Körper und seinen Gliedern vortrug, welches sie schließlich zur Rückkehr bewegte:
„Vor Zeiten war im Wesen des Menschen noch nicht alles in solcher Harmonie wie jetzt: Jedes Glied hatte seinen eigenen Willen und seine eigene Sprache. Damals verdross es die Glieder, dass all ihre Sorge und all ihre Dienstleistungen nur dem Magen dienen sollten. Es kam zu einer regelrechten Verschwörung. „Soll der Magen“, so murrten sie, „faul daliegen und nichts weiter tun, als sich genießerisch an dem sättigen, was wir ihm zuführen?“ So wurden sie sich darin einig, dass die Hände keine Speise mehr zum Munde führen, der Mund nichts mehr aufnehmen und die Zähne nichts mehr zerkauen sollten. „So werden wir den Magen, diesen faulen Dickwanst, schon durch Hunger bezwingen“, meinten sie. Doch was geschah, als sie den Vorsatz ausführten? Im Nu ließen ihre Kräfte nach, und bald verfiel der ganze Körper! Da lernten sie schnell einsehen, dass der Magen nicht untätig und unnütz sei; ebenso wie er sich selbst nähren lasse, sei er ja selber ein Helfer des Ganzen. Sehr schnell leuchtete den Gliedern ein, dass der Mensch die Kräfte, durch die er lebt und gedeiht, durch die stille Arbeit des Magen erhält, und sie beeilten sich, mit dem Quell ihrer Körperkraft sich wieder auszusöhnen.“
Zudem sollen wesentliche politische Forderungen der Plebejer erfüllt worden sein.
In der damaligen Kleinstadt Rom dürften die Plebejer zahlreicher gewesen sein als die Sklaven; insofern sind sie als Klasse zu bezeichnen. Auch wenn es nur eine Legende sein sollte, dass Menenius damals die bekannte Fabel tatsächlich erzählt hat, ist das so überliefert und damit als Mythos wirkmächtig. Dadurch und vielleicht mehr durch schrittweise Zugeständnisse der Patrizier sowie imperialistische Segnungen (Brot und Spiele) und massenhaften Import von Sklaven aus dem wachsenden Römischen Reich wurde der Konflikt zwischen den Bürgern Roms gedämpft und nebensächlich und der Klassenkampf tatsächlich zum Ständekampf.
Der demagogische Analogieschluss vom menschlichen Organismus auf die menschliche Gesellschaft wird noch heute zur Täuschung über ihre wahren Interessen gegen die "kleinen Leute" gerne eingesetzt. Ähnlich wirkt die Pferdeäpfel-Theorie.
Quellen
- Titus Livius: Ab urbe condita, II, 32.
Literatur
- Michael Hillgruber: Die Erzählung des Menenius Agrippa. Eine griechische Fabel in der römischen Geschichtsschreibung. In: Antike und Abendland 42 (1996), S. 42-56
- Christian Müller: Menenius 5. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 1237.
- Friedrich Münzer: Menenius 12. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XV,1, Stuttgart 1931, Sp. 840–843.
Einzelnachweise
- ↑ T. Robert S. Broughton: The Magistrates Of The Roman Republic. Vol. 1: 509 B.C. - 100 B.C.. Cleveland / Ohio: Case Western Reserve University Press, 1951. Unveränderter Nachdruck 1968. (Philological Monographs. Hrsg. von der American Philological Association. Bd. 15, Teil 1), S. 8
Kategorien:- Mann
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- Person der römischen Mythologie
- Geboren im 6. Jahrhundert v. Chr.
- Gestorben im 5. Jahrhundert v. Chr.
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