El Schaddai

El Schaddai

EL war im 2. Jahrtausend v. Chr. der Name für den, hauptsächlich in der Levante beheimateten, obersten Gott. Die Bezeichnung „El / Il“ ist in vielen semitischen Sprachen ein Gattungsbegriff für „göttliches Wesen“ oder „göttliche Natur“. Gleichzeitig aber ist die Bezeichnung auch ein Eigenname.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ugarit

In der Mythologie von Ugarit gilt El als der „Erbauer des Erbauten“ und als „Vater der Menschheit“. Vor langer Zeit soll er die Welt so entstehen lassen haben, wie wir sie kennen. Seine Wohnung war die Quelle der beiden Ströme der unterirdischen Tiefe. Ein Inschriftenfragment erzählt, wie er zwei Frauen (Athirat und Schapsu) an einem Brunnen überrascht und sie schwängert. Dadurch erzeugt er zunächst Schachar (Morgendämmerung) und Schalem (Abenddämmerung), später dann anonyme Götter in dämonischer Form. Die Gesamtheit aller so gezeugten Götter wird als Banu Elima („El-Söhne“) bezeichnet.

Der Name von Els Erstgemahlin liegt in verschiedenen Formen vor: Athirat, Elat und Qudschu, welche in der Übersetzung dann „die weibliche Gottheit“ bzw. „die Heilige“ bedeuten. Sie wird auch „Herrin Athirat des Meeres“ genannt und hat einen eigenen Wohnort abseits von El. Entscheidungen werden von ihr auch im Alleingang getroffen, die aber nichts mit den normalen irdischen Vorgängen zu tun haben. Mit ihr hat El siebzig Götter und Göttinnen gezeugt.

Weitere gezeugte Kinder folgen von seiner Zweitfrau Schapsu.

El gilt als Vorsteher der Gottheiten. Ihm wurden auch die Beinamen „König“, „der Freundliche“ oder „Stier“ verliehen. Der Anruf Stier-El legt nahe, dass der Stier sein Symbol war. Er wird aber in Menschengestalt, ruhig und mächtig, in königlichen Gewändern dargestellt. Als Zeichen seines hohen Alters trägt er graues Haar.

Die Göttergesellschaft erscheint in regelmäßigen Abständen bei El auf einem, geographisch unbekannten, Berg. Dort wird dann über zu erfolgende Handlungen entschieden, da jeder untergeordnete Gott den Weisungen Els zu folgen hat.

So hat der Gott Baal z.B. erst um Erlaubnis zu fragen, um den Meeresgott Yam zu töten. Baals Schwester, die Mondgöttin Anat erreicht Els Zustimmung für Baals Vorhaben erst, nachdem sie mit Gewaltdrohungen aufwartet.

Die Texte aus Ugarit aus der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. stellen die wichtigsten Zeugnisse über El dar. Ein typisches Gebet an El lautet:

Oh El! Oh Söhne Els!
Oh Versammlung der Söhne Els!
Oh Zusammenkunft der Söhne Els
...
Oh El und Aschirat
Sei gnädig, oh El
Sei Stütze, oh El
El, eile, El,komm schnell
Zur Hilfe Zaphons,
Zur Hilfe Ugarits
Mit der Lanze, oh El,
mit der erhobenen, oh El.
Mit der Streitaxt, oh El,
mit der zerschmetternden, oh El.

Mit dem Eindringen der Seevölker um 1200 v. Chr. beginnt eine plötzliche Wandlung der Rolle Els in Ugarit. Die Stadt selbst wird von den Seevölkern zerstört. El verliert innerhalb der nächsten zweihundert Jahre in dieser Region immer mehr an Bedeutung und erscheint bald nicht mehr an erster Stelle. Ab ca. 1000 v. Chr. erscheint der Name Athirat, seine erste Gemahlin, gar nicht mehr.

Ein neuer Gott steigt ab ca. 1000 v. Chr. auf und löst El in Ugarit endgültig ab und wird Ba'alschamen (phönikisch) bzw. Be'elschamen (aramäisch) genannt.

Phönikien - Aram - Palästina

Mit dem Vordringen der Seevölker erscheinen neue Namen am Horizont. Erstmals werden die Philister genannt. Die Aramäer treten nun wieder deutlicher in Erscheinung, während die Phöniker hauptsächlich im Küstenbereich in der Region des zerstörten Ugarits bis Sidon siedeln.

El verliert auch in diesen Regionen an Bedeutung. Athirat wird nur noch bei den Philistern erwähnt. Im AT taucht der Name allerdings auch in Verbindung mit Israel auf (z.B. (2 Kön 23,13 EU)).

Ebenso, wie in der Region des zerstörten Ugarit, erhält der neue Gott Ba'alschamen/Be'elschamen nun den Vorzug vor El.

Sonstige Erwähnungen

Möglicherweise wurde er auch von einigen altisraelitischen Stämmen verehrt, die ihn im Laufe der Zeit mit der Gottheit JHWH identifizierten. Das theophore Element El im Namen Israel (etwa „El herrscht“ oder „Gott streitet (für uns)“) legt dies nahe.

Im Alten Testament wird der Name El, der 230-mal auftritt, oft in der abgewandelten – eigentlich pluralen – Form als Elohim oder mit Zusätzen (El Schaddai, El Eljon) verwendet und mit Jahwe gleichgesetzt. El Eljon (Gen 14,18 EU) war zur Zeit der Jebusiter der Hauptgott Jerusalems.

Biblische Anzeichen über altsyrische Ursprünge des Gottes finden sich etwa in Genesis 1-2, wo Elohim über den Wassern schwebt und es regnen lässt.

Literatur

  • Hans Wilhelm Haussig: Wörterbuch der Mythologie; Bd. I: Die alten Kulturvölker. Klett-Cotta, Stuttgart 1965 ff.
  • Wolfram Herrmann: Artikel El. In: Karel van der Toorn, Bob Becking, Pieter W. van der Horst (Hrsg.): Dictionary of Deities and Demons in the Bible. Leiden 21999, ISBN 90-04-11119-0, S. 274–280.
  • Walter Beltz: Gott und die Götter - Biblische Mythologie. Aufbau-Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-351-00976-3.
  • Emma Brunner-Traut: Die großen Religionen des Alten Orients und der Antike. W.Kohlhammer, Stuttgart 1992, ISBN 3-17-011976-1.

Siehe auch


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