- Elastoplast
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Elastomere (Sing. das Elastomer) sind formfeste, aber elastisch verformbare Kunststoffe, deren Glasübergangspunkt sich unterhalb der Raumtemperatur befindet. Die Kunststoffe können sich bei Zug- und Druckbelastung elastisch verformen, finden aber danach wieder in ihre ursprüngliche, unverformte Gestalt zurück. Elastomere finden Verwendung als Material für Reifen, Gummibänder, Dichtungsringe usw.
Inhaltsverzeichnis
Ursache der Elastizität
Ursache der Elastizität ist überwiegend die Fähigkeit der geknäulten Polymerketten, auf eine Zugbelastung mit einer Streckung bzw. Entflechtung der Ketten zu reagieren. Nach Abfall der Zugbelastung relaxieren die Ketten wieder in ihren statistisch bevorzugten knäuelartigen Zustand zurück. Dieses Phänomen äußert sich durch ein Strecken unter Zugspannung und das anschließende Zusammenziehen nach Abfall der Spannung. Um ein Aneinandervorbeigleiten der Ketten unter der Zugbelastung zu vermeiden, werden die Ketten bei Gummi durch Schwefelbrücken untereinander verbunden. Beim Zusatz von viel Schwefel bei der Vulkanisation entsteht somit Hartgummi, bei der Zugabe von wenig Schwefel Weichgummi.
Entropie-Elastizität
Bei Polymeren handelt es sich um sehr lange "Kettenmoleküle". Entlang dieser Ketten sind die einzelnen Kettenelemente gegeneinander drehbar. Bei Elastomeren ist diese "Drehbarkeit" so stark ausgeprägt, dass sich die Moleküle zu einem sogenannten Polymerknäuel verdrillen. Dieses Bestreben hat keine energetische Ursache, sondern ist lediglich das Resultat der in völlig zufällige Richtungen erfolgenden Drehbewegung entlang der Kette. Die Anordnung der einzelnen Atome der Kette um das Zentrum des Moleküls entspricht dabei einer Gauss-Verteilung.
Wird ein Kunststoff (Polymer), der aus solchen Ketten aufgebaut ist, durch eine Zugspannung gedehnt, reagieren die Ketten darauf mit einer Ausrichtung der Vorzugsrichtung der Ketten in Richtung der Belastung, das Elastomer wird gedehnt. Entfällt die Zugspannung, beginnen die Ketten wieder mit der zufälligen Drehbewegung, in deren Verlauf sie wieder die statistisch begründete Gauss-Verteilung einnehmen, die Ketten relaxieren, das Elastomer zieht sich wieder zusammen. Dieser Effekt ist ähnlich einem Gas, das sich, einmal komprimiert, nach der Dekompression aufgrund der zufälligen Bewegung der Gasatome wieder in den neugewonnenen Freiraum ausdehnt. Es handelt sich dabei um einen entropischen Effekt, diese Form der Elastizität wird als Entropie-Elastizität bezeichnet. Sie stellt in der Regel den größten Anteil des elastischen Effekts eines Materials. Da die Drehbewegung umso schneller und effizienter erfolgt, je mehr Energie für diese vorhanden ist, steigt dieser Effekt mit der Temperatur. Der Anstieg der Elastizität mit der Temperatur ist ein sehr typisches Merkmal von Elastomeren. Die Temperatur unterhalb derer thermische Energie nicht mehr ausreicht, die Drehbewegungen zu vollführen, heißt Glasübergangstemperatur, unterhalb der Glasübergangstemperatur verlieren Elastomere ihre typische Eigenschaft.
Energie-Elastizität
Die Energie-Elastizität spielt bei elastomeren Kunststoffen in der Regel keine Rolle. Bei energieelastischen Körpern handelt es sich um harte Stoffe, bei denen eine Zugbelastung eine Abweichung der Molekül- oder atomaren Anordnung von der energetisch günstigsten Position bewirkt. Entfällt die Zugbelastung, "rutschen" die Atome oder Moleküle wieder in diese energetisch günstigeren Positionen zurück. Vor allem die Elastizitätsmodule von Metallen und Duroplasten werden durch die Energie-Elastizität bestimmt. Ein sehr geringer energieelastischer Beitrag kann bei Elastomeren durch eine Vernetzung entstehen.
Eigenschaften
Konventionelle Elastomere sind nicht schmelzbar. Die sogenannten thermoplastischen Elastomere sind in bestimmten Temperaturbereichen aber thermoplastisch, wie etwa der Ersatz für Naturkorken in den Weinflaschen.
Das besondere an Elastomeren ist, dass ihre Elastizität (anders als Metallfedern) nicht auf Anziehungskräften zwischen sich ändernden Atomabständen beruht, sondern ein statisch-dynamisches Gleichgewicht zwischen Ordnung und Entropie darstellt. Das Elastomer speichert daher keinerlei Spannenergie in sich selbst, sondern strahlt die beim Dehnen (und anderen Verformungen) zugeführte Energie als Wärme aus und erhöht stattdessen seine innere Ordnung. Wie ein Muskel benötigt es deshalb für erneutes Zusammenziehen Zufuhr von Energie, welche das Elastomer durch Brownsche Molekularbewegung der Umgebungswärme entnimmt.
Bei großer Kälte verlieren Elastomere ihre Kraft und können glashart gefrieren. Ein maßvolles Erhöhen der Temperatur erhöht erheblich die Spannkraft des Elastomers, da es ihm Energie zuführt, wodurch es Arbeit verrichten kann. (Zu hohe Temperatur bewirkt jedoch Zersetzung.) Die Auslenkung ist dabei deutlich stärker als etwa die Wärmeausdehnung von Festkörpern und ähnelt eher dem mechanischen Verhalten von Gasen in einem Zylinder mit beweglichem Kolben. Man kann aus einem flexiblen Rad mit Speichen aus Gummibändern sogar eine simple Wärmekraftmaschine bauen; wird das Rad einseitig erwärmt, so verformt sich dessen Felge einseitig durch Kontraktion des Elastomers, wodurch sich das Rad durch Schwerpunktverlagerung in Rotation versetzt, da sich auf der kühleren Seite die Bänder wieder entspannen.
Einordnung
Bei sehr niedrigen Temperaturen sind die meisten Materialien sehr starr. Kunststoffe zeigen beim Erwärmen dieser starren Form allerdings eine Besonderheit: Sie schmelzen mit steigender Temperatur nicht schlagartig, sondern geraten zuvor in einen glasartigen Zustand, der durch einen starken Abfall des Schubmoduls gekennzeichnet ist. Es folgt ein lederartiger Zustand. Die Temperatur, bei der ein Polymer in diesen Zustand übergeht, heißt Glasübergangstemperatur (abgekürzt Tg). Sie ist ein herausragendes Charakteristikum für Kunststoffe. Besteht bei dem Kunststoff jenseits der Glasübergangstemperatur eine Tendenz zur Knäuelbildung der Ketten, handelt es sich um ein Elastomer. Die meisten Kunststoffe weisen einen elastomeren Temperaturbereich auf, als Elastomere eingesetzt werden solche, bei denen dieser im Bereich der Einsatztemperatur liegt.
Sonderformen
Literatur
- Georg Abts: Einführung in die Kautschuktechnologie. Hanser-Verlag, 2007, ISBN 3-446-40940-8;
(Leicht verständliche Übersicht über die gesamte Kautschuktechnologie von Natur- und Synthesekautschuk bis zum fertigen Gummiartikel)
- Popov, Valentin L.: Kontaktmechanik und Reibung. Ein Lehr- und Anwendungsbuch von der Nanotribologie bis zur numerischen Simulation, Springer-Verlag, 2009, 328 S., ISBN 978-3-540-88836-9.
Weblinks
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