Elektrostatisches Feld der Erde

Elektrostatisches Feld der Erde

Das elektrostatische Feld der Erde (auch als elektrostatisches Erdfeld, elektrisches Feld der Erde oder elektrisches Erdfeld bezeichnet) resultiert daraus, dass die Erdoberfläche eine elektrische Überschussladung von -6·105 C aufweist. Diese Überschussladung entsteht durch ionisierende Strahlung aus dem Weltraum (d. h. kosmische Strahlung und Sonnenwind). Dabei werden positiv ionisierte Teilchen in Richtung der Erde beschleunigt. Die negativ geladenen Teilchen werden von der Erde weg beschleunigt.

Inhaltsverzeichnis

Verteilung der elektrischen Ladung

In der Nähe der Erdoberfläche kann man etwa 1000 Ionen je Kubikzentimeter feststellen, wobei ein Kubikzentimeter bei Normaldruck 3·1019 Moleküle enthält. Die Atmosphäre enthält sowohl positive als auch negative Ionen. Es überwiegt jedoch die Anzahl positiver Ionen. Die Ionendichte nimmt mit der Höhe zu und hat ihr Maximum in der Ionosphäre.

Diese positive Raumladung bewirkt durch Influenz eine Konzentration negativer Ladung an der Erdoberfläche. Zwischen dieser und der positiven Raumladung entsteht das elektrische Feld.

Ermitteln der Erdladung

Im messtechnisch ermittelten Mittel beträgt die Feldstärke in der Luft 130 V/m.[1] Aus dem Zusammenhang

Q=-\varepsilon_r\,E\,A

lässt sich die Überschussladung der Erde berechnen. Hierbei ist Q die elektrische Ladung der Erde, εr ist die Dielektrizitätskonstante und damit etwa die Permittivität von Luft, E die in der Luft gemessene und gemittelte Feldstärke und A ist die Erdoberfläche mit 5,1·1014 m2. Es ergibt sich, dass die zeitlich gemittelte ladung der Erde Q = -0,6 Megacoulomb beträgt.[1]

Beschleunigung von Ionen

Ionen werden durch das Erdfeld  – zusätzlich zur Schwerebeschleunigung  – beschleunigt. Die Beschleunigung erhält man aus der Gleichung

a = \frac{E\,Q}{m}

wobei a die Beschleunigung des Ions aufgrund der des Erdfeldes und m die Masse des Ions ist.

Beispielsweise ist die Beschleunigung eines einfach positiv geladenen Sauerstoffatoms, welche etwa aufgrund der Sonnenwinde in der Ionosphäre entstehen, wegen des elektrostatischen Erdfeldes etwa 80 Millionen mal so groß wie die lokale Schwerebeschleunigung. Jedoch werden die so beschleunigten Ionen durch die Kollision mit anderen Atomen in der Atmosphäre gebremst, weshalb die so beschleunigten Ionen üblicherweise Geschwindigkeiten von 100 m/s (360 km/h) aufweisen.

Auswirkung

Bei wolkenlosen Himmel im ebenen Gelände lassen sich in der Luft elektrische Feldstärken zwischen 100 V/m und 300 V/m von oben nach unten mit Potentialsonden oder mit um die horizontale Achse drehbaren Plattenkondensatoren, sogenannten Rotationsvoltmetern, feststellen. Bei Gewittern entstehen aufgrund der Ladungstrennung in den Wolken jedoch auch wesentlich höhere Feldstärken von 25 bis 35 kV/m, die man am Boden beobachten kann. Ab diesen Feldstärken kommt es auch in Form von Blitzen zu Entladungen (Ladungsausgleich).

Körper im elektrostatischen Feld der Erde.

Wenn man einen elektrisch leitfähigen Körper in das elektrostatische Feld der Erde einführt, so bildet die Oberfläche dieses Körpers aufgrund von Influenz eine Äquipotentialfläche. Daraus resultiert, dass ein leitfähiger Körper das elektrostatische Feld quasi um sich herum führt. Er bleibt auf Grund der Influenz dadurch selbst spannungsfrei. Wird der elektrisch leitfähige Körper mit der Erde verbunden, so weist dieser das gleiche Potential wie die Erde auf, was man etwa im Fall des Blitzableiters nutzt.

Dass sich das elektrische Potential auf der Oberfläche eines leitfähigen Körpers gleichmäßig verteilt, führt auch dazu, dass etwa der leitfähige menschliche Körper keine Spannungsdifferenzen in der Luft fühlen kann, sondern bestenfalls eine geringe Kraft zwischen Körpern mit unterschiedlicher Ladung.

Extrembeispiele von Luftionisation sind Ionisationswolken, hervorgerufen durch den NEMP (~50 kV/m) bei der Detonation von Nuklearwaffen, oder den EMP reiner EMP-Waffen (bzw. anderer EMP verursachender Effekte).

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Wolfgang Demtröder: Experimentalphysik 2: Elektrizität und Optik. Springer, 2008, ISBN 978-3540682103 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Elektrostatisches Feld — Physikalische Größe Name Elektrische Feldstärke Formelzeichen der Größe E Größen und Einheiten system Einheit Dimension SI …   Deutsch Wikipedia

  • Elektrostatisches Erdfeld — Das elektrostatische Feld der Erde (auch als elektrostatisches Erdfeld, elektrisches Feld der Erde oder elektrisches Erdfeld bezeichnet) resultiert daraus, dass die Erdoberfläche eine elektrische Überschussladung von 6·105 C aufweist. Diese… …   Deutsch Wikipedia

  • E-Feld — Physikalische Größe Name Elektrische Feldstärke Formelzeichen der Größe E Größen und Einheiten system Einheit Dimension SI …   Deutsch Wikipedia

  • Elektrisches Feld — Dieser Artikel wurde den Mitarbeitern der Redaktion Physik zur Qualitätssicherung aufgetragen. Wenn Du Dich mit dem Thema auskennst, bist Du herzlich eingeladen, Dich an der Prüfung und möglichen Verbesserung des Artikels zu beteiligen. Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Luftelektrizität — Unter Luftelektrizität ( synonym für atmosphärische Elektrizität) versteht man einen heute eher selten gebrauchten physikalischen Begriff. Damit werden die elektrischen Erscheinungen in der Erdatmosphäre, besonders das allgemeine luftelektrische… …   Deutsch Wikipedia

  • Gewitter: 15 Fragen und Antworten rings um Blitz und Donner —   Gewitter gehören zu den elementaren, mit luftelektrischen Entladungen (Blitz und Donner) und meist kräftigen Niederschlägen sowie heftigen, böigen Winden verbundenen Wettererscheinungen; sie treten durch Konvektion von Luft relativ hohen… …   Universal-Lexikon

  • Cassini-Huygens — Künstlerische Darstellung von Cassini (große Sonde) und Huygens (links) vor Titan (Vordergrund) und Saturn (Hintergrund) …   Deutsch Wikipedia

  • Aberration (Gravitation) — Bei der Aberration der Gravitation handelt es sich um einen Effekt, der aufträte, wenn man das newtonsche Gravitationsgesetz unter bestimmten Bedingungen mit einer endlichen Gravitationsgeschwindigkeit kombiniert. Dieses Problem wurde schließlich …   Deutsch Wikipedia

  • Dielektrische Funktion — Die Artikel Permittivität und Elektrische Feldkonstante überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne… …   Deutsch Wikipedia

  • Dielektrische Leitfähigkeit — Die Artikel Permittivität und Elektrische Feldkonstante überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”