Elina - als ob es mich nicht gäbe

Elina - als ob es mich nicht gäbe
Filmdaten
Deutscher Titel: Elina
Originaltitel: Elina – Som om jag inte fanns
Näkymätön Elina
Produktionsland: Finnland, Schweden
Erscheinungsjahr: 2002
Länge: 77 Minuten
Originalsprache: Schwedisch, Finnisch
Altersfreigabe: FSK 6
Stab
Regie: Klaus Härö
Drehbuch: Kjell Sundstedt
Produktion: Lars Blomgren
Musik: Tuomas Kantelinen
Kamera: Jarkko T. Laine
Schnitt: Riitta Poikselkä
Tomas Täng
Besetzung
  • Natalie Minnevik: Elina
  • Bibi Andersson: Tora Holm
  • Marjaana Maijala: Marta
  • Henrik Rafaelsen: Einar Björk
  • Tind Soneby: Irma
  • Björn Granath: Doktor
  • Jarl Lindblad: Veikko Niemi
  • Sara Arnia: Sara
  • Peter Rogers: Anton
  • Carolina Berggren: Anna
  • Amanda Andersson: Kerttu
  • Zorro Svärdendahl: Isak

Der Kinderfilm Elina ist ein schwedisch-finnisches Filmdrama aus dem Jahr 2002. Die Literaturverfilmung entstand nach dem Roman Som om jag inte fanns (Als ob es mich nicht gebe) von Kerstin Johansson i Backe.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Thematik

Die neunjährige Elina lebt in einem kleinen Dorf in den 1950er-Jahren an der Grenze zwischen Finnland und Schweden. In der Schule wird von der schwedischen Direktorin Tora Holm das Sprechen von Finnisch streng untersagt. Aber viele Kinder der finnischen Minderheit können kein Schwedisch. Deswegen setzt sich Elina für sie ein, und wird daraufhin von der Direktorin schikaniert.

Einleitung

Elina lebt mit ihrer finnischen Familie in ärmlichen Verhältnissen am Rande eines Moores. Der Vater von Elina ist an Tuberkulose gestorben. Und auch Elina war daran schwer erkrankt. Elina vermisst ihren Vater, der ihr das Moor gezeigt hat. Und so geht sie trotz der Warnungen ihrer Mutter oft alleine dorthin, weil sie sich so ihrem Vater näher fühlt.

Hauptteil

Nachdem Elina wieder gesund ist, kann sie wieder zur Schule gehen. Von der Direktorin wird sie ermahnt, nicht Finnisch in der Schule zu sprechen. Doch viele Mitschüler können noch kein Schwedisch. Elina versucht einem Mitschüler zu helfen, der die Lehrerin nicht verstanden hat. Daraufhin bekommt sie eine herbe Abfuhr von der Lehrerin. Elina findet dies ungerecht und setzt sich dagegen zur Wehr.

Daraufhin darf sie zur Strafe nicht am Schulessen teilnehmen. Doch Elina denkt nicht daran, sich bei Tora Holm zu entschuldigen, weil sie ihrer Meinung nach nichts Schlimmes getan habe. Daraufhin bekommt sie auch in den folgenden Tagen nichts zu essen. Schließlich wird sie von der Lehrerin im Unterricht komplett ignoriert.

Auch als der neue junge Lehrer Einar an die Schule kommt, ändert sich zunächst nichts an ihrer Situation. Dieser versucht mit Güte auf sie einzuwirken, damit sich Elina bei Tora Holm entschuldigt, doch Elina weicht nicht von ihrer Position. Als dann die Direktorin Elinas Mutter anspricht, kommt es zum Streit mit ihrer Mutter. Diese versucht sie vergeblich davon zu überzeugen, dass sich die arme finnische Minderheit dem Willen der reichen Schweden beugen müsse.

Nach dem Streit flüchtet Elina in das Moor. Doch in ihrer Wut passt sie nicht auf, wo sie hinläuft und so sinkt sie ein. Schließlich wird sie ausgerechnet von ihrer Mutter gerettet, die sie immer vor dem Moor gewarnt hat. Es stellt sich heraus, dass diese ihrem Vater alles über das Moor beigebracht hatte, da dieser ursprünglich gar nicht aus der Gegend kam.

Schluss

Nachdem Mutter und Tochter sich ausgesöhnt haben, steht Elina immer noch vor dem Konflikt in der Schule. Als sie wieder nicht am Schulessen teilnehmen darf, stehen der Lehrer Einar und weitere Mitschüler demonstrativ auf, und verlassen alle den Speisesaal. Gegen die Übermacht muss schließlich auch die Direktorin kapitulieren.

Zusammenfassung

Aufbau

Der Film beschreibt einfühlsam den Selbstfindungsprozess der neunjährigen Hauptdarstellerin, und verbindet dies mit politischen Konflikten.

Das Verhältnis zwischen Finnland und Schweden, die beide in diesem Film als Koproduzent auftreten, war mitunter sehr angespannt. Die Lebensverhältnisse der Schweden und Finnen in den 1950er-Jahren werden in diesem Film sehr realitätsnah dargestellt. Während die finnischen Kleinfamilien noch in großer Armut lebten, zeigt sich alleine durch die Kleidung, dass es den Schweden schon besser ging. Weitere Statussymbole wie Autos kann sich zum Beispiel der junge Lehrer leisten.

Die Darstellung der kargen Lebensverhältnisse der Finnen werden durch die Moorlandschaftsaufnahmen verstärkt, die durch ruhige langgezogene Kameraaufnahmen gezeigt werden.

Personen

Elina ist ein selbstbewusstes neunjähriges Mädchen. Der schwere Schicksalsschlag, den sie durch den Tod ihres Vaters erlebt hat, hat sie sehr früh willensstark gemacht. So kann sie im Gegensatz zu ihren Klassenkameraden gegen die ungerechte Behandlung angehen, und zeigt Zivilcourage. Sie kann noch weiter in ihrer Entwicklung reifen, indem sie durch ihre Mutter erkennt, dass alle Dinge anders sein können als sie zunächst erscheinen.

Tora Holm ist eine Pädagogin, die die Kinder nach ihren Vorstellungen bestmöglich auf das Leben vorbereiten möchte. Das Beherrschen der schwedischen Sprache ist für die finnischen Kinder wichtig, um als Minderheit später zurechtzukommen. Sie handelt daher nicht aus reiner Bosheit. Allerdings verfährt sie in eingefahrenen Gleisen, und es gelingt ihr nicht auf die besonderen Bedürfnisse der Minderheitenkinder einzugehen.

Elinas Mutter hat sich in ihrer Rolle eingefügt, die ihr als Minderheit zugewiesen wird. Sie hat erkannt, dass Kenntnisse wie der sichere Umgang im Moor in einer sich verändernden Gesellschaft nicht mehr gefragt sein werden. Daher versucht sie ihre Tochter dazu zu bringen, sich den Herrschenden unterzuordnen. Letztendlich zeigt sie aber auch Stärke, und hilft Elina in ihrer Persönlichkeitsentwicklung.

Einar ist engagiert mit neuen pädagogischen Ideen. Er versucht auf die speziellen Bedürfnisse der finnischen Kinder einzugehen. Doch fehlt es ihm zunächst an Zivilcourage, um sich gegen die eingefahrene Direktorin zu profilieren. Zunächst hilft er Elina in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, die ihm dann wiederum hilft Zivilcourage zu zeigen.

Anmerkungen

Über den Film

Der Drehbuchautor Kjell Sundstedt hat die Originalgeschichte des Romans Som om jag inte fanns (Als ob es mich nicht gebe) die in den 1930er-Jahren spielt, in die 1950er-Jahre verlagert. Zudem wurde die Geschichte verändert. Die erwachsenen Personen wurden differenzierter gestaltet, um kein einfaches Gut-Böse-Schema zu erzeugen, sondern die Beweggründe der handelnden Personen hervorzuheben. Zudem wurde das Element der Zivilcourage herausgearbeitet. Der Drehbuchautor ist der Meinung, dass die Solidarität ein wichtiger Faktor in einer Demokratie sei, und dass diese Solidarität im Laufe der 1990er-Jahre verloren gegangen ist.

Finnische Minderheit

In den 1950er-Jahren sind besonders viele Finnen auf Arbeitsuche nach Schweden und anderen Ländern emigriert. Bereits seit dem 14. Jahrhundert wanderten Finnen nach Schweden aus. 1954 wurde der freie nordische Arbeitsmarkt gegründet, der zu einer massiven Steigerung der Auswanderung führte.

Insgesamt 550.000 Finnen emigrierten nach dem 2. Weltkrieg nach Schweden. Etwa 300.000 Finnen leben heute noch in Schweden. Sie sind seit den 1990-Jahren von Schweden als permanent in Schweden lebende Minderheit anerkannt worden.

Kritiken

„Diese schwedisch-finnische Filmproduktion geht sehr anschaulich und verständnisvoll auf die Denkweise eines Kindes ein. Es spielt in den 50er Jahren, in denen viele Kleinfamilien arm waren. Die Schauspieler sind in ihren Rollen sehr überzeugend und regen zum Nachdenken an. Die Landschaft, die der Regisseur Klaus Harö ausgewählt hat, passt sehr zur Stimmung des Films.“
Alexandra Askoldova, Kinderfilmfest 2003

„Wieder einmal beweisen die Skandinavier, dass sie im Bereich Kinderfilm die Nase vorn haben. Einerseits befolgt der Film alle Regeln eines Kinderfilms, wodurch manche Entwicklungen dem reiferen Publikum natürlich vorhersehbar erscheinen, andererseits werden hier auch schwierigere Themen angesprochen. Etwa der fehlende Vater, mit dem Elina in der gefährlichen (aber wunderschön aufgenommenen) Moorlandschaft eingebildete Gespräche führt, die Unterdrückung von Minderheiten oder die finanzielle Not der vaterlosen Familie.“
Thomas Vorwerk, satt.org

„Elina wurde von der Kinderjury mit dem „Gläsernen Bären“ für den besten Kinderfilm ausgezeichnet, sicher auch nicht zuletzt, weil es Härö gelingt den Ernst des Themas immer wieder humoristisch aufzulockern. Verdient scheint die Auszeichnung auch wegen der faszinierenden Landschaftsaufnahmen (Kamera: Jarkko T. Laine) und wegen der hervorragenden Hauptdarsteller Natalie Minnevik, Bibi Andersson, Marjaana Maijala und Henrik Rafaelsen.“
Gudrun Lübker-Suhre, infomedia-sh

„Der Film begeistert durch seine hervorragenden Schauspieler, allen voran Natalie Minnevik als Elina, die trotz ihrer Zartheit Strenge und Unnachgiebigkeit verkörpert.“
Katrin Hoffmann, epd Film 4/2003

Auszeichnungen

Elina erhielt international zwölf Auszeichnungen. Unter anderem auf der Berlinale einen gläsernen Bären und einen Spezialpreis des Deutschen Kinderhilfswerks. Neben elf Auszeichnungen an den Regisseur Klaus Häro ging der Guldbagge Preis an Bibi Andersson für die Darstellung der Direktorin.

Festival Auszeichnung Land Jahr Person
Berlinale 2003 Gläsener Bär
Deutsches Kinderhilfswerk Spezialpreis
Deutschland 2003 Klaus Härö
Chicago International Children's Film Festival Preis der Erwachsenenjury USA 2003 Klaus Härö
Ale Kino! C.I.F.E.J. Preis Polen 2003 Klaus Härö
Anjalankoski Film Sunday Anjalankoski Film Preis Finnland 2004 Klaus Härö
Cinema Jove - Valencia Internationales Film Festival Goldener Mond von Valencia Spanien 2003 Klaus Härö
Cinekid Filmpreis Niederlande 2003 Klaus Härö
Buster Internationales Kinderfilm Festival Spezielle Erwähnung Dänemark 2003 Klaus Härö
Guldbagge Guldbagge Schweden 2004 Bibi Andersson
Isfahan Internationales Festival
für Filme für Kinder & junge Erwachsene
C.I.F.E.J. Preis
Goldener Schmetterling
Iran 2003 Klaus Härö
Montréal Internationales Kinderfilm Festival Großer Preis von Montreal Kanada 2003 Klaus Härö

Weblinks


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