Elisabeth de Meuron

Elisabeth de Meuron
Madame de Meuron mit typischem Hörrohr und Hut

Louise Elisabeth de Meuron, Aussprache: [ˈd̥œmœˌrɔ̃ː], besser bekannt als Madame de Meuron (* 22. August 1882 in Bern; † 22. Mai 1980 in Riggisberg), war eine aristokratische Berner Persönlichkeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Im Stadthaus der Familie am Münsterplatz – heute Sitz der kantonalen Finanzdirektion – wurde sie als Tochter des Ludwig von Tscharner und der Anna (geb. von Wattenwyl) geboren. Ihren Zürcher Geliebten lehnte die Familie ab, sie musste 1905 ihren Vetter Frédéric-Alphonse de Meuron heiraten; die Ehe wurde 1923 geschieden. Ihr Vater, Dr. phil. und Oberst der Genietruppen, verstarb 1927. Ihr Sohn beging 1939 Suizid, ihre Tochter wanderte nach Marokko aus.

Sie war Eigentümerin mehrerer Häuser in der Berner Altstadt sowie der Alp Rämisgummen oberhalb von Eggiwil. Dazu hatte sie väterlicherseits Schloss Amsoldingen geerbt, mütterlicherseits Schloss Rümligen, ihren langjährigen Hauptwohnsitz. Sie verstarb im Alter von fast 98 Jahren im Bezirksspital Riggisberg. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof von Gerzensee.

Das Schicksal ihres Sohnes veranlasste Elisabeth de Meuron, zeitlebens Trauerkleidung zu tragen. Sie beschäftigte sich eingehend mit Philosophie und verfasste unzählige Briefe. In Rümligen veranstaltete sie regelmässig den berühmten Concours hippique (Springreiten). Ihr herrschaftlicher Lebensstil war auffällig. Die Lebenshaltung Elisabeth de Meurons führte dazu, dass sich unzählige Anekdoten erhalten haben, die ihren Wahrheitsgehalt haben, jedoch nicht in jedem Fall für bare Münze zu nehmen sind. Zu ihrer Rolle als Berner Stadtoriginal trugen nicht nur ihre anachronistische Erscheinung mit altmodischer Trauerkleidung, Spazierstock und Hörrohr„So ghör i nume was i wott!“ [1] – bei, sondern ebenso ihr oft exzentrisches Verhalten. Oft war sie in Begleitung ihrer russischen Windhunde unterwegs in der Stadt. Ihr Diener durfte das Auto überall stehen lassen; dem anwesenden Polizisten erklärte sie: „Me laht das da!“ [2] Das Berner Tram benutzte sie stets ohne Billet, denn: „I bi vor em Tram da gsi!“ [3] Unbekannte Personen fragte sie direkt: „Syt der öpper oder nämet der Lohn?“ [4] Als ein Bauer sich auf den Kirchenstuhl der Familie Frisching in der Kirche Thurnen setzen wollte, belehrte sie ihn: „Im Himmel obe sy mer mynetwäge alli glych, aber hie unde wei mer einschtwyle no Ornig ha!“ [5] Und als sie auf ihrem Schlossgut eine Landstreicherin (in ihren Worten: „schturms Froueli, Tschaaggeli“[6]) bei einem Obstdiebstahl erwischte, sperrte sie diese für zwei Tage in die Remise. Wegen Freiheitsberaubung angeklagt, zeigte sie vor Gericht eine mittelalterliche Bescheinigung der Niederen Gerichtsbarkeit für den Rümliger Schlossbesitzer; sie wurde mit einer Belehrung über die aktuelle Rechtsordnung nebst einer kleineren Geldstrafe entlassen.

Literatur

  • Susy Langhans-Maync: Madame de ... Viktoria, Ostermundigen 1971; 11. A. 1984, ISBN 3-85958-007-8 (auf berndeutsch)
  • Rosmarie Borle et al.: Madame de Meuron 22. August 1882 – 22. Mai 1980. Ein Erinnerungsalbum. Erpf, Bern 1980, ISBN 3-256-00019-3
  • Michael Stettler: Machs na. Figuren und Exempel. Stämpfli, Bern 1981, ISBN 3-7272-0049-9
  • Hans A. Jenny: Schweizer Originale. Porträts helvetischer Individuen (= Band 1). Nebelspalter, Rorschach 1991, S. 76–79, ISBN 3-85819-158-2
  • Guy de Meuron: Histoire d’une famille neuchâteloise. Attinger, Hauterive 1991, ISBN 2-88256-050-8

Übersetzungshilfen

  1. So muss ich mir nur das anhören, was ich hören will!
  2. Das lasse man hier stehen!
  3. Ich war vor dem Tram da!
  4. Sind Sie jemand oder beziehen Sie Lohn?
  5. Im Himmel droben werden wir meinetwegen alle gleich gelten, aber hier unten wollen wir einstweilen noch Ordnung halten!
  6. ein wirres kleines Bettelweib

Weblinks


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