Ellen G. White

Ellen G. White
Ellen G. White

Ellen Gould Harmon White (* 26. November 1827 in Gorham, Maine als Ellen Gould Harmon; † 16. Juli 1915 in Elmshaven, Kalifornien) war eine Mitbegründerin der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie in den Vereinigten Staaten. Von 1890 bis 1900 lebte sie in Australien. Mehrfach besuchte White europäische Länder.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Ellen Gould Harmon wurde am 26. November 1827 in Gorham, Maine (Bundesstaat im Nordosten der USA) geboren. Sie war die Zwillingstochter einer armen Hutmacherfamilie, die der Methodistenkirche angehörte. Vater und Mutter galten als engagierte Gemeindeglieder und auch Ellen nahm den christlichen Glauben seit frühester Kindheit sehr ernst.

Im Alter von neun Jahren wurde sie während einer Auseinandersetzung auf dem Schulweg durch den Steinwurf eines anderen Mädchens so stark verletzt, dass sie „drei Wochen bewusstlos war“ und „jahrelang von Ohnmachtsanfällen heimgesucht“ wurde. Daraufhin musste der Schulbesuch eingestellt werden. Ellen wirkte fortan „kränklich mit wenig Aussicht auf völlige Genesung“, bildete sich aber durch eigenständige Lektüre fort.

Ab dem Jahre 1840 hatte die Familie Harmon engen Kontakt zur Millerbewegung und erwartete zusammen mit den anderen Gläubigen die Wiederkunft Christi am 22. Oktober 1844.

Im Juni 1842 ließ sich Ellen in die Methodistenkirche taufen. Ein Jahr später wurden sie und ihre Familie allerdings wegen „Millerismus“ aus ihrer Kirche ausgeschlossen. Doch auch nach Ausbleiben der Parusie stand die Familie weiterhin zu Miller.

Genau zwei Monate nachdem der letzte „Wiederkunftstermin“ verstrichen war, hatte Ellen „während einer Gebetsstunde ihre erste Vision, die sehr zur Stabilisierung der jungen Advent-Bewegung beitrug.“ Dieses „Gesicht“, das sie mit 17 Jahren am 22. Dezember 1844 sah, war das erste einer langen Reihe, die sich bis zum Ende ihres Lebens fortsetzen sollte. Nach einer zweiten Vision begann Ellen ihre Visionen öffentlich zu machen und predigte in verschiedenen Städten.

Im Jahre 1845 traf sie das erste Mal auf den jungen Advent-Prediger James White, den sie am 30. August 1846 heiratete. Er unterstütze sie fortan als Organisator, Begleiter bei ihren öffentlichen Auftritten sowie als Herausgeber ihrer Schriften. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Henry Nichols (als Kind an Lungenkrebs gestorben), James Edson (ein schwieriges, aber kreatives Kind; war als Missionar mit einem Boot auf dem Mississippi mit einem Schwarzen befreundet, was damals ein Tabu war), William Clarence (Ellens Nachfolger, der die Arbeit der Mutter fortsetzte) und John Herbert (starb kurz nach der Geburt).

Die Sabbatlehre, die zum „Halten des Samstags“ als biblischen Ruhetag auffordert, übernahm sie nach Zögern von Joseph Bates. Im April 1847 wurde ihr diese Lehre durch eine Vision bestätigt. Trotz finanzieller Schwierigkeiten reiste das Ehepaar White unermüdlich durch die USA, um die Erkenntnisse über den Sabbat, die Wiederkunft Christi und seinen Mittlerdienst im himmlischen Heiligtum zu verkündigen.

1848 wurde die erste Zeitschrift namens „The Present Truth“ gegründet. Es sollten viele weitere Traktate, Zeitungen und Bücherreihen folgen. Ab 1855 wurde sogar eine eigene Druckerei aufgebaut. Durch die Kombination aus Organisationstalent, persönlichem Einsatz, geistlichem Sendungsbewusstsein und der Möglichkeit zur Publikation, förderte das Ehepaar White das Wachstum und den strukturellen Aufbau der so genannten Adventbewegung, die sich 1863 als Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gründete. James White wurde einer der ersten Präsidenten, Ellen White hatte dagegen nie ein offizielles Amt inne. Durch ihr geistliches Mandat, zahlreiche Bücher und regelmäßige Zeitungsartikel beeinflusste sie die Entscheidungen der jungen Kirche jedoch maßgeblich.

Ab 1863 bestimmte ein neues Thema das Bewusstsein Ellen Whites. Durch den schlechten Gesundheitszustand ihres Mannes (der wahrscheinlich durch Überarbeitung zustande kam) und durch Visionen wurde sie angeregt, sich im Bereich der Lebens- und Gesundheitsreform zu engagieren. Es folgten einige Bücher zu diesem Thema und die Gründung von Sanatorien, Naturheilkunde-Seminaren und mehreren Schulen.

Als James White im August 1881 starb, rückte Ellen White noch stärker als zuvor ins öffentliche Blickfeld der Siebenten-Tags-Adventisten. Von 1885 bis 1887 unternahm sie eine Europareise, die sie auch in zwei junge deutsche Gemeinden führte. Von 1891 bis 1900 lebte sie in Australien und trieb das dortige Gesundheits-, Bildungs- und Gemeindewerk voran. Danach kehrte sie wieder in ihre Heimat zurück. Nachdem Ellen White mit der Zeit immer weniger öffentliche Termine wahrnahm, kam es im Jahre 1912 zum endgültigen Rückzug ins Private. Am 16. Juli 1915 verstarb sie im Alter von 87 Jahren in Kalifornien.

Ellen White wurde bereits zu ihren Lebzeiten von vielen Adventisten als „Prophetin“ bezeichnet und hatte deshalb oft eine Sonderstellung. Sie selbst widersprach diesem Anspruch nie, bezeichnete sich aber lieber als „Botin des Herrn“, deren Schriften ein „kleines Licht“ seien und zum „großen Licht“ (zur Bibel) hinführen sollten.

Wirkung und Werk

Wenngleich Whites Bedeutung nicht wesentlich über den Kreis der von ihr mitbegründeten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten hinaus reicht, zählt sie zu den bedeutenden religiösen Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts in Nordamerika. Zusammen mit Mary Baker Eddy, der Gründerin der Christian Science, gehört sie zu den wenigen Frauen, die am Entstehen einer religiösen Gemeinschaft maßgeblich beteiligt waren.[1]

In ihren zahlreichen Schriften widmet sie sich Fragen des Gemeindealltags und der christlichen Lebensweise. Darüber hinaus entwarf sie umfassende Geschichtskonzepte, die sich von der biblischen Zeit bis zur Gegenwart erstreckten. Zu ihren Lebzeiten erschienen mehr als 5000 Artikel in Zeitschriften und 40 Bücher; heute sind inkl. der Sammlungen ihrer 50.000 Manuskriptseiten mehr als 100 Titel in Englisch erschienen. Das bekannteste Werk ist Steps to Christ (dt. Der Weg zu Christus bzw. Der bessere Weg).

White hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung der adventistischen Wohlfahrts- und Bildungseinrichtungen.

Bis heute ist die Position Ellen G. Whites innerhalb der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten umstritten. Während einige Adventisten ihr und ihren Schriften eine prophetische Führungsrolle mit entsprechender Autorität zuerkennen, wird sie von anderen Adventisten lediglich als Erbauungsschriftstellerin gewürdigt.

Die Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Siebenten-Tags-Adventisten erkennt in ihren Schriften eine „Gabe der Weissagung“ und eine „Stimme der Wahrheit“, die nützlich zu „Trost, Führung, Unterweisung und Zurechtweisung“ ist (Glaubenspunkt 18 der Siebenten-Tags-Adventisten).[2] Gleichzeitig betont die Kirchenleitung, dass die Schriften Ellen G. Whites den biblischen Schriften keinesfalls gleichrangig sind, sondern allein die Bibel als „Maßstab“ und „Prüfstein“ gilt (Glaubenspunkt 1 der Siebenten-Tags-Adventisten.[3]

Seit 2007 arbeiten fachkundige Historiker an einem wissenschaftlichen Projekt zu Leben, Wirken und Wirkungsgeschichte von Ellen G. White. Die Oxford University Press plant im Sommer 2010 einen Band zu den Arbeiten von 21 Autoren herauszugeben. Die entstehenden Kapitel wurden im Oktober 2009 in Portland, Maine im Rahmen einer Konferenz erörtert.[4]

Bücher und Schriften (Auswahl)

Ellen White verfasste über 100 Bücher und Schriften. Bekannt sind vor allem die Reihe über biblische Geschichte und Eschatologie: ""Spiritual Gifts"" (1858-1864), Spirit of Prophecy (1870-1884) und Conflict of the Ages Series (1888-1917). Sie selbst sieht ihr Buch The Great Controversy between Christ and Satan als eines der wichtigsten an. Am erfolgreichsten im Verkauf war Steps to Christ (1892).

englische Ausgaben

  • Steps to Christ (dt. Der Weg zu Christus bzw. Der bessere Weg)
  • The Desire of Ages (dt. Das Leben Jesu bzw. Jesus von Nazareth)
  • The Great Controversy (dt. Der große Kampf)

deutsche Ausgaben

  • Die Geschichte von Jesus, Merseburg : Eissner, 2009, ISBN 978-3-940174-00-0
  • Auf den Spuren des großen Arztes, Lüneburg : Advent-Verlag, 1999, ISBN 3-8150-1800-5
  • Der große Kampf, Lüneburg : Advent-Verlag, 1994, ISBN 3-8150-1180-9
  • Jesus von Nazareth, Lüneburg : Saatkorn-Verlag, 2003, ISBN 3-8150-1590-1
  • Patriarchen und Propheten, Hamburg : Advent-Verlag, 1982, ISBN 3-8150-0967-7
  • Wie führe ich mein Kind?, HM-Vertrieb; Herdwangen-Schönach: Internationale Missionsgesellschaft, 2006
  • Nehemia - Der Wiederaufbau der Mauer, Raich : NewStartCenter, 2002, ISBN 3-933785-18-9
  • Maranatha, Schopfheim : Hoffnung-Weltweit-Verlag, 1999, ISBN 3-933785-02-2

Zitate

  • (Original engl.: All that man needs to know or can know of God has been revealed in the life and character of His Son)
  • "Er [ Jesus Christus ] hätte alle Schmerzen und Leiden auf Golgatha erduldet, um nur einen Menschen für sein Reich zu retten. Nie wird er eine Seele verlassen, für die er gestorben ist, es sei denn, daß sie sich selbst von ihm trennt" - Das Leben Jesu, Advent-Verlag, CD-ROM-Ausgabe, S. 478
  • (Original engl.: The Saviour would have passed through the agony of Calvary that one might be saved in His kingdom. He will never abandon one for whom He has died." - The Desire of Ages, p. 480)
  • "Wenn wir einen Fehler begehen, dann auf der Seite der Barmherzigkeit und nicht auf der Seite der Härte und der Verurteilung" - Brief 16, 1887
  • "Wir sollten es nicht zulassen, so zu denken: „Wir haben die ganze Wahrheit. Die Grundlage unseres Glaubens ist wohl bekannt. Wir können uns also ausruhen auf unserem Wissen.“ Nein, die Wahrheit ist eine Wirklichkeit die fortschreitet, die immerwährend zum Wachstum einlädt" - Review and Herald, 25. März 1890
  • (Original engl.:We must not think, "Well, we have all the truth, we understand the main pillars of our faith, and we may rest on this knowledge." The truth is an advancing truth, and we must walk in the increasing light. - Counsels for Writers and Editors (1946), p. 33).
  • "Manche Heiden dienen Gott unwissentlich. Niemals wurde ihnen sein Licht durch menschliche Vermittler überbracht. Trotzdem werden sie nicht verlorengehen. Zwar kannten sie das geschriebene Gebot Gottes nicht, sie vernahmen aber seine Stimme in der Natur und taten, was das Gesetz fordert. Ihre Werke bekundeten, daß der Heilige Geist ihre Herzen berührt hatte, und Gott anerkennt sie als seine Kinder" - Das Leben Jesu, a.a.O., S. 636

Literatur

Weblinks

Quellen

  1. Lothar Bily: White, Ellen Gould. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 1002–1009.
  2. http://www.adventisten.de/credo/pages/html/18.html.
  3. http://www.adventisten.de/credo/pages/html/01.html
  4. http://www.spectrummagazine.org/blog/2009/10/04/scholars_publish_book_ellen_white

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