Elmyr de Hory

Elmyr de Hory

Elmyr de Hory (* 1906; † 11. Dezember 1976 auf Ibiza) war ein ungarischer Maler und Kunstfälscher. Er rühmte sich damit, weltweit mehrere tausend Fälschungen verkauft zu haben. Seine Fälschungen sind inzwischen zu eigenständigem Ruhm aufgestiegen.

Lebensgeschichte

Die meisten Informationen über seine frühen Jahre wurden durch den amerikanischen Buchautor Clifford Irving überliefert, der die erste Biographie de Horys schrieb. Nach de Horys eigenen Angaben war er als Elmyr Dory-Boutin geboren worden. Sein Vater sei ein österreich-ungarischer Diplomat gewesen, seine Mutter entstamme einer Familie von Bankiers. Seine Eltern, so de Hory, hätten ihn der Obhut wechselnder Gouvernanten überlassen. Als er sechzehn Jahre alt war hätten sie sich scheiden lassen.

De Hory zog nach Budapest, um dort ein Studium zu beginnen. Mit 18 wechselte er an die Akademie Heinmann, einer Kunstschule in München, um dort klassische Malerei zu studieren. 1926 immatrikulierte er sich an der Académie la Grande Chaumière in Paris, wo er seine Studien unter Fernand Léger vervollständigte. Zugleich gewöhnte er sich an einen luxuriösen Lebensstil. Gelegentlich besuchte er für kurze Zeit Ungarn.

Kurz nach seiner Rückkehr befreundete er sich mit einem britischen Journalisten. Diese Freundschaft trug ihm einen Gefängnisaufenthalt als politischer Gefangener ein, denn jener Journalist wurde wegen Spionage gesucht. De Hory errang aber das Wohlwollen des Gefängnisdirektors, indem er sein Porträt malte. Während des Zweiten Weltkrieges wurde de Hory entlassen.

Ein Jahr später wurde de Hory als Jude in ein deutsches Konzentrationslager eingesperrt, wo er schwer misshandelt und schließlich in ein Berliner Gefängniskrankenhaus eingeliefert wurde. Von dort konnte er ausbrechen und nach Ungarn entkommen. Zurück in der Heimat musste er feststellen, dass seine Eltern ermordet und deren Besitz beschlagnahmt worden war. Mit dem wenigen Geld, das er noch hatte, schlug er sich nach Frankreich durch, wo er seinen Lebensunterhalt durch Malerei zu verdienen hoffte.

1946 verkaufte de Hory einem britischen Bekannten eine von ihm gemalte Reproduktion eines Picassos, das er als Original ausgab. Kurz darauf begann er, weitere Picasso-Fälschungen an verschiedene Kunstgalerien für umgerechnet 100 bis 400 US$ pro Bild zu verkaufen.

Im selben Jahr begründete er eine Partnerschaft mit Jacques Chamberlin, der sein Kunsthändler wurde. Gemeinsam bereisten sie Europa und verkauften de Horys Fälschungen, bis de Hory auffiel, dass Chamberlin den Großteil der Einnahmen für sich behielt, obwohl sie vereinbart hatten, die Gelder gleichmäßig aufzuteilen. Daraufhin beendete de Hory die Partnerschaft und reiste alleine weiter. 1947 besuchte de Hory die USA mit einem drei Monate gültigen Touristenvisum. Dort entschloss er sich, zu bleiben und das Land zu bereisen.

Immer wieder versuchte de Hory, eigene Kunstwerke anstelle von Fälschungen zu verkaufen, doch er fand keine Käufer. So erweiterte er die Palette der von ihm gefälschten Künstler um diverse Berühmtheiten, darunter Matisse, Modigliani und Renoir. Zusätzlich begann er, seine Werke nur noch durch Briefkontakte zu verkaufen; dabei benutzte er eine Reihe von Pseudonymen wie Louis Cassou, Joseph Dory, Joseph Dory-Boutin, Elmyr Herzog, Elmyr Hoffman und E. Raynal.

In den 50er Jahren ließ sich de Hory in Miami nieder, von wo aus er weiterhin per Briefpost seine Fälschungen verkaufte. 1955 verkaufte er eine seiner Matisse-Fälschungen an das Fogg Art Museum. Doch dort wurde das Bild als Fälschung erkannt und eine Untersuchung eingeleitet.

Im selben Jahr entlarvte auch der in Chicago ansässige Kunsthändler Joseph W. Faulkner einige der Bilder, die de Hory ihm verkauft hatte, als Fälschungen. Er sorgte für eine Anklage durch die Bundesbehörden. De Hory floh daraufhin nach Mexiko-Stadt, wurde dort aber mit an den Haaren herbei gezogenen Verdächtigungen wegen Mordes an einem britischen Homosexuellen kurzzeitig verhaftet. Als die Polizei ihm Gelder abnötigen wollte heuerte de Hory einen teuren Anwalt an (den er mit einer seiner Fälschungen bezahlte) und kehrte in die Vereinigten Staaten zurück.

Während seines neuerlichen Aufenthaltes stellte de Hory fest, dass einige Kunstgalerien seine Fälschungen zu signifikant höheren Preisen verkauften als sie ihm bezahlt hatten. Zudem wurde seine persönliche Handschrift in den Fälschungen sichtbar. So verlegte sich de Hory auf das Fälschen von Lithographien, die er wiederum ohne Zwischenhändler verkaufte. Eine Depression stellte sich ein, de Hory versuchte erfolglos in Washington D.C. einen Selbstmord mit Schlaftabletten. Nach seiner Genesung kehrte er nach Miami zurück.

Dort traf er auf Fernand Legros, der sein nächster Kunsthändler wurde und eine Marge von 40% bekam. Erneut bereiste de Hory die USA, diesmal zusammen mit Legros. Als Legros einerseits seinen Marge auf 50% steigern wollte und sich zudem mit einem Kanadier, Real Lessard, befreundete und so Streit zwischen de Hory und Legros aufkam, kündigte de Hory auch diese Partnerschaft auf.

1959 versuchte de Hory, nach Europa zurückzukehren. In Paris traf er erneut auf Legros und erzählte ihm, dass einige seiner Arbeiten in New York verblieben wären. Legros stahl sie und verkaufte sie auf eigene Rechnung; sein Ansehen als Kunsthändler stieg dadurch enorm. Ein Jahr später hatte Legros einen florierenden Kunsthandel aufgebaut. Wiederum verband sich de Hory geschäftlich mit ihm. Legros und Lessart bezahlten de Hory jeden Monat 400 US$ und verkauften dafür sowie für einen kleinen Anteil am Erlös seine Bilder.

Um ihn bei der Stange zu halten baute Legros für de Hory ein Haus auf Ibiza, wo de Hory seit 1962 lebte. Doch de Horys Fälschungen ließen an Qualität nach, und immer mehr Kunstexperten wurden auf seine Fälschungen aufmerksam. Sehr schnell kam Interpol auf die Spur von Legros und Lessard. Legros sandte de Hory für ein Jahr nach Australien; von dort kehrte er 1965 zurück.

Im Jahr 1966 verkaufte Legros 56 Gemälde an den texanischen Ölmagnaten Algur Hurtle Meadows, der die Erkenntnis, dass die meisten dieser Bilder Fälschungen waren, nicht ruhig hinnahm. Legros wurde angeklagt. Verärgert warf er de Hory aus dem Haus auf Ibiza, der daraufhin zurück auf das Festland zog. Kurz darauf wurden Legros und Lassard festgenommen.

De Hory entschied sich, zurück nach Ibiza zu ziehen, doch im August 1968 wurde er durch ein spanisches Gericht wegen Homosexualität und krimineller Machenschaften zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Im Oktober 1968 wurde er entlassen und verließ die Insel.

Ein Jahr später kehte de Hory jedoch zurück. Inzwischen war er zu einer Berühmtheit aufgestiegen. Er erzählte seine Geschichte Clifford Irving, der sie als Buch veröffentlichte, er trat im Fernsehen auf und stand für Orson Welles für seine Pseudo-Dokumentation "F wie Fälschung" (im Original: "F for Fake", 1975) vor der Kamera.

Noch einmal versuchte es de Hory mit der Malerei, doch diesmal nutzte er seinen neu gewonnenen Ruhm und verkaufte mit einigem Erfolg eigene, signierte Werke. Doch sein Ruhm schlug nun auf ihn zurück: Die französischen Behörden wollten seine Auslieferung wegen seiner Fälschertätigkeit erwirken und somit von "seiner" Insel verbannen.

Am 11. Dezember 1976 wurde de Hory tot in seiner Wohnung aufgefunden. Er hatte eine Überdosis Schlaftabletten genommen. Einige seiner Freunde setzten die Vermutung in Umlauf, dass dieser Selbstmord vorgetäuscht gewesen sei, um so die Auslieferung zu verhindern. Es gibt aber keinerlei Beweise für dieses Gerücht.

Nach seinem Tod stiegen de Horys Gemälde stark im Wert und wurden zu gefragten Sammlerstücken. Inzwischen sind sie derart wertvoll, dass gefälschte de Horys im Umlauf sind.

Literatur

  • Irving, Clifford - Fake! The Story of Elmyr de Hory the Greatest Art Forger of Our Time (1969).
  • Irving, Clifford - Der Fälscher. Das abenteuerliche Leben des Elmyr de Hory, Deutscher Bücherbund (1970).
  • Ken Talbot - Enigma! The New Story of Elmyr de Hory the Greatest Art Forger of Our Time (1991).
  • Peyrefitte, Roger - Die Kunst des Handelns. Oder das abenteuerliche Leben des Fernand Legros, Wilhelm Heyne Verlag (1979).
  • Hoving, Thomas - False Impressions. The Hunt for Big-Time Art Fakes, Simon & Schuster, New York, (1996).
  • Hughes, Robert - Denn ich bin nichts, wenn ich nicht lästern darf. Kritische Anmerkungen zu Kunst, Künstlern und Kunstmarkt, Kindler, München (1993).
  • Jones, Mark (Hrsg.) - Fake? The Art of Deception. Ausstellungskatalog British Museum London, London (1990).

Weblinks


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