Emil Naucke

Emil Naucke
Emil Naucke

Emil Naucke (* 2. Mai 1855 auf Poel; † 24. Januar 1900 in Hamburg) war ein Berufsringer und Artist.

Naucke hatte ursprünglich eine Bäckerlehre angetreten, schloss sich aber im Alter von 14 Jahren einer Artistentruppe an, mit der er durch Europa und die USA reiste. Erfolgreich wurde er im Schaugeschäft als professioneller Ringer. Da sein Körpergewicht beständig zunahm - er wog er bei einer Körpergröße von nur 1,70 m im Alter von 38 Jahren schließlich 235 Kilogramm und hatte einen Bauchumfang von 190 cm - gab er das Ringen jedoch später völlig auf und konzentrierte sich ganz auf Kraftakrobatik, artistische Darbietungen und Parodien.

Als seinerzeit äußerst populärer Kraftmensch trat Emil Naucke weltweit in Zirkussen und Varietés auf. Er präsentierte aufsehenerregende Kraftakte, wie etwa das Stemmen eines 106 Kilo schweren Eisengewichts und trug oftmals an einer Kette eine fast 40 Kilo schwere Eisenkugel bei sich, mit der er mühelos spielte. Er zeigte auch Radfahrkunststücke und trat in zahlreichen eigens für ihn verfassten Sketchen auf. Zu seinen bekanntesten komischen Rollen gehörte die Figur der Pauline vom Ballett, die er in ein angesichts seiner Leibesfülle grotesk wirkendes Ballerina-Kostüm gekleidet verkörperte. Als Naucke mit der Pauke wurde er bei den Berlinern zum Sprichwort.

Tourneeplakat von Adolph Friedländer, 1893/94

Im Jahre 1890 ließ er sich in Hamburg nieder, war allerdings vorerst nur zwischen seinen Tourneen in der Stadt anwesend, bis er 1896 ein eigenes Varietétheater mit Namen Emil Naucke's Varieté am Spielbudenplatz Nr. 23/24 eröffnete. Naucke wurde in den Folgejahren eine populäre Gestalt in Hamburg.

Am 24. Januar 1900, unmittelbar nachdem er bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung im Etablissement Sagebiel aufgetreten war, erlag Emil Naucke einem Herzinfarkt. Am Tag seiner Beerdigung säumten Tausende von Menschen den Weg, den der Trauerzug von seinem Varieté zum Friedhof Ohlsdorf nahm, wo er beigesetzt wurde. Die Erinnerung an Emil Nauckes außergewöhnliches Erscheinungsbild lebte indirekt bis in die 1970er Jahre fort; noch siebzig Jahre nach seinem Tod bezeichneten Kinder in Hamburg einen bauchigen Kreisel oder eine dicke Murmel gelegentlich als einen Naucke.

Literatur

  • Thinius, Carl: Damals in St. Pauli - Lust und Freude in der Vorstadt. Verlag Hans Christians, Hamburg 1975. ISBN 3-7672-0368-5
  • Hans Scheugl: Show Freaks & Monster. Sammlung Felix Adanos. DuMont Buchverlag: Köln, 1978; S. 124; mit Abb.

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