Emilio Castelar y Ripoll

Emilio Castelar y Ripoll
Emilio Castelar, Porträt von Bartolomé Maura Montaner

Emilio Castelar y Ripoll (* 7. September 1832 in Cádiz; † 25. Mai 1899 in San Pedro del Pinatar, Murcia) war ein spanischer Politiker und Schriftsteller. Er war vom 7. September 1873 bis zum 3. Januar 1874 Präsident der Ersten Republik in Spanien.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang als Republikaner

Castelar studierte an der Universität von Madrid zuerst Rechtswissenschaft, dann vorzugsweise Philosophie und Literatur. Als Schriftsteller trat Castellar zuerst auf dem Gebiet der Novellistik, später auf dem der Politik auf.

Von dem Republikaner José María Orense in das politische Leben eingeführt, schrieb er für demokratische Blätter, wurde 1857 Professor der Geschichte und der Philosophie an der Universität Madrid (Lehrstuhl für „Philosophische und Kritische Geschichte Spaniens“) und übte durch seine glänzenden Vorträge einen großen Einfluss auf die Jugend aus. 1864 gründete er das Blatt „La Democracia“, worin er für die individuelle Freiheit und gegen die Willkür der Bourbonenherrschaft, aber auch gegen den Sozialismus kämpfte. Später verteidigte er auch in den Cortes mit enthusiastischer, hinreißender, wenngleich etwas phrasenreicher Beredsamkeit seine republikanischen Grundsätze.

Seine heftigen Angriffe auf die Regierung hatten 1865 seine Suspension zur Folge, und als er sich an dem erfolglosen Militäraufstand vom 22. Juni 1866 in Madrid beteiligte, musste nach er nach Frankreich fliehen und wurde in contumaciam zum Tod verurteilt.

Die Septemberrevolution von 1868 rief ihn aus der Verbannung zurück. Für Castellar begann eine neue Ära: Zum Abgeordneten für die konstituierenden Cortes gewählt, bekämpfte er jede Art von Monarchie, verteidigte als einzig richtige Verfassungsform die Föderativrepublik und verlangte in schwunghaften Reden Religionsfreiheit. Er schwärmte auch für ein Bündnis aller Völker romanischen Stammes und griff Deutschland heftig wegen des französischen Kriegs 1870/71 an.

Präsident der Ersten Republik

Nach der Abdankung Amadeus' von Savoyen im Februar 1873 bildete Castelars Freund Estanislao Figueras eine neue Regierung, in der Castelar das Ressort des Staatsministers übernahm. Die Regierung Figueras betrieb die Umsetzung einer föderalen Gliederung Spaniens. Castelar selbst setzte sich für die Abschaffung der Adelstitel und die Beseitigung der Sklaverei auf Puerto Rico ein. Die Desorganisation des Heers als Folge föderaler Reformen hatte aber bald auch Desorganisation der Herrschaft in zahlreichen Provinzen zur Folge. Figueras, Pi y Margall und Salmerón, die nacheinander an die Spitze des Staats traten, dankten jeweils nach kurzer Regierung ab, so dass Castelar am 26. August 1873 zum Präsidenten der Cortes gewählt wurde. Er suchte die nationale Einheit zu wahren, die Zentralregierung zu stärken und die Ordnung im Land sowie die Armeedisziplin wiederherzustellen bzw. zu festigen.

Am 7. September wurde Castelar schließlich zum Präsidenten der Exekutivgewalt, also zum Staatsoberhaupt, gewählt. Er erhielt außerordentliche diktatorische Vollmachten, die er energisch anwendete, um den Dritten Carlistenkrieg erfolgreich zu führen und die Aufstände der Föderalisten im Süden zu unterdrücken. Er scheute sich nicht, um das Vaterland zu retten, seinen früher kundgegebenen Ansichten zuwiderzuhandeln.

Rücktritt Castelars und Niedergang der Republik

Castelar-Denkmal in Madrid (M. Benlliure, 1908).

Er wurde daher von allen Republikanern für einen Abtrünnigen gehalten, und als ein für ihn bei den Cortes am 2. Januar 1874 nach seiner Rechenschaftsablage beantragtes Dankesvotum nicht die Majorität fand, legte er sein Amt nieder. Nach dem unmittelbar darauf folgenden Staatsstreich des Generals Manuel Pavía, in dessen Folge Francisco Serrano Domínguez Präsident wurde, aber nicht im Sinne der Republik, sondern diktatorisch regierte, zog sich Castelar auf längere Zeit vom politischen Leben zurück und machte eine lange Reise ins Ausland.

Tätigkeit nach der Restauration

Erst unter König Alfons XII. ließ er sich wieder in die Cortes wählen, in denen er gemäßigt republikanische Grundsätze vertrat und an der Spitze der kleinen Gruppe der Ordnungsrepublikaner (Posibilistas) stand, die eine Reform des Regimes von innen anstrebten. Öffentlich trat er seltener für seine republikanischen Anschauungen als für die Union der romanischen Völker auf; seinen Hass gegen Deutschland gab er wiederholt in schroffer Weise zu erkennen. 1893 zog er sich aus der Politik zurück.

Werke

  • La civilisación en los cinco primeros siglos del cristianismo (2. Aufl., Madrid 1865)
  • Questiones politicas y sociales (1870, 3 Bde.)
  • Discursos parlamentarios (1871, 3 Bde.)
  • Discursos poéticos (1873)
  • Historia del movimiento republicano en Europa (1874, 2 Bde.)
  • Miscelánea de historia, de religión etc. (1874)
  • Vida de Byron (1873)
  • Estudios históricos sobre la edad media (1875)
  • Cartas sobre política europea (1875, 2 Bde.)
  • La question de Oriente (1876)
  • Recuerdos de Italia (deutsch von Schanz: "Erinnerungen an Italien", Leipzig 1876)
  • El ocaso de la libertad (1877)
  • Ensayos literarios (1880)
  • La Rusia contemporánea (1881)
  • Tragedias de la historia (1883)


Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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