Emperor Klavierkonzert

Emperor Klavierkonzert

Das Klavierkonzert Es-Dur op. 73 ist das fünfte Klavierkonzert Ludwig van Beethovens. Im englischsprachigen Raum ist das Konzert auch unter dem Titel Emperor bekannt. Es entstand im Jahr 1809, demselben Jahr wie die Egmont-Ouvertüre, und ist Erzherzog Rudolph gewidmet. Beethoven komponierte sein letztes Klavierkonzert im Zustand fortgeschrittener Taubheit, während Napoleon Wien bombardierte. Er soll sich zeitweise in den Keller zurückgezogen haben, um die Reste seines Gehörs zu retten.

Die Uraufführung fand erst im November 1811 mit dem Pianisten Friedrich Schneider im Gewandhaus zu Leipzig statt. Das Konzert war von Beginn an ein großer Erfolg, auch wenn die erste Wiener Aufführung mit Carl Czerny am 11. Februar 1812 auf Unverständnis stieß. Das Werk steht in derselben Tonart wie die inhaltlich verwandte Eroica (op. 55). Der Solist hat einen anspruchsvollen Solopart zu bewältigen.

Dieses Konzert ist die Weiterentwicklung von Beethovens ersten vier Klavierkonzerten und zeigt den Weg zum sinfonisch geprägten Klavierkonzertstil, wie ihn u. a. später Johannes Brahms prägte.

Das Konzert besteht aus drei Sätzen:

  1. Allegro
  2. Adagio un poco mosso
  3. Rondo. Allegro

Inhaltsverzeichnis

Allegro

Das Hauptthema in den Violinen

Für sein fünftes Klavierkonzert schrieb Beethoven einen gleich langen Kopfsatz wie für sein 4. Klavierkonzert (op. 58). Die Spielzeit des Satzes dauert mit seinen 582 Takten über 20 Minuten.

Das Allegro beginnt mit einem Es-Dur-Akkord des Orchesters, die eigentliche Einleitung jedoch kommt dem Klavier mit einer virtuosen Kadenz zu. Schon bald schweigt das Klavier, während das Orchester in der Exposition das schwungvolle Hauptthema vorstellt. Das zweite Thema, zuerst in Achteln und dazwischen liegenden Achtelpausen, später legato, verursacht einen Stimmungswechsel und ergänzt das Hauptthema als Kontrast. Dann leitet das Klavier mit einem chromatisch aufsteigenden Lauf in es-Moll und pianissimo wieder zum Thema über.

In der anschließenden, ungewöhnlich langen Durchführung führt ein Dialog zwischen Orchester und Klavier durch verschiedene Klangfarben, Motive und Tonarten.

In der Reprise wird das Hauptthema brillant und strahlend wieder aufgenommen. Auch das zweite Thema erscheint wieder. Als es zum zweiten Mal erklingt, wird es von virtuosen Klavierfigurationen umspielt, die zusammen mit dem Orchester schwungvoll zum Ende des Satzes hinführen. Anstelle einer virtuosen Kadenz schrieb Beethoven eine ausgeschriebene Passage, die in die abschließende Coda übergeht.

Dieser Kopfsatz wurde zu einem der bekanntesten konzertanten Stücke Beethovens. Viele nachfolgende Komponisten lehnten sich daran an (z. B. Johannes Brahms.)

Adagio un poco mosso

Der langsame zweite Satz ist in H-Dur gehalten, einer mit Es-Dur nicht verwandten Tonart. Gedämpfte Streicher spielen zuerst ein getragenes, choralähnliches Thema, dann setzt das Klavier ein und spielt schwebend über der ruhigen Begleitung des Orchesters. Es moduliert nach D-Dur und kehrt mit dem Orchester nach der Grundtonart H-Dur zurück.

Wenn das Adagio nach knapp 8 Minuten ausklingt, leiten zwei Fagotte von H-Dur nach B-Dur, das Klavier deutet zwei Mal leise das Thema des dritten Satzes an, zwei Hörner spielen getragen das B und – schon hat in Es-Dur das strahlende Rondo des dritten Satzes begonnen. Beethoven hat damit einen einfachen, fließenden und sehr wirkungsvollen Übergang von einem Satz zum anderen komponiert.

Rondo. Allegro

Das Rondothema

Die beiden Ecksätze des Klavierkonzertes stehen in Es-Dur. Das Rondo (Allegro) im 6/8-Takt und schließt direkt an das Adagio an. Der Satzbeginn erinnert an das Thema des dritten Satzes in Beethovens viertem Klavierkonzert. Der Schlusssatz (etwa 11 Minuten Aufführungsdauer) beginnt fortissimo, das Klavier greift das Thema des ersten Satzes auf. Ein zweites Motiv von tänzerischer Art trägt zur Entwicklung des Themas bei, welche im Durchführungsteil abgeschlossen wird. Beethoven lässt hier die Form des Rondos mit der Sonatenhauptsatzform verschmelzen und stellt dadurch den Zusammenhang zum Kopfsatz des Konzertes her.

Die Coda besteht zunächst aus einer längeren Passage des Klaviers mit der Pauke, deren Ostinato sich verlangsamt und fast verhallt, dann aber übernimmt das Klavier wieder mit lebhaften Läufen. Gleich darauf endet das Konzert klangvoll und etwas plötzlich.

Das Konzert im Gesamtwerk Beethovens

Beethovens letztes reines Klavierkonzert (er schrieb sein Violinkonzert op. 61 später für Klavier um) ist der Gipfel der beethovenschen Weiterentwicklung dieses Genres. Was er mit dem 3. Klavierkonzert begonnen hatte und über das vierte weiterführte, vollendete er hier. Gerade dieses Konzert beeinflusste nachhaltig spätere Künstler und die weitere Entwicklung der Gattung. In der Tonart Es-Dur stehen u. a. die 3. Sinfonie und die Les Adieux-Sonate. Sie wurde von Beethoven öfters benutzt, um Heldentum musikalisch darzustellen. Das Konzert entstand in seiner mittleren Schaffensperiode in der Umgebung der fünften bis siebten Sinfonie oder dem vierten Klavierkonzert. Das Jahrzehnt zwischen 1803–1813 erreichte Beethoven zumindest quantitativ den Höhepunkt seiner Schaffenskraft.

Literatur

  • Georg Kinsky: Beiträge zur Beethoven-Bibliographie; Studien und Materialien zum Werkeverzeichnis. Henle, München 1978, ISBN 3-87328-028-0
  • Hansjürgen Schaefer: Konzertbuch Orchestermusik A-F, VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1958
  • Hartmut Hein: Ludwig van Beethoven. Klavierkonzert Nr.5 Es-Dur op.73. Faksimile. Laaber-Verlag, Laaber, 2005. ISBN 978-3-89007-584-6

Siehe auch

Weblinks


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