Violinkonzert (Beethoven)

Violinkonzert (Beethoven)

Das Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 von Ludwig van Beethoven ist Beethovens einziges vollendetes Konzert dieser Gattung.

Inhaltsverzeichnis

Werkgeschichte

Das Werk wurde im Auftrag des Geigenvirtuosen Franz-Joseph Clement (1780–1842) geschrieben und am 23. Dezember 1806 in Wien uraufgeführt. Clement und sein Ensemble erhielten das Manuskript jedoch erst am Morgen der Aufführung und waren somit gezwungen, quasi vom Blatt zu spielen. Dies erklärt auch die Kritiken der Erstaufführung, die das Werk streckenweise „unzusammenhängend“ nannten und die „vielen ermüdenden Wiederholungen“ bemängelten. Die Druckausgabe des Werks wurde Stephan von Breuning gewidmet. [1]

Werkbeschreibung

Sätze
  1. Allegro ma non troppo
  2. Larghetto – attaca
  3. Rondo (Allegro)

Der erste Satz entspricht der Sonatensatzform. Vier leise Paukenschläge, gefolgt von der Vorstellung des Hauptthemas durch die Holzbläser, leiten den Satz ein, dessen liedhaftes und doch majestätisches Hauptthema eine lyrische Stimmung verbreitet. Das Paukenmotiv kehrt an mehreren Stellen des Satzes wieder. Die Solovioline setzt erst nach der Vorstellung der beiden Hauptthemen und einer etwa dreiminütigen Orchesterpassage ein.

Die Interpretation des Paukenmotivs gilt seit Beethovens Tod als reges Diskussionsthema. Robin Stowell weist in seiner Monographie darauf hin, dass der erste Satz den Aufbruchsgeist der Französischen Revolution widerspiegele, und der Beethovenschüler Carl Czerny (1791–1857) gibt als Metronomangabe für die Viertel 126 an, d. h. ein rasches Marschtempo. Die Melodie wäre dann in Halben zu denken. Bestätigt wird diese Interpretation durch Beethovens Kadenz für die Klavierfassung, wo zum Paukenmotiv militärisch anmutende Trompetensignale und ein Marschmotiv erscheinen. Die frühesten Aufnahmen des Beethovenkonzertes von Wolfsthal (1929) und Hubermann (1934) erreichen annähernd das von Czerny angegebene Tempo, während spätere Interpreten ruhigere Tempi bevorzugen, so beispielsweise bei Anne-Sophie Mutter und Maxim Wengerow.

Der dritte Satz erinnert mit seinem 6/8-Thema [2] an ein Jagdthema, das später virtuos kadenzierend verarbeitet wird.

Wirkung

Das Werk gilt als Prototyp seiner Gattung und hat ihre Entwicklung maßgeblich beeinflusst.

Beethoven hat dieses Konzert auch für Klavier transkribiert (op. 61a). Die Klavierfassung erreicht jedoch nicht die Qualität des Violinkonzertes, weshalb manche vermuten, dass die Transkription nicht vom Meister selbst stammt, sondern einem seiner Schüler übertragen worden war (s. auch: Sonate für Violine und Klavier in D-Dur, op. 77). Der Russische Dirigent und Pianist Michail Wassiljewitsch Pletnjow bearbeitete dieses Konzert für Klarinette und Orchester. Diese Fassung wurde im Jahr 2000 mit Michael Collins als Solist aufgenommen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kurt Pahlen: Das große Heyne Konzert Lexikon, S. 49/50, Wilhelm Heyne Verlag, München 1977, ISBN 3-453-41222-2
  2. Beethoven - Violin Concerto - Free Sheet Music Riff. Auf: 8notes.com

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