- Enrico Rastelli
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Enrico Rastelli (* 19. Dezember 1896 in Samara; † 13. Dezember 1931 in Bergamo) war ein international gefeierter italienischer Jongleur.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Als Sohn des Artistenehepaars Alberto Rastelli und Giulia Rastelli (geborene Bedini) trat Enrico Rastelli schon als Kind in der elterlichen Luftakrobatik-Darbietung auf. Später bildete er mit seiner Mutter und dem Lehrjungen Serafino Iwanow, der ebenfalls Jongleur wurde, ein Äquilibristik-Trio. Die Artisten arbeiteten mit der Perche, einer frei stehenden oder vom Untermann auf den Schultern oder dem Kopf balancierten elastischen Leiter, auf der vom Obermann wiederum frei stehend balanciert und jongliert wird.
Seine Jongleur-Karriere begann er 1915 in Russland im Zirkus Truzzi. Der Zirkusbesitzer Massimiliano Truzzi erlernte von Rastelli das Jonglieren.[1] Später arbeitete er hauptsächlich im westlichen Europa und in den USA. Er entwickelte viele eigene Wurfnummern, die ihm Weltruhm bescherten. So war er der erste, der mit Bällen aus elastischem Gummi jonglierte. 1922 trat er im Londoner Varieté Hippodrome auf. Am 18. November 1923, andere Quellen behaupten am 25. Februar 1924, gelang ihm im New Yorker Hippodrome Theatre der Durchbruch.
Neben dem rein 'technischen' Können war es insbesondere die scheinbare Leichtigkeit der Darbietung, die das Publikum beeindruckte. So berichtete etwa das Berliner Tageblatt am 10. März 1927: "Es ist unerhört, wie er - oft mit kindlichem Vergnügen - die Bälle meistert wie kein zweiter, wie sie diesem großen Künstler gehorchen, und wie er graziös und leicht, als ob es ein Kinderspiel wäre, Kunststücke vollbringt, die man bisher nicht für menschenmöglich gehalten hat."
Am 1. August 1930 hatte seine Darbietung im Fußball-Stil im Düsseldorfer Apollo-Theater Premiere. Das geflügelte Wort vom Fußball-Rastelli für Fußballspieler mit besonders ausgeprägtem Ballgefühl beruht auf Rastellis Jonglagen.
Enrico Rastelli wird nachgesagt, mit zehn Bällen jongliert zu haben. Damit wäre er der erste namentlich bekannte Jongleur, dem dies gelang. Verbürgte Berichte, die dies zweifelsfrei belegen, gibt es darüber allerdings nicht. Im Gegensatz zu beispielsweise Jenny Jaeger zeigte er diese Leistung jedenfalls nicht auf der Bühne.
Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs jonglierte der umjubelte Star am 6. Dezember 1931 zum ersten Mal in seiner Heimatstadt Bergamo bei einem Wohltätigkeitsfest. Es war der letzte Auftritt seines kurzen Lebens. 34 Jahre alt starb Enrico Rastelli am 13.Dezember 1931 an den Folgen einer Hirnhautentzündung. Er hinterließ seine Ehefrau Henriette (geborene Price) und seine drei Kinder Roberto, Elvira und Anna.
Meinungen zu Rastellis Kunst
M.H. Shapiro:
- "Enrico Rastelli, juggler de luxe, has been compared to the best of all decades and there is every reason to believe that he is justly entitled to a niche of fame as high as any of them. A marvelous showman of inimitable skill."
Ed Haffel:
- "Enrico Rastelli next showed remarkable skill in a truly extraordinary exhibition of juggling feats that scored solidly. This chap has no master."
Joachim Ringelnatz schrieb nach dem Besuch einer Vorstellung:
- "So groß hat sich vor mir noch nie
im Variété etwas begeben.
Ich sah zart-tierisches Genie
vor einem arbeitsstrengen Leben.
Ich danke, ich ein Publikum,
wie viele Tausende dir danken.
Du, der den sicheren Pol erkennt
im Schwanken,
du weißt, wenn ich Dir danke,
wohl warum."'
Posthume Würdigung
Seit 1962 wird als "Oscar der Jongleure" der Rastelli-Preis verliehen.[2]
Literatur
- Pietro Barachetti: Enrico Rastelli - il signore dell'equilibrio. Bergamo: Grafica & Arte 1996. ISBN 8-872-01184-1
- Karl-Heinz Ziethen: Non Plus Ultra - Enrico Rastelli und die besten Jongleure der Welt - Francis Brunn, Sergei Ignatow, Anthony Gatto. Berlin: Die Jonglerie Lüft KG 1996. ISBN 3-9801140-9-0
- August Heinrich Kober: Das Wunder der tanzenden Bälle. Berlin: Scherl 1938.
- Peter Petz: Weltberühmt mit fünfzehn Jahren Schneider-Buch 1957
Quellen
- ↑ http://www.juggling.org/fame/truzzi/index.html Juggling Hall of Fame Massimiliano Truzzi
- ↑ Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982. s. S. 560-561, siehe auch Rudy Horn
Weblinks
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