- Erdwärmeübertrager
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Ein Erdwärmeübertrager (EWT), oder auch Erdreichwärmeübertrager, Erdwärmetauscher oder Luftbrunnen ist ein System zum Erwärmen oder Abkühlen von Luft, die meist für Lüftungsanlagen von Gebäuden eingesetzt wird.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Es mehrere Arten des Aufbaus eines Erdwärmeübertrager, siehe auch Sole-EWT.
Rohre oder Schläuche z.B. aus Kunststoff oder Beton werden im Erdreich verlegt. Der Anfang des Rohrsystems ist oberirdisch, das Ende zum Beispiel an der Lüftungsanlage. Durch einen Ventilator wird Luft angesaugt und durch das System gefördert. Der Durchmesser kann wenige Zentimetern bis viele Meter betragen, die Gesamtlänge bis zu hundert Meter.
Ein anderer Aufbau kommt mit weniger Gesamtlänge aus und fördert die Luft mit direktem „Erdkontakt“. Dazu wird ein Graben oder eine Grube mit Kies oder anderem grobem Material gefüllt. Im Material beginnt ein Rohr und endet an einem Ventilator. Auch hier wird Luft angesaugt und durch die Zwischenräume des groben Materials transportiert. Dieses System wurde schon in der Antike verwendet.
Arbeitsweise
Die Temperatur der transportierten Luft gleicht sich beim Durchströmen des Systems der Erdtemperatur an. In gut dimensionierten Anlagen kann sich die Lufttemperatur um bis zu 10 Grad ändern. Das Prinzip stimmt grundsätzlich mit dem Erdwärmekollektor, der mit flüssigen Medien arbeitet, überein.
Verfahren
Die Temperatur des oberen Erdreichs folgt dem Jahresverlauf der Umgebungstemperatur. Je näher an der Oberfläche desto näher am Tagesdurchschnitt, je tiefer desto gedämpfter und phasenverschoben zu den Jahreszeiten. Ab etwa sechs Metern Tiefe ist die Temperatur konstant.
Diese Temperaturdifferenz macht man sich zu Nutze:
- Ist die Außenluft kälter als das Erdreich, so wird die Luft, bevor sie in das Gebäude geleitet wird, durch das Erdreich erwärmt.
- Umgekehrt wird bei sehr warmen Wetter die einströmende Außenluft durch das Erdreich gekühlt.
In beiden Arbeitsrichtungen wird Energie getauscht; dem Erdreich wird Wärme entzogen bzw. dem Erdreich Wärme zugeführt.
Siehe auch WärmeübertragungDiverses
Die angesaugte Luft kann in Gebäuden mittels einer Lüftungsanlage, vorzugsweise mit Wärmerückgewinnung, verteilt beziehungsweise zugeführt werden. Bei Lufttemperaturen unter 0 °C kann sich innerhalb der Wärmerückgewinnungseinrichtung Kondensat bilden und zu Eis gefrieren. Um dies zu vermeiden kann man einen Erdwärmeübertrager verwenden. Zum anderen steigert sich die Rückwärmezahl der Lüftungsanlage.
Ebenfalls kann der Erdwärmeübertrager vor einer Luftwärmepumpe montiert werden.
Eine Verunreinigung der transportierten Luft mit Radon sollte aus gesundheitlichen Gründen vermieden werden (undichtes Rohrsystem oder direkter Kontakt des porösen Materials mit Erdreich).
Im System entsteht bei warmer Luft (an den kalten Oberflächen des Systems) Kondensat, diese sollte abgeleitet werden.
Antike Versionen zur Wassergewinnung und Nachbau
Schon in der Antike waren Luftbrunnen (französisch „Puits aerien“, englisch „Air well“ (condenser)) bekannt. Sie dienten der Raumkühlung und Wassergewinnung aus der Luft. Die bisher älteste bekannte Anlage dieser Art ist der Luftbrunnen, der von den Hunnen zerstörten, ursprünglich griechischen Kolonie Teodosia auf der Krim, aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
Das Prinzip beruht auf hohen der Temperaturdifferenz zwischen Außen und Innen bzw. zwischen Tages- und Nachttemperatur, die die Luftfeuchtigkeit kondensieren lässt. Der belgische Ingenieur Achille Knapen erbaute 1931 nach diesem Prinzip auf einem 600 Meter hohen Hügel über Trans-en-Provence einen Luftbrunnen. Der nur noch als Ruine bestehende Turmbau in Trans-en-Provence ist etwa 45 Meter hoch und hat Wanddicken bis zu 10 Meter. Der Brunnen produzierte allerdings nur fünf Liter Wasser pro Nacht.
Ob es möglicherweise ältere Brunnen gibt, welche dem Konstruktionsprinzip des in der Oeconomische Encyclopädie von Johann Georg Krünitz beschriebenen unterirdischen Luftbrunnens entsprechen, wird derzeit von Archäologen und Ingenieuren anhand des Brunnens von Santa Cristina bei Paulilatino in Sardinien diskutiert und erforscht. Von besonderem Interesse ist dabei, ob die produzierte Menge an Wasser ausreichend war, um das Konstruktionsprinzip als Erbauungsgrund zu definieren.
Literatur
- J. G. Krünitz: Oeconomische Encyclopädie von (1773–1858)
Weblinks
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