- Eresidae
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Röhrenspinnen Systematik Klasse: Spinnentiere (Arachnida) Ordnung: Webspinnen (Araneae) Unterordnung: Echte Webspinnen (Araneomorphae) Teilordnung: Entelegynae Überfamilie: Eresoidea Familie: Röhrenspinnen Wissenschaftlicher Name Eresidae C. L. Koch, 1851 Zur Familie der Röhrenspinnen (Eresidae) werden zur Zeit 101 Echte Webspinnen in 10 Gattungen gezählt. Es sind in Mitteleuropa mindestens 2 Vertreter der Gattung Eresus (Walckenaer, 1805), heimisch:
- E. kollari Rossi, 1846 (ex. E. cinnaberinus (Olivier, 1789)[1], ex. E. niger), Paläarktis
- E. sandaliatus (Martini & Goeze, 1778), Alpen
E. kollari weist viele Unterarten auf. Die Abtrennung weiterer Unterarten ist möglich. E. kollari bevorzugt in Mitteleuropa kontinentalere Wärmeinseln oder südexponierte, sandige und unbewaldete Trockenlagen und ist häufiger, als bislang angenommen. Fundorte sind zum Beispiel Kyffhäuser, Lausitz, Lüneburger Heide.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Röhrenspinnen sind 8 bis 16 mm kleine Tiere mit schwarzem Vorderleib (Prosoma) und zunächst auch dunklem Hinterleib (Opisthosoma). Bei adulten Tieren färbt sich der Hinterleib leuchtend rot (E. kollari) und ist dann kontrastreich schwarz gefleckt. Die schwarzen Beine sind mit hellgrauen Haaren besetzt, oder, je nach Unterart, rötlich mit weißer Ringelung. Die Bestimmung bis zur Unterart ist nur mit genitalmorphologischer Untersuchung möglich. Sie verfügen über ein Cribellum; ihre Fangwolle schimmert bläulich bis bräunlich.
Fortpflanzung und Ausbreitungsstrategien
Die mitteleuropäischen Röhrenspinnen leben teilweise in Familienkolonien (Aggregation) in Erdröhren. Da die Anzahl der überlebenden Nachkommen je Gelege meist unter 80 liegt, sind sie auf eine sichere Verbreitungsart angewiesen und verbreiten sich zu Fuß in der Nähe des Mutternetzes.
Das Weibchen von E. kollari wird nach drei Jahren geschlechtsreif und verlässt ihre Erdröhre bis zur Paarung nicht. Die adulten Männchen gehen auf Wanderschaft und suchen sich ein geschlechtsreifes Weibchen. Das Weibchen verpackt 80 Eier in einem linsenförmigen Kokon, der mit Beuteresten und Bodenteilchen getarnt wird und so eine geringere Albedo aufweist. Das 1 cm große Paket wird tagsüber in die Sonne getragen und abends zum Schutz vor der nächtlichen Kälte der gering bewachsenen Sandböden (Ausstrahlung) wieder in die Röhre.
Die Jungtiere schlüpfen in der Höhle. Sie häuten sich dort mehrmals. In dieser Zeit stirbt das Muttertier und wird von den Nachkommen aufgefressen. Sie verlassen nach dem Tod der Mutter das Erdloch und breiten sich im Umkreis aus.
Im Gegensatz dazu verbreitet sich die in Südeuropa vorkommende E. walckenaeri (Brullé, 1832) mit 800 bis 900 Nachkommen je Weibchen über das verlustreiche Ballooning. Die Jungtiere richten ihren Hinterleib in den Wind und produzieren einen Flugfaden, der sie mit dem Wind auch zu weit entlegenen neuen Lebensräumen bringen kann. Dieses Verhalten kann mit einem Kaltluftföhn hervorgerufen werden. Es wird vermutet, dass Röhrenspinnen so entlegene Lebensräume wie Inseln (Ägäis) und Gebirge erreicht haben und sich dort wegen der Isolation zu weiteren Arten differenzieren konnten.
Die Angehörigen dieser Familie graben sich bis zu 10 cm tiefe Erdröhren von einem Zentimeter Durchmesser, die mit Seide austapeziert werden. Im Gegensatz zu den Tapezierspinnen (Atypidae) weben sie aber keinen Fangschlauch, sondern einen Schirm oder Trichter über dem Eingang ihrer Erdhöhle, der mit Fäden am Boden befestigt und gespannt wird und in der sich die Beute verfängt. Durch die Erschütterungen wird das Tier in der Röhre alarmiert. Häufig werden Käfer in den Netzen gefunden, aber auch jagende Spinnen.
Quellen
Einzelnachweise
Literatur
- Ambros Hännggi, Edi Stöckli, Wolfgang Nentwig: Lebensräume mitteleuropäischer Spinnen. Miscallanea faunistica Helvetiae. Centre suisse de cartographie de la faune, CH-2000 Neuchâtel 1995, ISBN 2-88414-008-5
- Stefan Heimer, Wolfgang Nentwig: Spinnen Mitteleuropas. Paul Parey Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-489-53534-0
- Thomas Baumann: Populationsökologische und zönotische Untersuchungen zur Bedeutung von Habitatqualität und Habitatfragmentierung für Spinnenpopulationen auf Trockenrasen am Beispiel von Eresus cinnaberinus (Oliv. 1789). Verlag Wissenschaft und Technik, Berlin 1997, ISBN 3-89685-436-4
Weblinks
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