- Erich Schneider (Ökonom)
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Erich Schneider (* 14. Dezember 1900 in Siegen, Westfalen; † 5. Dezember 1970 in Kiel) war ein bedeutender deutscher Wirtschaftstheoretiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schneider studierte Mathematik, Physik und Volkswirtschaftslehre, sprach mehrere Sprachen und war Verfasser einer ganzen Reihe von Lehrbüchern über Volks- und Betriebswirtschaftslehre, die in sieben Sprachen übersetzt wurden.
Schneider war gut ein Jahrzehnt im höheren Schuldienst tätig. In dieser Berufsphase habilitierte er sich 1932 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, an der Joseph Schumpeter lehrte. 1933 schloss Schneider sich der NSDAP an. Seit 1936 hatte er eine Professur in Aarhus (Dänemark). 1944 erhielt er eine Berufung an die Universität Kiel, wo er 1946 zum Ordinarius aufstieg.[1]
Am 1. April 1961 übernahm er als Nachfolger von Fritz Baade die Leitung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Erich Schneider war zu seiner Kieler Zeit der wohl einflussreichste Wirtschaftstheoretiker in Deutschland. In den Jahren von 1946 bis 1952 schrieb er sein Lebenswerk, die zunächst dreibändige ›Einführung in die Wirtschaftstheorie‹, die dann 1962 um einen vierten Band erweitert wurde.
Am 18. Dezember 1968 gab Schneider seine Abschiedsvorlesung, in der er auf ein halbes Jahrhundert der Wirtschaftswissenschaft zurückblickte. Er erhielt viele akademische und nicht-akademische Auszeichnungen, unter ihnen die Ehrendoktorwürden der Freien Universität Berlin (1957), der Handelshochschule Helsinki (1961), der Universität Louvain (1963), der Universität Rennes (1966), der Universität Madrid (posthum 1970). 1968 bekam er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik.
In seinem wissenschaftlichen Bestreben war Schneider, der ansonsten das wirtschaftswissenschaftliche Aktivitätsfeld der Kieler Fakultät ebenso wie das Herausgebergremium des Weltwirtschaftlichen Archivs – der Zeitschrift des Instituts für Weltwirtschaft – absolut dominierte, bemerkenswert bescheiden. Immer wieder forderte er zur Demut gegenüber denjenigen auf, die unsere geistigen Vorfahren seien. »Wir sind nichts und werden nichts durch uns selbst, wir stehen alle auf den Schultern unserer Ahnen«. Wohl nicht zuletzt aus dieser Sicht heraus schrieb Schneider seinen vierten Band der „Einführung“, in dem er den Leser mit ausgewählten Kapiteln der Geschichte der Wirtschaftstheorie und seiner eigenen Faszination für diese Geschichte nach wie vor infizieren kann. Vielleicht ist dieser Band das genialste Opus Erich Schneiders. Vieles daraus hat er auf einer Schallplatte festgehalten, die seine Abschiedsvorlesung im Dezember 1968 dokumentiert. Schon damals, also vor fast vierzig Jahren, beklagte er übrigens den Zustand der deutschen Universität, die durch permanente politisch initiierte Reformen die Wissenschaftlichkeit zunehmend verlöre. Mit den Studentenunruhen der 68er Zeit hatte er durch seine dominierende Persönlichkeit und unübertroffene Schlagfertigkeit keine Schwierigkeiten.
Nachfolger Erich Schneiders als Präsident am Institut für Weltwirtschaft wurde Herbert Giersch.
Werke
- Einführung in die Wirtschaftstheorie, 4 Bände (1947–62). Tübingen.
- Industrielles Rechnungswesen. Grundlagen und Grundfragen. Tübingen 1954
- Wirtschaftlichkeitsrechnung. Tübingen 1951.
- Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft. 1964
- Joseph A. Schumpeter: Leben und Werk eines großen Sozialökonomen. Tübingen 1970.
- Money, income and employment. 1962 (2003 wieder aufgelegt)
- Pricing and equilibrium. 1962 (2003 wieder aufgelegt)
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Friedrich Opfermann, Siegerland und Wittgenstein im Nationalsozialismus. Personen, Daten, Literatur, Siegen 2001, S. 249.
Literatur
- Gottfried Bombach, Michael Tacke: Erich Schneider 1900–1970: Gedenkband und Bibliographie. Bibl. d. Inst. für Weltwirtschaft a. d. Univ., Kiel 1980
- Wolf Schäfer: Erich Schneider (1900–1970). In: Christiana Albertina, 59, 2004, S. 54–57, ISSN 0578-0160.
Weblinks
- Literatur von und über Erich Schneider (Ökonom) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wolf Schäfer: Großer Forscher von der Förde: Erich Schneider.
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