- Erika Lichte
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Erika Lichte (* 31. August 1900 in Frenswegen bei Nordhorn; † 10. Oktober 1947 in Neustadt in Holstein) war Dichterin, die in ihren vielen Werken ihre Probleme, ihre Lebensängste, ihr Leid und ihre Zweifel verarbeitet hat.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Jugend
Geboren und ihre Jugend verlebte Erika Lichte im Gebäude des ehemaligen Augustiner Kloster Frenswegen. Hier war ihr Vater Georg Carl Ernst Lichte als fürstlicher Revierförster eingesetzt und so wohnte die Familie Lichte in den Räumen des Sandsteingebäudes. Erikas Bruder Hubert war für das junge Mädchen bewunderter Freund und Ratgeber zugleich.
Nach dem Besuch der Volksschule und der Rektorschule in Nordhorn wechselt Erika Lichte auf ein Lyceum in Osnabrück, an dem sie auch ihr Abitur macht. Ihr Bruder Hubert fiel am 3. Februar 1917 als Leutnant im Ersten Weltkrieg in Kurland.
Gemeinsam waren sie vom Patriotismus der Zeit vor der dem Ersten Weltkrieg gefangen worden. In vielen von ihren Gedichten glorifizierte sie den Heldenmut der Soldaten, den Kampf und die Ziele des Kaisers. Dieses tragische Ereignis führt bei ihr zu einem Sinneswandel. Von der Erkenntnis, einem verhängnisvollen Irrtum erlegen zu sein, wendet sie sich verstärkt der Religion und der Frage nach dem Sinn des Lebens zu. Nachdem auch ihre Mutter stirbt, führt sie neben der Schule ihrem Vater, dem zeitweise kranken Oberförster, den Haushalt. Dieser Zeitabschnitt ist, dichterisch gesehen, der produktivste ihres Lebens.
Wandervogelbewegung
Die Möglichkeit, zumindest in Gedanken, der räumlichen und geistigen Enge und Bedrücktheit des Elternhauses zu entfliehen, findet Lichte bei der Wandervogelbewegung. Hier hat sie den Kontakt zu Gleichaltrigen und die Möglichkeit, ihr musikalisches Talent, sie spielt Laute und vertont einige ihrer Gedichte, auszuleben. Sie findet hier ihre geistige Heimat und wird Funktionär und anerkannte Leiterin dieser Jugendbewegung in der Grafschaft Bentheim. Auch im evangelisch-reformierten Glauben findet sie Antworten auf ihre Fragestellungen.
Wiener Zeit
Im Alter von 25 Jahren, Ostern 1925, geht Erika Lichte nach Wien, um an der Universität Musik- und Kunstgeschichte zu studieren. Durch Ihre Vermieterin, Mutter einer bekannten Schauspielerin, lernt sie nicht nur Wien, sondern auch die Kunstszene in dieser Weltstadt kennen.
Ob sie erfolgreich studierte ist nicht bekannt. Nur wenige Gedichte schreibt sie in dieser kurzen Zeit bis Ostern 1926, denn zu dieser Zeit verlässt sie bereits wieder Wien. Wann immer sie kann, kommt sie nach Wien,so 1936, 1938 und 1942.
Ehe mit Pastor Niemann
Bereits 1923 hatte Erika den Theologiestudenten Johannes Friederich Niemann kennengelernt, als dieser als Wandervogelstudent nach Frenswegen kam und in der dortigen Gastwirtschaft bei Verwandten wohnte. 1926 verlobten sich beide. Sie besuchte Pastor Niemann im November 1926 in Hannover-Stöcken.
Von September 1927 bis April 1936 wohnt das Ehepaar nun im Pfarrhaus in Husum bei Nienburg. Nach Antritt einer neuen Pastorenstelle zieht das kinderlose Ehepaar nach Altenkrempe bei Neustadt in Holstein. Von hier aus wird Pastor Niemann 1939 und 1941 zum Heeresdienst eingezogen und kehrt 1943 nach einer Unterschenkelamputation zurück und übernimmt wieder das Amt des Pastors. In dieser Zeit der Abwesenheit ihres Mannes fallen zahlreiche Reisen von Erika Lichte. Wien, Beltgerhaken, Hamburg sind u.a. die Ziele. Das dichterische Schaffen ist in dieser Zeit nicht so umfangreich wie in ihrer Jugendzeit, jedoch greift sie auch hier regelmäßig zur Feder.
Zwei Kuraufenthalte in Karlsbad 1941 und 1943 sind wegen der angegriffenen Gesundheit erforderlich. Erika Lichte stirbt, nach kurzer Krankheit am 19. Oktober 1947 im Krankenhaus von Neustadt/Holstein. Am 23. Oktober 1947 wird sie im Familiengrab neben ihren Eltern in Groß-Witfeizen bei Lüchow beigesetzt.
Werk
Mit vierzehn Jahren begann Erika Lichte Erlebtes und Empfundenes in Gedichten und Geschichten aufzuzeichnen. In ihren Werken findet sich der Kontrast zwischen dem verlassenen Kloster Frenswegen und der weiten, großteils noch unkultivierten Heidelandschaft in der Bauerschaft Frenswegen wieder. Erika Lichte ist äußerst sensibel und empfindsam und ihr Wesen ist eher schwermütig, fast depressiv. Die Motive der Dichtung ihrer Kindheit und Jugendzeit finden sich, wenn auch durch neue Erfahrungen zurückgedrängt, in ihrem Spätwerk wieder. Neben Gedichte zu Wien und dem Stephansdom beschäftigt sich Erika Lichte später mit dem Sinn des Lebens und der Religion. Beeindruckende Mariengedichte gehören sicherlich zu den Höhepunkten ihres Werkes.
1922 erscheint ihr erstes und einziges Gedichtsband „Melodien des Lebens″ und einige ihrer Werke werden in dem Sammelband „Die Bäke,neue Lieder und Balladen aus den Weser-Ems-Landen″ aufgenommen.
Nach Kriegsende plante Erika Lichte die Herausgabe eines zweiten Gedichtbandes. Die Herausgabe des Gedichtbandes wird nicht mehr realisiert, da nach dem Tode von Erika Lichte auch der Maler vor Fertigstellung der Illustrationen zum Buch verstarb. Ihr Ehemann bewahrte den dichterischen Nachlass mit vielen Briefen, Tagebüchern und Handschriften, der sich heute im Besitz des Heimatverein Grafschaft Bentheim befindet.
Literatur
- Gerolf Küpers:„Erika Lichte″, Verlag Heimatverein der Grafschaft Bentheim, 2001
- „Heimatdichtung der Grafschaft Bentheim″ vom Heimatverein der Grafschaft Bentheim, 1981
Weblinks
- Literatur von und über Erika Lichte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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