Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach

Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach

Karl Heinrich Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach (* 12. Juni 1871 in Nürnberg; † 18. Dezember 1952 in Erlangen) war ein deutscher Paläontologe und einer der bedeutendsten Dinosaurier-Forscher.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Ernst Stromer von Reichenbach gehört einem Adelsgeschlecht an, das im Mittelalter zu den wichtigsten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg gehörte. Einige Mitglieder der Familie Stromer (vorher auch Stromair und Stromeyer) fungierten als „oberste Losunger“ und Bürgermeister von Nürnberg. Die Familie war seit ihrer Einwanderung nach Nürnberg mit Unterbrechungen im 16. und 17. Jh. im „Inneren Rat“ von Nürnberg vertreten. Ulman Stromer (1329-1407) schrieb das früheste Werk der Nürnberger Geschichtsschreibung und gründete und betrieb die erste Papiermühle Deutschlands. Sein Halbbruder Peter Stromer erfand 1368 die Nadelwaldsaat, durch die es zum ersten Mal in der Forstwirtschaft gelang, planmäßig und in großem Ausmaß Wald anzusäen. Ab 1754 gehörte der Familie Stromer das Schloss Grünsberg in Mittelfranken.

Werdegang

Ernst Stromer von Reichenbach machte sich um die Erforschung fossiler Wirbeltiere verdient. Er wirkte in Leiden/Holland (1897 Konservator am „Geologisch-Mineralogischen Reichsmuseum“) und in München (1901 Habilitation, 1908 außerordentlicher Professor, 1920 Hauptkonservator und 1930 Abteilungsdirektor an der „Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie“, 1921 Honorarprofessor). 1916 wurde er zum außerordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt, 1921 wurde er ordentliches Mitglied der Mathematisch-physikalischen Klasse.

Wissenschaftliche Leistungen

Ernst Stromer von Reichenbach kam 1901 erstmals nach Ägypten. Zwischen 1911 und 1914 entdeckte sein deutsches und ägyptisches Team in der ägyptischen Bahariyya-Oase fossile Reste dreier fleischfressender theropoder Dinosaurier: Bahariasaurus, Carcharodontosaurus und Spinosaurus. In den 1930er Jahren fand er Knochenreste des pflanzenfressenden „Elefantenfuß-Dinosauriers“ (Sauropoden) Aegyptosaurus. Stromer beschrieb Spinosaurus (Dornen-Echse) 1915, Carcharodontosaurus (wegen der Ähnlichkeit der Zähne mit denen des riesigen Haifisches Carcharodon) 1931 , Aegyptosaurus 1932 und Bahariasaurus 1934 (Echse aus Bahariyya).

Die Originalfunde der von Ernst Stromer von Reichenbach in Ägypten entdeckten Dinosaurier wurden während des Zweiten Weltkrieges im Frühjahr 1944 bei einem Bombenangriff der Alliierten auf München zerstört. Der Leiter des Museums, in dem diese bedeutenden Fossilien aufbewahrt wurden, hatte Stromers Wunsch, diese Dinosaurier an einem sicheren Platz aufzubewahren, ignoriert.

Ehrungen

Im Jahr 2000 ehrte der amerikanische Doktorand Joshua Smith den deutschen Forscher, indem er den – nach Argentinosaurus - weltweit zweitgrößten Dinosaurier als Paralititan stromeri (Gezeiten-Riese) bezeichnete. Fossile Reste dieser nahezu 30 Meter langen und schätzungsweise bis zu 100 Tonnen schweren Art waren in Ägypten nahe der Fundstelle entdeckt worden, an der Stromer Aegyptosaurus geborgen hatte. 1942 wurde er Ehrenmitglied der Paläontologischen Gesellschaft.

Werke

  • Die Topographie und Geologie der Strecke Gharaq-Baharije nebst Ausführungen über die geologische Geschichte Ägyptens. München: Akademie, 1914, 78 S. (Abhandlungen der Königlich-Bayerischen Akademie der Wissenschaften: Mathematisch-physikalische Klasse)[Ergebnisse der Forschungsreisen Prof. E. Stromers in den Wüsten Ägyptens]
  • Weitere Bemerkungen über die ältesten bekannten Wirbeltier-Reste, besonders über die Anaspida. Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Math.-naturwiss. Abteilung. München: Verlag der Bayer. Akademie der Wissenschaften, 1926, S. 83-104
  • Gesicherte Ergebnisse der Paläozoologie. Vorgelegt am 5. März 1943. München: Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1944, 114 S. (Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften: Mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung)

Literatur

  • Ernst Frh. Stromer von Reichenbach: Unsere Ahnen in der Reichsstadt Nürnberg 1250 bis 1806. Nürnberg: Fromman, 1951, 44 S.
  • Adalbert Scharr: Die Nürnberger Reichsforstmeisterfamilie Waldstromer bis 1400 und Beiträge zur älteren Genealogie der Familien Forstmeister und Stromer von Reichenbach. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Bd. 52, 1963/64, S. 1-41
  • Raymund Windolf: Dinosaurier-Lexikon. Das aktuelle Wissen über die Dinosaurier, von ihren Anfängen bis zum Aussterben. Korb: Goldschneck-Verlag Weidert, 1989, 152 S., ISBN 3-926129-03-4

Siehe auch

Weblinks


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