- Ernst Gideon Bek
-
Ernst Gideon Bek (* 18. April 1872 in Pforzheim; † 27. Juli 1945) war Schmuckhändler und -fabrikant aus Pforzheim und Gründer der gleichnamigen Firma, die in den 20er Jahren für ihre Ringgeflecht-Handtaschen und Geldbörsen bekannt war. Darüber hinaus hat er 1906 die Pforzheimer Siedlung "Sonnenberg" begründet und war Ehrensenator der Universität Tübingen.
Leben
Ernst Gideon Bek wurde 1872 in Pforzheim geboren. Die Eltern besaßen eine kleine Gärtnerei und waren gläubige Methodisten. Bek besuchte die Realschule in Pforzheim, anschließend kaufmännische Lehre bei Fa. Rothacker in Pforzheim, danach Fremdsprachenkorrespondent bei den Firmen Kinzinger in Pforzheim und Baer in Hanau. 1896 war er als Generalvertreter der Pforzheimer Schmuckindustrie auf der Weltausstellung in Chicago.
1897 Gründung der Firma Ernst Gideon Bek, die sehr schnell international bekannt wurde, so dass nach wenigen Jahren bereits Filialen in Birmingham, Paris, Toronto, New York City, Newark und Indien bestanden. Von 1897 bis 1914 reiste Bek mehr als 100 Mal nach Amerika und lernte dort auch 1898 seine zukünftige Ehefrau Emilie Binder, Tochter deutscher Auswanderer, kennen, die er 1899 heiratete.
Da Beks Geschäfte florierten, erwarb er 1906 den auf der Pforzheimer Gemarkung Büchenbronn liegenden Sonnenberg und verwirklichte mit der von ihm gegründeten Gartenstadt Sonnenberg GmbH seinen Traum von der Gründung einer Gartenstadt am Rande Pforzheims. 1907 wurde zunächst ein 400 Ar umfassendes Teilstück des Geländes als Wochenendhaus für Familie Bek mit umgebenden Parkanlagen errichtet. 1910 wurde das gesamte Sonnenberg-Gelände erschlossen und nach der Planung vom Stuttgarter Architekten Linder entstanden dort zahlreiche Eigenheime und ein Terrassencafé.
Mit Ausbruch des ersten Weltkriegs wurden die meisten ausländischen Niederlassungen von Beks Firma geschlossen bzw. beschlagnahmt. Bek ging darauf Kooperationen im neutralen europäischen Ausland (Schweiz, Holland, Skandinavien) ein und konnte noch während des Krieges den durch die Schließung der alten Niederlassungen drohenden Konkurs abwenden. Nach dem Ersten Weltkrieg stellte sich Bek bei seinen Auslandsreisen, insbesondere in den USA, auch in den Dienst der notleidenden deutschen Wissenschaftler, für die er zahlreiche Spenden sammelte, wofür er zum Ehrensenator der Eberhard Karls Universität in Tübingen ernannt wurde.
Der seit Ausbruch des Krieges eingestellte Baubetrieb auf dem Sonnenberg konnte 1927 fortgeführt werden. Bek wurde 1928 in den Aufsichtsrat der "Gemeinschaft der Freunde", einer der ersten deutschen Bausparkassen, berufen. Zu dieser Zeit machte sich Bek auch als Rosenzüchter einen Namen. Auf dem Sonnenberg fanden öffentliche Rosen-Ausstellungen und -Prämierungen statt.
Da die Nachfrage nach Handtaschen aus Ringgeflecht und Geldbörsen international sehr groß war, gründete Bek schnell wieder zahlreiche neue Tochtergesellschaften und Filialen, u. a. auch auf Menorca, sowie zwei Produktionsanlagen in Pforzheim: die Automatische Ringgeflechtfabrik GmbH und die Maschinenfabrik Becker & Bittrolf. Beks Ringgeflecht-Accessoires waren auf der ganzen Welt beliebt, so dass fast keine anderen Artikel mehr von der Firma produziert wurden. Die Festlegung auf ein einzelnes Produkt sollte sich zum Nachteil erweisen, als Ringgeflecht-Accessoires gegen Ende der 20er Jahre aus der Mode kamen. Ein Großteil der einstmals über 500 Beschäftigten musste entlassen werden, Filialen wurden geschlossen, und auch die Maschinenfabriken wurden nicht länger benötigt, da es keine Nachfrage nach Ringgeflechtmaschinen mehr gab. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 brachte darüber hinaus große Verluste an offenen Forderungen amerikanischer Kunden. Im Oktober 1931 wurde schließlich ein Zwangsversteigerungsverfahren eingeleitet.
Bek versuchte, durch unermüdliche Reisetätigkeit, neue Absatzmärkte für seine Produkte zu erschließen, verausgabte sich jedoch total und erlitt im Juli 1932 nach seiner Rückkehr von einer Italienreise einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr vollständig erholen sollte. 1934 übergab er darum die Geschäfte an seine beiden Söhne Wesley (* 1903) und Sigfrid Orville (* 1909), die die Firma als "E. G. Bek & Co.KG" neu gründeten und zu neuer Blüte führen sollten. Das Stammhaus in Pforzheim wurde beim Fliegerangriff vom 23. Februar 1945 jedoch völlig zerstört. Ernst Gideon Bek starb am 27. Juli 1945 im Alter von 73 Jahren.
Wikimedia Foundation.