Esperanto-Literatur

Esperanto-Literatur

Die esperantosprachige Literatur umfasst Übersetzungen und original auf Esperanto verfasste Werke.[1]

Die ersten längeren Texte im Esperanto waren Übersetzungen von Werken der Weltliteratur, mit denen die frühen Literaten (neben Zamenhof u. a. Grabowski und Kabe) die Eignung der jungen Sprache erproben wollten. Bereits in seiner ersten Broschüre von 1887 veröffentlichte Zamenhof neben dem Vaterunser, dem Beginn des 1. Buches Mose (Genesis) und zwei Gedichten von Heinrich Heine auch zwei aus eigener Feder. Nach mehreren Novellen und Theaterstücken vor allem von bekannten deutschen und russischen Autoren erschien 1894 eine Übersetzung des Hamlet von William Shakespeare. Ein weiterer Meilenstein war die Übersetzung der gesamten Bibel, die 1926 erschien.

Der erste ursprünglich auf Esperanto verfasste Roman erschien 1907, wird aber gemeinhin als literarisch nicht sehr wertvoll angesehen. Erst in den 1920er Jahren kam es zu einer ersten Blüte der Originalliteratur, unter anderem mit den Ungarn Kálmán Kalocsay und Julio Baghy. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte die so genannte Schottische Schule Furore, unter anderem mit William Auld. Ebenfalls nach dem 2. Weltkrieg wurde Sándor Szathmári durch einen satirischen Roman in der Esperantowelt berühmt. Der berühmteste Esperanto-Übersetzer und -Autor Chinas schreibt unter dem Pseudonym Laŭlum. Bekannte Autoren der heutigen Esperanto-Literaturszene sind beispielsweise der Satiriker Jorge Camacho aus Spanien, die Kroatin Spomenka Štimec und der Schwede Sten Johansson. Als die Grande Dame der Esperanto-Literatur gilt die Engländerin Marjorie Boulton.

Im Jahre 1993 wurde das Esperanto-PEN-Zentrum als Sektion in den Internationalen P.E.N. aufgenommen. Daneben existiert der acht Jahre ältere Esperantosprachige Autorenverband (EVA). Insgesamt erschienen bisher ungefähr vierzigtausend Buchtitel auf Esperanto.

In der Sparte der Sachbücher ist naturgemäß vor allem das Thema Sprachwissenschaft entwickelt. Exemplarisch genannt seien hier der britische Phonetikprofessor John C. Wells (u. a. Lingvistikaj aspektoj de Esperanto) und der Schweizer Dolmetscher und Psychologe Claude Piron (La bona lingvo). Auch der französische Linguist und Religionshistoriker Gaston Waringhien ist mit zahlreichen Aufsätzen und Essays zu den Themen Sprache und Literatur hervorgetreten. Bezüglich der Esperanto-Geschichte gehören der Schweizer Edmond Privat, der Deutsche Ulrich Lins (Die gefährliche Sprache) und der Japaner Ito Kanzi zu den wichtigsten Autoren.

Teil der Esperanto-Literatur sind auch die Zeitschriften der Sprachgemeinschaft; hier kann nur eine kleine Auswahl präsentiert werden. Eine besondere Stellung hat die monatlich erscheinende Esperanto, nicht nur als Organ des Welt-Esperantobundes Universala Esperanto-Asocio (seit 1920), sondern auch wegen ihres Alters: sie erscheint seit 1905, mit nur kurzen Unterbrechungen während der beiden Weltkriege. Der der UEA angegliederte Jugendverband TEJO gibt ferner für Jugendliche die Zeitschrift Kontakto heraus. Eigene Zeitschriften haben auch die meisten Landesverbände und auch viele Fachverbände. Die Zeitschrift des Deutschen Esperanto-Bundes heißt Esperanto aktuell.

Unabhängig sind Heroldo de Esperanto, 1920 von dem Rheinländer Theo Jung gegründet, und das Internet-Magazin Libera Folio (seit 2003). Die in Antwerpen erscheinende Monato hat sich den deutschen Spiegel zum Vorbild genommen und berichtet über Politik, Gesellschaft und Kultur weltweit.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Harald Haarmann: Kleines Lexikon der Sprachen. Von Albanisch bis Zulu. München: Becksche Reihe, Band 1432. ISBN 3-406-47558-2 (2001), S. 117 f.

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