- Essigbeere
-
Gewöhnliche Berberitze Systematik Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige (Rosopsida)Unterklasse: Hahnenfußähnliche (Ranunculidae) Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales) Familie: Berberitzengewächse (Berberidaceae) Gattung: Berberitzen (Berberis) Art: Gewöhnliche Berberitze Wissenschaftlicher Name Berberis vulgaris L. Die Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris) (von lat. barbaris), auch Sauerdorn, Essigbeere oder Echte Berberitze genannt, ist ein Strauch aus der Familie der Berberitzengewächse (Berberidaceae). Die Gewöhnliche Berberitze ist in Europa und Asien verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Es handelt sich um einen sommergrünen, mit Blattdornen bewehrten Strauch, der Wuchshöhen von 1 bis 3 Metern erreicht. Die Zweige weisen ein- bis siebenteilige Dornen (umgewandelte Blätter der Langtriebe) auf, aus deren Achseln Laubblätter (an Kurztrieben) entspringen. Die Rinde ist äußerlich gelbbraun bis grau, innerlich leuchtend gelb.
Die Blüten sind gelb, halbkugelig-glockig und finden sich in bis zu dreißigblütigen traubigen Blütenständen; ihr intensiver Geruch wird von manchen als unangenehm empfunden. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Der Strauch trägt von August bis Oktober rote bis zu 1 cm lange Beeren.
Ökologie
Die Berberitze ist ein bis 3 m hoher, winterkahler Dornstrauch. Die Dornen dienen der Vermeidung von Tierverbiss. An der Sprossbasis werden drei- und mehrteilige, an der Sprossspitze nur einteilige Dornblätter ausgebildet. An Schösslingen lässt sich an Hand von Übergangsblättern die Entstehung der Dornblätter aus normalen Laubblättern verfolgen. Die Berberitze zählt zu den SO2-empfindlichen Straucharten.
Die Blüten sind Nektar führende Scheibenblumen und stehen in hängenden Trauben, die sich als Langtriebe endständig an Kurztrieben befinden. Die Blüten besitzen 6 gelbe kelchartige Perigonblätter, 6 ebenfalls gelbe, kronblattartige Nektarblätter mit basalen Nektardrüsen und vor diese stehend 6 Staubblätter mit klappig aufspringenden Staubbeuteln. Die Staubfäden sind im unteren Teil der Innenseite druckempfindlich (Seismonastie). Es liegt ein Turgormechanismus mit einer Alles- oder Nichts-Reaktion vor, d.h. ab einem bestimmten Druck erfolgt in 1/10 Sekunde eine schlagartige (reversible) Bewegung der Staubblätter zum Griffel hin. Dadurch wird der klebrige Pollen auf die bestäubenden Insekten gedrückt. Vor dem Abblühen erfolgt auch spontane Selbstbestäubung. Die Früchte sind scharlachrote, genießbare, aber durch 6% Äpfelsäure und andere Fruchtsäuren sehr saure Beeren. Die Früchte sind z.T. Wintersteher, es findet Verdauungsverbreitung der Samen durch Vögel statt.
Vorkommen
Die Berberitze kommt in West-, Mittel- und Südeuropa natürlich vor, nicht aber auf den britischen Inseln und Skandinavien. Nach Osten reicht die Verbreitung bis zum Kaukasus. In den Alpen steigt die Berberitze bis in 2500 Meter NN.
Diese Art bevorzugt kalkhaltige trockene bis mäßig feuchte Standorte sowohl im Licht als auch im Halbschatten. Sie bevorzugt Waldränder, Gebüsche, lichte Auen. Nach Ellenberg ist sie eine Halblichtpflanze, subozeanisch verbreitet, auf stickstoffarmen Standorten wachsend und eine Verbandscharakterart Wärmeliebender Berberitzengebüsche (Berberidion vulgaris).
Krankheiten
Die Berberitze ist Zwischenwirt des Getreide-Schwarzrostpilzes (Puccinia graminis) und wurde deshalb in Europa stellenweise nahezu ausgerottet. Infizierte Berberitzenblätter weisen auf der Unterseite orangegelbe bis rostbraune Pusteln auf, aus denen Sporen des Getreide-Schwarzrostpilzes vom Wind verbreitet werden. Als man im 18. Jahrhundert begann, den Zusammenhang zwischen der Berberitze und dem Schwarzrost zu erkennen, brach in Frankreich ein heftiger Streit zwischen Bauern und Konfitüre-Kochern aus, die die Bauern des Aberglaubens bezichtigten. Wissenschaftlich bestätigt wurde die Funktion der Berberitze als Zwischenwirt durch den Botaniker und Mykologen Heinrich Anton de Bary im Jahr 1866.
Verwendung
Die Berberitze ist eine Heil- und Giftpflanze. Die Hauptwirkstoffe sind Berberin (ein Isochinolin-Alkaloid) und Berbamin (ein Bisbenzylisochinolin), die in allen Pflanzenteilen, bis auf ihre Früchte und Samen, enthalten sind. Sie können bei Verzehr, beispielsweise durch Essen der Rinde, eine leichte Vergiftung hervorrufen. Eine Einnahme von mehr als 0,5 g Berberin, was etwa 4 g Berberitzenwurzelrinde entspricht, kann zu Nasenbluten, Benommenheit und Atembeschwerden führen. Eine Reizung der Haut, Augen und Nieren sowie Magen- und Darmbeschwerden sind möglich.[1] Hohe Dosen können nach starker Atemnot und unter Krämpfen prinzipiell zum tödlichen Atemstillstand führen.[2]
Die roten Früchte der Berberitze sind weitgehend frei von Berberin und Berbamin und daher essbar. Sie sind sehr vitaminreich und schmecken säuerlich. Traditionell werden sie in Europa zur Konfitürenbereitung genutzt. Getrocknet werden sie wie Rosinen z. B. in Müsli gegessen. Die Beeren der Berberitze werden in orientalischen Ländern, vor allem im Iran zum Kochen verwendet. Dort werden sie vor allem zur Würzung (süß-sauer) von Reis (z. B. Sereschk Polo), aber auch von Fisch und Braten verwendet.
Rinde und Wurzel wurden früher zum Gelbfärben von Textilien, Leder und Holz benutzt. Das harte Holz wird für Einlege- und Drechselarbeiten verwendet. In der Volksheilkunde wird die Berberitzenwurzel unter anderem bei Leberfunktionsstörungen, Gallenleiden, Gelbsucht und Verdauungsstörungen angewandt.[1]
Die Berberitze ist auch als Zierpflanze verbreitet.Mit der Gewöhnlichen Mahonie (Mahonia aquifolium) bildet die Gewöhnliche Berberitze die Gattungshybride ×Mahoberberis neubertii.
Belletristik
Die jugendliche Titelheldin von „Berberitzchen“ (Erzählung von Irene Forbes-Mosse, in: Berberitzchen und andere Erzählungen, 1910) hat ihren Übernamen von der Berberitze.
Literatur
- Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Enzyklopädie der Sträucher, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, 2006, ISBN 978-3-937872-40-7
- M. A. Fischer, W. Adler, & K. Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol - 2nd ed. - Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2005, 1392 pp., ISBN 3-85474-140-5
- D. Aichele, H.-W. Schwegler, Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, 2000, ISBN 3-440-08048-X
- Erlbeck, Haseder, Stinglwagner: Das Kosmos Wald und Forst Lexikon, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, 2000, ISBN 3-440-09316-6
- H. Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. 5. Auflage, Ulmer-Verlag, 1996
- R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2005, ISBN 3-494-01397-7
- Margot Spohn/ Marianne Golte-Bechtle: Was Blüht den da? Enzyklopädie, Kosmosverlag, 2005
Einzelnachweise
Weblinks
Giftwirkung: [3]
Wikimedia Foundation.